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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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der Tür einen glänzenden schwarzen Fleck, ein Leck von einem Meteoritentreffer. Alle Abteilungen der Wohngondeln waren hermetisch abgeschlossen. Wenn ein derartiges Leck entstand, stellte sich automatisch die Luftzufuhr ab, bis die Teerplaste, das zähe, widerstandsfähige Zwischenwandfutter des Schiffskörpers, das Leck wieder geschlossen hatte. Das dauerte im ganzen eine, maximal zwei Sekunden. Trotzdem konnte in dieser Zeit der Druck in der betreffenden Abteilung erheblich sinken. Für die Menschen war das nicht gefährlich, aber für eingeschmuggelte Konserven tödlich. Die Konservendosen explodieren einfach. Besonders solche mit Gewürztunken. Konterbande, dachte Jurkowski. Dieser alte Vielfraß! Na, dafür kriegt er vom Kommandanten etwas zu hören! Bykow duldet keinen Schmuggel.
    Jurkowski sah sich noch einmal in der Kajüte um, da fiel ihm auf, dass das verpichte schwarze Leck silbrig schimmerte. Aha, dachte er, da hat jemand die Lecks schon metallisiert. Richtig so. Andernfalls werden die Teerplastpfropfen von dem großen Außendruck einfach ins Schiffsinnere geschleudert. Er schaltete das Licht aus und trat auf den Korridor. Da fühlte er sich plötzlich schrecklich müde und spürte bleierne Schwere in den Gliedern. Verdammt, ich bin ja gar nicht richtig da, dachte er und glaubte auf einmal, das Trageband des Mikrofons schnitte ihm in den Hals. Da begriff er, was los war: Der Flug war zu Ende. Innerhalb weniger Minuten würde sich die Schwere verdoppeln, dann würde sich über dem Schiff zehntausend Kilometer hoch komprimierter Wasserstoff ballen, und bis in sechzigtausend Kilometer Tiefe unter dem Schiff würde nichts als hochkomprimierter, flüssiger, fester Wasserstoff sein. Jedes Kilogramm des Körpers würde zwei Kilogramm oder noch mehr wiegen. Armer Charles, dachte Jurkowski. Armer Mischa.
    »Woldemar!«, rief Mollard hinter ihm. »Woldemar, helfen Sie uns die Suppe fahren. Das ist sehr schwere Suppe!«
    Jurkowski drehte sich um. Ganz rot im Gesicht und schwitzend schoben Dauge und Mollard einen bedrohlich schwankenden Servierwagen aus der Kombüse, auf dem drei dampfende kleine Kasserollen standen. Jurkowski ging ihnen entgegen und merkte auf einmal, wie schwer ihm das Gehen fiel. Mollard stöhnte leise und setzte sich auf den Fußboden. Die Tachmasib war zum Stillstand gekommen. Sie hatte mit ihrer Besatzung, ihren Passagieren und ihrer Fracht die allerletzte Station erreicht.

2. Die Planetologen stellen den Navigator auf die Probe, und der Funkoptiker stellt die Planetologen auf die Probe
    »Wer hat dieses Mittagessen gekocht?«, fragte Bykow.
    Er sah alle an und heftete den Blick wieder auf die Kasserollen. Michail Antonowitsch lehnte mit der Brust halb überm Tisch, sein Atem ging schwer, beinahe keuchend. Sein Gesicht war purpurrot und aufgequollen.
    »Isch«, antwortete Mollard betreten.
    »Was ist eigentlich los?«, fragte Dauge.
    Alle sprachen mit heiserer Stimme, würgten die Worte mühsam hervor. Mollard lächelte schief und legte sich auf eine Couch. Ihm war übel. Die Tachmasib sank nicht mehr, und die Schwerkraft wurde unerträglich. Bykow sah Mollard an.
    »Das Mittagessen wird euch umbringen«, sagte er. »Wenn ihr es esst, steht ihr nicht mehr auf. Es würde euch innerlich zerreißen, versteht ihr?«
    »So ein Ärger«, sagte Dauge verdrossen. »Ich hatte gar nicht an die Schwerkraft gedacht.«
    Mollard lag mit geschlossenen Augen und atmete schwer. Sein Unterkiefer hing herab.
    »Wir werden die Bouillon essen«, sagte Bykow. »Und damit hat sich’s. Kein Stück mehr.« Er warf einen Blick auf Michail Antonowitsch und entblößte grimmig lächelnd die Zähne. »Kein Stück!«, wiederholte er.
    Jurkowski ergriff eine Schöpfkelle und schöpfte Bouillon auf die Teller. »Ein schweres Mittagessen.«
    »Es riecht schmackhaft«, stellte Michail Antonowitsch fest. »Vielleicht kannst du mir noch ein ganz klein wenig mehr auftun, Wolodenka?«
    »Das genügt«, entgegnete Bykow hart. Den Löffel wie ein Kind in der mit Graphitfett beschmierten Faust, schlürfte er langsam die Bouillon.
    Schweigend begannen alle zu essen. Mollard richtete sich mühsam auf und – legte sich wieder hin. »Isch kann nicht. Pardon, isch kann nicht.«
    Bykow legte den Löffel hin und stand auf. »Ich empfehle allen Passagieren, sich nachher in die Druckkammern zu legen.«
    Dauge schüttelte ablehnend den Kopf.
    »Na schön, wie ihr wollt. Aber legt Mollard unbedingt in die Druckkammer!«
    »Gut«, antwortete

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