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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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untergefasst, wobei sie böse und verwirrt auf Béla, Jurkowski und die Arbeiter blickten. Richardsons Augen waren geschlossen, auf seiner hohen glatten Stirn breitete sich ein dunkler Bluterguss aus.
    »Übrigens«, sagte Jurkowski, »gebt überhaupt alle Waffen ab, die es hier gibt. Euch meine ich, ihr Schmarotzer! Von diesem Augenblick an wird jeder, bei dem eine Waffe gefunden wird, auf der Stelle erschossen. Ich statte den Kommissar Barabas mit den entsprechenden Vollmachten aus.«
    Shilin ging gemächlich um den Tisch, holte die Pistole hervor und reichte sie Barabas. Barabas, den Blick auf den ihm am nächsten stehenden Gangster geheftet, zog langsam den Verschluss zurück. In der einsetzenden Stille klickte der Verschluss laut. Um den Gangster bildete sich augenblicklich ein leerer Raum. Der Gangster erbleichte, zog aus der Gesäßtasche eine Pistole und warf sie auf den Boden. Béla kickte die Waffe in eine Ecke und wandte sich an einen der Kerle, die Richardson stützten. »Du!«
    Der Kerl ließ Richardson los und schüttelte mit einem schiefen Lächeln den Kopf. »Ich hab keine.«
    »Na gut«, sagte Jurkowski. »Sergeant, helfen Sie diesen Typen, ihre Waffen loszuwerden. Kommen wir auf unser Gespräch zurück. Wir waren hier unterbrochen worden.« Er wandte sich an Joshua. »Sie hatten, glaube ich, gesagt, ich solle mich nicht in Ihre Angelegenheiten mischen, ja?«
    »Ja«, bestätigte Joshua. »Wir sind freie Menschen und aus eigenem Willen hergekommen, um etwas zu verdienen. Und dabei haben Sie uns nicht zu stören. Wir stören Sie nicht, also stören Sie uns auch nicht.«
    »Die Frage, wer wen stört, wollen wir vorerst beiseitelassen«, sagte Jurkowski. »Aber jetzt werde ich euch etwas erzählen.«
    Er holte ein paar gleißende bunte Steinchen aus der Tasche und warf sie auf den Tisch. »Da habt ihr die sogenannten Weltraumperlen. Ihr kennt sie alle gut. Es sind gewöhnliche Edel- und Halbedelsteine, die hier auf der Bamberga sehr lange Zeit der Einwirkung kosmischer Strahlung und tiefer Temperaturen ausgesetzt waren. Sie haben keinerlei besondere Vorzüge, ausgenommen den sehr schönen Glanz. Reiche Dämchen zahlen dafür Unsummen, und auf dieser Erzdummheit beruht die Existenz eurer Firma. An der Nachfrage nach diesen Steinen verdient das Unternehmen viel Geld.«
    »Und wir auch«, wurde aus der Menge gerufen.
    »Und ihr auch«, stimmte Jurkowski zu. »Aber die Sache ist die: In den acht Jahren, die die Gesellschaft besteht, haben auf der Bamberga rund zweitausend Menschen ihren Dreijahreskontrakt abgearbeitet. Und wisst ihr, wie viele von denen, die zurückgekehrt sind, noch leben? Weniger als fünfhundert. Die mittlere Lebenserwartung eines Arbeiters nach der Rückkehr überschreitet nicht zwei Jahre. Drei Jahre lang reißt ihr euch hier auf der Bamberga den Hintern auf, bloß um danach zwei Jahre lang auf der Erde bei lebendigem Leibe zu verfaulen. Das passiert vor allem, weil auf der Bamberga nie der Beschluss der Internationalen Kommission beachtet wird, der mehr als sechs Stunden Arbeit pro Tag in euren Gruben verbietet. Auf der Erde tut ihr nichts anderes mehr, als euch kurieren zu lassen, und ihr leidet darunter, dass ihr keine Kinder habt oder dass sie als Missgeburten zur Welt kommen. Das ist ein Verbrechen des Unternehmens, aber jetzt geht es nicht um das Unternehmen.«
    »Warten Sie.« Joshua hob die Hand. »Lassen Sie mich auch was sagen. Das alles haben wir schon gehört. Der Mister Kommissar hat uns damit in den Ohren gelegen. Ich weiß nicht, wie das die anderen sehen, aber mich gehen die Toten nichts an. Ich bin gesund und habe nicht vor abzukratzen.«
    »Richtig«, erklang es aus der Menge. »Sollen die Rotznasen doch abkratzen.«
    »Kinder oder nicht – das ist meine Sache. Und auch sich kurieren lassen müssen nicht Sie, sondern ich mich. Gott sei Dank bin ich schon volljährig und für mein Tun selbst verantwortlich. Ich will von niemandem Reden hören. Da haben Sie den Gangstern die Waffen abgenommen, und ich sage: Gut so. Machen Sie die Schwarzbrenner ausfindig und den Saloon zu. Richtig?« Er wandte sich der Menge zu. In der Menge begann man durcheinander zu reden. »Was gibt’s da zu murmeln? Es stimmt, was ich sage. Wo gibt’s denn so was – für einen Drink zwei Dollar? Und wer da Schmiergelder nimmt, dem können Sie auf die Finger klopfen. Das geht auch in Ordnung. Aber in meine Arbeit sollen Sie sich nicht einmischen. Ich bin hergekommen, um Geld zu verdienen, und

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