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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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Jurkowski.
    Dauge ging mit einem Teller zu Mollard, setzte sich zu ihm auf die Couch und fütterte ihn wie einen Kranken mit dem Löffel. Mollard schluckte hörbar, ohne die Augen aufzuschlagen.
    »Und wo ist Iwan?«, fragte Jurkowski.
    »Auf Wache«, antwortete Bykow. Er ergriff die Kasserolle mit dem Rest Suppe und ging festen Schrittes und mit durchgedrückten Knien auf das Schott zu. Jurkowski sah seinen gebeugten Rücken und biss sich auf die Unterlippe.
    »Das war also alles, Jungs«, sagte Michail Antonowitsch kläglich. »Ich fange an abzumagern. So geht es ja nun wirklich nicht. Im Augenblick wiege ich etwas über zweihundert Kilo. Man stelle sich das vor – schrecklich! Und es wird noch schlimmer kommen. Wir sinken immer noch etwas.«
    Er lehnte sich im Sessel zurück und faltete die geschwollenen Hände vorm Bauch. Dann rutschte er ein wenig hin und her, legte die Hände auf die Armlehne, und im selben Augenblick war er eingeschlafen.
    Dauge drehte sich zu ihm um. »Er schläft, der Schmerbauch. Das Schiff ist untergegangen, und der Steuermann filzt ... Na, Charles, noch ein Löffelchen! Für Papa! So ist’s recht. Und nun für die Mama!«
    »Isch kann nicht, Pardon!«, stammelte Mollard. »Isch kann nicht. Liegen muss!« Er streckte sich aus und fing an, französisch vor sich hin zu reden.
    Dauge stellte den Teller auf den Tisch.
    »Michail«, rief er leise. »Mischa!«
    Der Navigator schnarchte dröhnend.
    »Ich w-werde ihn wecken«, erklärte Jurkowski. »Michail«, sagte er mit einschmeichelnder Stimme. »M-mollusken! – Mollusken in G-gewürzaufguss!«
    Da zuckte Michail Antonowitsch zusammen und erwachte. »Wie? – Was?«, murmelte er. »Was ist denn los?«
    »Das schlechte G-gewissen«, konstatierte Jurkowski.
    Vorwurfsvoll sah Dauge den Navigator an. »Was macht ihr eigentlich in der Steuerzentrale?«
    Michail Antonowitsch blinzelte heftig mit seinen roten Lidern, rutschte unruhig auf dem Sessel hin und her, sagte kaum hörbar »Ach, hab ich ganz vergessen« und versuchte aufzustehen.
    »Sitzen bleiben!«, herrschte ihn Dauge an.
    »W-was also macht ihr?«
    »Und wozu soll es gut sein?«
    »Nichts Besonderes«, antwortete Michail Antonowitsch und drehte sich zu dem Schott der Steuerzentrale um. »Wirklich, nichts weiter, Jungs. Bloß so ...«
    »M-mischa!«, sagte Jurkowski. »W-wir sehen doch, dass er H-heimlichkeiten hat.«
    »Rede, Dicker!«, sagte Dauge wütend.
    Der Navigator versuchte abermals aufzustehen.
    »B-bleib sitzen«, gebot Jurkowski erbarmungslos. »Mollusken. In Gewürzaufguss. Rede!«
    Michail Antonowitsch wurde so rot wie Mohn.
    »Wir sind keine kleinen Kinder«, sagte Dauge, »wir stehen mit dem Tod schon auf du und du. Was zum Teufel habt ihr für Heimlichkeiten?«
    »Es gibt eine Chance«, murmelte der Navigator kaum hörbar.
    »Eine Chance gibt es immer«, entgegnete Dauge. »Konkreter!«
    »Eine winzige Chance«, sagte Michail Antonowitsch. »Jungs, ich muss jetzt wirklich in die Zentrale.«
    »Was machen Ljoschka und Iwan dort?«, fragte Dauge. »Woran knobeln sie?«
    Michail Antonowitsch blickte wehmütig zu dem eisernen Schott. »Er will es euch nicht sagen«, flüsterte er. »Er will euch keine vergeblichen Hoffnungen machen. Ja, Alexej hofft, wir können uns hier wieder rauslavieren. Sie sind dabei, das System der Magnettraps umzustrukturieren ... Aber nun lasst mich bitte gehen!«, rief er mit dünner durchdringender Stimme, erhob sich und schleppte sich zur Steuerzentrale.
    »Mon dieu«, raunte Mollard und streckte sich wieder aus.
    »Ach, das ist doch alles Blödsinn, Gequatsche«, sagte Dauge. »Bykow kann natürlich nicht stillsitzen und die Hände in den Schoß legen, wenn uns der Knochenmann an der Kehle packt ... Also los, kommen Sie, Charles, wir bringen Sie zur Druckkammer. Befehl des Kommandanten.«
    Sie fassten Mollard von beiden Seiten unter und führten ihn in den Korridor. Mollard war so schwach, dass er den Kopf kraftlos hängen ließ.
    »Mon dieu«, murmelte er. »Entschuldigen Sie, isch bin schlechter Interplanetarier, isch bin nichts weiter als Funkoptiker.«
    Selbst zu laufen und obendrein Mollard halb zu tragen war sehr schwer. Trotzdem langten sie schließlich in seiner Kajüte an und legten ihn in die Druckkammer. Ganz außer Atem und mit blau angelaufenem Gesicht, bemitleidenswert, lag er in der für ihn viel zu langen Kammer.
    »Jetzt wird Ihnen gleich besser werden, Charles«, sagte Dauge.
    Jurkowski nickte schweigend. Im selben Augenblick

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