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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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auch auf die Kissen und legte sich auf den Rücken. »Noch kein Mensch hat das jemals zu sehen bekommen ... Ein Jammer.«
    »Ekelhaft, wenn man nichts zu tun hat ...«
    Plötzlich stemmte Dauge sich auf die Ellbogen hoch und legte horchend den Kopf zur Seite.
    »Was hast du?«, fragte Jurkowski.
    »Sei doch mal still! Hörst du nichts?«
    Jurkowski horchte. Ein kaum vernehmliches dumpfes Brummen, das wellenweise anschwoll und abflaute wie das Gesumm einer überdimensionalen Hummel, erscholl irgendwo. Der Brummton schwoll an, wurde heller und verstummte.
    »Was mag das sein?«, fragte Dauge.
    »Keine Ahnung«, antwortete Jurkowski halb flüsternd und setzte sich auf. »Vielleicht das Triebwerk?«
    »Nein, es kam von dort.« Dauge wies in die Richtung der Periskope. »Also ... das ist doch ...« Er lauschte abermals, und erneut war ein anschwellendes Dröhnen zu hören.
    »Da müssen wir doch mal nachsehen, was das ist!«, sagte Dauge.
    Die überdimensionale Hummel verstummte, aber eine Sekunde später summte sie schon wieder. Auf Knien rutschte Dauge an sein Periskop. »Sieh dir das an, schnell!«, rief er.
    Jurkowski rutschte an sein Periskop, und Dauge rief begeistert: »Sich doch nur, herrlich!«
    Aus dem gelbrosa Abgrund stiegen riesige grün, blau und rot schillernde Kugeln auf, die an Seifenblasen erinnerten. Ein Schauspiel von einmaliger Schönheit, aber völlig unerklärlich. Diese schillernden Kugeln stiegen mit Bassgeigengebrumm aus dem Abgrund auf, jagten ungestüm vorüber und verschwanden aus dem Gesichtskreis. Sie waren alle unterschiedlich groß, und Dauge hielt sich emsig an der gezahnten Trommel des Entfernungsmessers fest. Eine besonders große Kugel zog, sacht schaukelnd, ganz nahe vorüber – das Observatorium hallte sekundenlang von dem unerträglich tiefen, markerschütternden Gedröhn wider, und das ganze Raumschiff fing leicht an zu schlingern.
    »Hallo, Observatorium«, rief Bykow durch die Sprechanlage. »Was ist das außenbords?«
    »Ph-phänomene«, antwortete Jurkowski, das Ohr am Mikrofon.
    »Was?«
    »Na, irgendwelche B-blasen ...«
    »Das sehe ich selber«, entgegnete Bykow knurrig.
    »Jedenfalls ist das kein metallischer Wasserstoff«, erklärte Jurkowski, beinahe ohne zu stottern.
    Die bunten Blasen verschwanden.
    »Hier die Durchmesser«, sagte Dauge. »Fünfhundert, neunhundert und dreitausenddreihundert Meter. Sofern natürlich die Perspektive nicht verzerrt war. Mehr habe ich nicht messen können ... Was kann das nur sein?«
    Durch das unendliche öde Rosa preschten noch zwei Blasen. Das durchdringende Bassgedröhn schwoll an und verstummte jäh wieder.
    »D-die Maschinerie des P-planeten arbeitet«, sagte Jurkowski nachdenklich. »Und wir werden nie erfahren, was dort vorgeht.«
    »Diese Blasen sind mit Gas gefüllt. Aber was für ein Gas das wohl sein mag? Es hat eine Dichte wie Benzin ...« Dauge drehte sich um. Auf der Schwelle der offenen Tür saß, die Schläfe an den Türrahmen gelehnt, Mollard. In seinem Gesicht war die ganze Haut durch die Schwerkraft zum Kinn gerutscht. Seine Stirn sah weiß und sein Hals kirschrot aus.
    »Isch komme wieder«, sagte Mollard.
    Er ließ sich vornüber sinken und kroch zu seinem Platz an der Ladekammer des Sondenwerfers. Schweigend betrachteten ihn die Planetologen. Schließlich stand Dauge auf, ergriff zwei Kissen (eins von seinem Platz und eins von Jurkowski) und richtete Mollard damit eine möglichst bequeme Lagerstatt her.
    »Serr traurik«, sagte Mollard nach einer Weile. »Allein kann isch nischt sein. Man möschte reden.« Er betonte die Worte auf eine unglaublich eigenwillige Art.
    »Wir freuen uns, dass Sie gekommen sind, Charles.« Dauge nickte. Er meinte es ehrlich. »Wir sind auch nicht bei Laune und reden fortwährend miteinander.«
    Mollard versuchte sich aufzurichten, legte sich aber schwer atmend sogleich wieder hin und sah zur Decke.
    »Charles, w-wie geht es? Wie ist das Leben?«, fragte Jurkowski interessiert.
    »Oh, gu-ud ...« Mollard lächelte matt. »Nur zu wenig.«
    Dauge legte sich nieder, blickte ebenfalls zur Decke hinaus. Zu wenig, dachte er, viel zu wenig, als man es sich wünscht ... Halblaut schimpfte er auf Lettisch vor sich hin.
    »Was?«, fragte Mollard.
    »Er flucht«, erklärte Jurkowski.
    Plötzlich sagte Mollard mit hoher Stimme: »Meine Freunde ...«
    Im selben Augenblick drehten sich die Planetologen zu ihm um.
    »Was soll isch tun, meine Freunde?«, fuhr Mollard fort. »Sie sind erfahrene

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