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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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konnte es nicht herausfinden.«
    »Aber es gibt welche?«
    »Ja.«
    »Wer genehmigt die Überstunden?«
    »Es verbietet sie niemand.«
    »Haben Sie sich an den leitenden Manager gewandt?«
    Béla ballte die Fäuste. »An diesen Schweinehund habe ich mich zwanzigmal gewandt. Er will von nichts hören. Er sieht nichts, hört nichts und versteht nichts. Er bedauert es sehr, dass ich schlechte Informationsquellen habe. Wissen Sie, Wladimir Sergejewitsch, entweder nehmen Sie mich hier raus und schicken mich zum Teufel, oder Sie geben mir Vollmachten, die Dreckskerle zu erschießen. Ich kann nichts machen. Ich habe argumentiert. Ich habe gebeten. Ich habe gedroht. Wie gegen eine Wand. Für alle Arbeiter ist der Kommissar der IKKK eine rote Vogelscheuche. Niemand will mit mir reden. ›I don’t know nothing and it’s not any damn business of yours.‹ Auf die internationalen Arbeitsgesetze spucken sie. Ich halte das nicht mehr aus. Haben Sie die Plakate an den Wänden gesehen?«
    Jurkowski musterte ihn schweigend und dreht die weiße Dame zwischen den Fingern.
    »Hier kann man sich auf niemanden stützen«, fuhr Béla fort. »Das sind entweder Banditen oder stilles Kroppzeug, das nur davon träumt, sich die Taschen vollzuschlagen, und es ist ihm egal, ob es nachher krepiert oder nicht. Die richtigen Menschen von denen kommen ja nicht hierher. Abschaum, Versager, Lumpen. Jeden Abend zittern mir die Hände von alldem. Ich kann nicht schlafen. Gestern haben sie mich geholt, damit ich das Protokoll über einen Unglücksfall unterschreibe. Ich habe mich geweigert: Es war völlig klar, dass sie dem Mann den Skaphander mit dem Schneidbrenner aufgeschlitzt haben. Und da hat dieser niederträchtige Kerl, der Gewerkschaftssekretär, gesagt, dass er sich über mich beschweren wird. Vor einem Monat sind auf der Bamberga drei Mädels aufgetaucht und am selben Morgen verschwunden. Ich gehe zum Manager, und dieser Schuft lacht mir ins Gesicht: ›Sie haben Halluzinationen, Mr. Kommissar, Sie sollten zu Ihrer Frau zurückkehren, wenn Sie schon am Tag von Weibern träumen.‹ Immerhin haben sie dreimal auf mich geschossen. Ja, ja, ich weiß, dass keiner von den Dummköpfen versucht hat, mich zu treffen. Aber davon wird mir auch nicht leichter. Wenn ich nur dran denke, dass man mich hierhergesetzt hat, um Leben und Gesundheit dieser Halunken zu beschützen! Soll sie doch alle der Teufel holen ...«
    Béla verstummte und knackte mit den Fingern.
    »Na, na, gemach, Béla«, sagte Jurkowski streng.
    »Erlauben Sie mir abzureisen«, sagte Béla. »Der Genosse da« – er zeigte auf Shilin – »ist wohl der neue Kommissar ...«
    »Das ist nicht der neue Kommissar«, erwiderte Jurkowski. »Machen Sie sich bekannt: der Bordingenieur der Tachmasib , Shilin.«
    Shilin verbeugte sich leicht.
    »Was für einer Tachmasib ?«
    »Das ist mein Schiff«, sagte Jurkowski. »Und jetzt machen wir Folgendes. Wir gehen zu dem Leiter, und ich sage ihm ein paar Worte. Und dann reden wir mit den Arbeitern.« Er stand auf. »Macht nichts, Béla, nehmen Sie’s nicht schwer. Sie sind nicht der Erste. Mir steht diese Bamberga auch bis hier.«
    Béla sagte besorgt: »Wir müssen aber ein paar von unseren Leuten mitnehmen. Es kann zum Handgemenge kommen. Der Manager hält sich hier eine ganze Gangsterbande.«
    »Wen meinen Sie mit ›unseren Leuten‹?«, fragte Jurkowski. »Sie haben doch gesagt, Sie könnten sich hier auf niemanden verlassen.«
    »Sie sind allein gekommen?«, fragte Béla erschrocken.
    Jurkowski zuckte die Achseln. »Ja gewiss. Ich bin doch nicht der Manager.«
    »Schön«, sagte Béla. Er schloss den Safe auf und nahm die Pistole heraus. Sein Gesicht war bleich und entschlossen. Die erste Kugel verpasse ich diesem Schleimer, dachte er mit heftiger Freude. Soll doch auf mich schießen, wer will, aber die erste Kugel kriegt Mr. Richardson ab. In seine fette, glatte, widerliche Visage.
    Jurkowski betrachtete ihn aufmerksam. »Wissen Sie, Béla«, sagte er mit Nachdruck, »ich würde an Ihrer Stelle die Pistole hierlassen. Oder geben Sie sie dem Genossen Shilin. Ich fürchte, Sie werden sich nicht beherrschen können.«
    »Und Sie meinen, er wird sich beherrschen?«
    »Werd ich, werd ich«, sagte Shilin lächelnd.
    Béla übergab ihm mit sichtlichem Bedauern die Pistole.
    Jurkowski öffnete die Tür und blieb stehen. Vor ihm hatte sich der wackere Sergeant Higgins in frischer Paradeuniform und mit blauem Helm aufgebaut. Higgins hatte offensichtlich

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