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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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aufgerichtet da, den Karabiner gegen die Hüfte gestemmt. Den Crawler steuerte natürlich Sergej. Er fuhr geradenwegs auf Matti zu und brachte den Wagen fünf Schritt von ihm entfernt mit einer Vollbremsung zum Stehen. Eine dicke Staubwolke hüllte den Beobachtungspunkt ein.
    »Zentauren«, sagte Matti und putzte seine Brille. »Pferdekopf auf einem Menschenleib.«
    »Na, wie sieht’s aus?«, fragte Sergej und sprang vom Wagen. Penkow folgte ihm gemächlich.
    »Er ist entwischt«, sagte Matti.
    »Meiner Meinung nach hast du ihn getroffen«, sagte Sergej.
    Penkow nickte würdevoll: »Der Meinung bin ich auch.«
    Matti ging zu ihm, packte ihn derb am Ärmel seiner Pelzjacke. »Na, dann komm mal mit.«
    »Wohin?«, fragte Penkow. Er setzte sich zur Wehr. »Komm nur, komm, du Schütze«, sagte Matti. »Ich werde dir zeigen, was du getroffen hast.«
    Sie gingen zum Pavillon, blieben vor der Tür stehen.
    »Ach, verdammt«, sagte Penkow.
    Sergej stürzte, ohne ein Wort zu verlieren, ins Innere des Pavillons.
    »Hat Natascha das schon gesehen?«, fragte Penkow hastig.
    »Bisher nicht«, erwiderte Matti.
    Penkow tastete mit nachdenklicher Miene die Einschussränder ab. »Das lässt sich auf die Schnelle nicht reparieren«, sagte er schließlich.
    »Tja, einen Ersatzpavillon gibt’s auf der Syrte nicht«, entgegnete Matti bissig.
    Einen Monat zuvor hatte Penkow, als er nachts auf die Marsegel schoss, die Wetterwarte durchlöchert. Daraufhin war er schnell zur Syrte gefahren und hatte dort ein Ersatzhäuschen aufgestöbert. Das durchlöcherte hatte er in der Garage versteckt.
    Sergej rief aus dem Pavillon: »Wie’s scheint, ist alles in Ordnung!«
    »Hast du die Austrittsöffnung der Kugel entdeckt?«, fragte Penkow.
    »Ja ...«
    Ein leises Surren ertönte – das Dach des Pavillons fuhr auseinander und schob sich wieder zusammen.
    »Wir haben anscheinend noch mal Glück gehabt«, verkündete Sergej und kam wieder ins Freie.
    »Bloß mir hat’s das Stativ weggeknickt«, sagte Matti. »Und die Wetterwarte hat es so erwischt, dass wir schon wieder eine neue ranschaffen müssen.«
    Penkow warf einen kurzen Blick auf das Wetterhäuschen und prüfte dann erneut das gähnende Loch im Pavillon. Sergej stand neben ihm, er betrachtete es gleichfalls.
    »Die Wetterwarte krieg ich wieder hin«, sagte Penkow düster, »doch was ich damit machen soll ...«
    »Achtung, Natascha kommt!«, warnte Matti halblaut.
    Penkow machte eine Bewegung, als wollte er sich verstecken, zog letztlich aber nur den Kopf in die Schultern. Sergej freilich sagte hastig: »Hier ist ein kleines Loch, Natascha, doch das ist kaum der Rede wert. Wir bessern es noch heute aus, das geht ganz schnell. Drinnen jedenfalls ist alles in Ordnung.«
    Natascha trat auf sie zu, nahm das Loch in Augenschein. »Also wirklich, ihr seid Saukerle, Jungs«, sagte sie leise.
    Nun hätten sie allesamt gern das Weite gesucht, sogar Matti, obwohl den keinerlei Schuld traf; er war ja erst auf den Platz gekommen, nachdem alles vorbei war. Natascha betrat den Pavillon und machte Licht. Durch die geöffnete Tür konnte man sehen, wie sie die Hüllen von den Blinkautomaten streifte. Penkow stieß einen langen, bekümmerten Seufzer aus, Sergej aber sagte flüsternd: »Da werd ich mal den Wagen reinfahren.«
    Niemand antwortete ihm, und er stieg in den Crawler, startete den Motor. Matti kehrte schweigend zu seiner Kamera zurück und trug sie, gebückt unter ihrer Last, ins Haus. Vor dem Pavillon blieb einzig Penkow zurück – eine traurige, komisch wuchtige Gestalt.
    Matti schleppte die Kamera in die Werkstatt, nahm die Sauerstoffmaske vom Gesicht, schlug die Kapuze zurück und war lange damit beschäftigt, den weiten Pelzmantel aufzuknöpfen. Dann setzte er sich, ohne die Fellstiefel auszuziehen, auf einen Tisch neben der Kamera. Durchs Fenster konnte er beobachten, wie der Crawler ungewöhnlich sacht, gleichsam auf Zehenspitzen, in die Garage fuhr.
    Natascha kam aus dem Pavillon und schloss fest die Tür hinter sich. Sie überquerte den Platz, blieb vor den Messinstrumenten stehen. Penkow trottete hinter ihr her. Man konnte meinen, dass er lange, bekümmerte Seufzer ausstieß. Die Staubwolken hatten sich bereits gesetzt, die kleine, rötliche Sonne hing über den schwarzen, wie abgenagt wirkenden Ruinen der Alten Basis, die von stachligem Mars-Saksaul bewachsen war. Matti sah auf die schräg stehende Sonne, den schnell dunkelnden Himmel, erinnerte sich, dass er heute Dienst hatte, und

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