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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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ganze Messapparatur der Planetologen arbeitete mit hoher Spannung. Dauge lief zum Sanitätsraum.
    Erst nach vier Injektionen schlug Jurkowski endlich die Augen auf. Sein Blick war trübe und ziemlich verstört, aber Dauge freute sich unsagbar.
    »Zum Kuckuck noch mal, Wladimir«, sagte er erleichtert, »ich hatte schon sonst was gedacht. Na, wie fühlst du dich? Kannst du aufstehen?«
    Jurkowski bewegte die Lippen, öffnete den Mund und röchelte. Seine Augen nahmen allmählich einen verständigen Ausdruck an, seine Brauen zuckten.
    »Lass es gut sein, bleib lieber liegen!«, sagte Dauge. »Du musst noch ein Weilchen liegen.« Er drehte sich um und erblickte an der Tür Charles Mollard. Der Franzose hielt sich am Türpfosten fest und wankte etwas. Sein Gesicht sah rot und aufgedunsen aus, er triefte vor Nässe und war mit seltsamen weißen Zapfen behängt. Dauge kam es sogar so vor, als ob er dampfte. Minutenlang maß Mollard die beiden Planetologen, die ihn verdutzt ansahen, mit traurigen Blicken. Jurkowski hörte auf zu röcheln. Schließlich taumelte Mollard nach vorn und trippelte mit kraftlosen Schritten zum nächsten Sessel. Klitschnass, wie er war, bot er einen bedauernswerten Anblick. Kaum hatte er sich gesetzt, da verbreitete sich in der Messe der appetitliche Duft von gekochtem Fleisch. Dauge hob schnuppernd die Nase. »Ist das die Suppe?«
    »Oui, monsieur«, antwortete Mollard bekümmert. »Faddennuddeln.«
    »Und wie ist die Suppe?«, fragte Dauge. »Gu-ud?«
    »Gu-ud«, sagte Mollard und las die Fadennudeln von seiner Kleidung.
    »Ich esse sehr gern Suppe«, erklärte Dauge.
    Mollard seufzte und lächelte. »Keine Suppe mehr da. Oh, warr das eine heiße, serr heiße Suppe. Das warr schon kein kochende Wasser mehr.«
    »Um Gottes willen!«, sagte Dauge und brach trotzdem in lautes Gelächter aus. Auch Mollard musste lachen.
    »Ja!«, rief er. »Das warr serr komisch, aber auch serr unangenehm! Ganze Suppe ist perdu.«
    Jurkowski fing an zu röcheln. Sein Gesicht verzerrte sich und lief rot an. Beunruhigt beugte sich Dauge über ihn.
    »Hat sisch Woldemar schlimm gestoßen?« Mollard reckte den Hals und betrachtete Jurkowski mit ängstlicher Neugier.
    »Woldemar hat einen elektrischen Schlag abbekommen«, antwortete Dauge. Er lächelte nicht mehr.
    »Was ist eigentlich passiert?«, fragte Mollard. »Es war so unangenehme Schütterung.«
    Jurkowski hörte zu röcheln auf, setzte sich auf und kramte mit einem fürchterlichen Zähnefletschen in der Brusttasche seiner Jacke.
    »Was hast du, Wolodka?«, fragte Dauge entgeistert.
    »Woldemar kann nischt spreschen«, sagte Mollard leise.
    Jurkowski nickte hastig, zog Druckstift und Notizbuch aus der Tasche und begann zu schreiben. Dabei zuckte sein Kopf.
    »Keine Angst, Wolodja«, murmelte Dauge. »Das vergeht schnell wieder!«
    »Das vergeht«, bestätigte Mollard. »Mit mir warr auch so. Warr ein serr großer Stromschlag, und dann ist alles vergeht.«
    Jurkowski gab Dauge das Notizbuch, legte sich wieder hin und schloss die Augen.
    »›Kann nicht sprechen‹«, entzifferte Dauge mühsam.
    »Keine Sorge, Wolodja, das ist nur vorübergehend.« Jurkowski zappelte ungeduldig. »Ja, gleich. ›Was ist mit Alexej und den Piloten? Mit dem Raumschiff?‹ Ich weiß es nicht«, sagte Dauge verlegen und warf einen Blick auf das Schott zur Steuerzentrale. »Pfui, Teufel, ich habe alles vergessen!«
    Jurkowski schüttelte den Kopf und sah ebenfalls zu dem Schott hinüber.
    »Isch erkundige«, sagte Mollard. »Isch werde gleisch alles erwissen!«
    Als er aufstand, öffnete sich das Schott. Hünenhaft, das Haar zerzaust, die Nase seltsam blaurot und die Stirn über der rechten Braue blau verquollen, trat der Kommandant ein. Er maß die Anwesenden mit zornfunkelnden Blicken, ging auf sie zu und stemmte die Fäuste auf den Tisch.
    »Warum sind die Passagiere nicht in den Druckkammern?«
    Das sagte er gar nicht laut, aber so, dass Charles Mollard augenblicklich sein vergnügtes Lächeln verging. Bedrückendes Schweigen. Dauge lächelte schief und wich Bykows Blick aus. Jurkowski schloss erneut die Augen und dachte: Halb so wild. Er kannte Bykow gut.
    »Wann wird hier an Bord endlich Disziplin herrschen?«, fragte Bykow.
    Die Passagiere schwiegen.
    »Kindsköpfe«, sagte Bykow verdrossen und setzte sich. »Schlappwirtschaft ... Was ist denn mit Ihnen los, Monsieur Mollard?«, fragte er müde.
    »Das ist die Suppe«, antwortete Mollard bereitwillig. »Ich gehe sofort Anzug

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