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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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des Pavillons gähnte ein frisches Loch von einem Sprenggeschoss. Die kleine Lampe über dem Eingang war zerborsten.
    »Das sind mir vielleicht Schützen«, wiederholte Matti.
    Er ging zum Pavillon und tastete mit den Fingern, die in einem Pelzhandschuh steckten, die Einschussränder ab. Er vergegenwärtigte sich, was das Sprenggeschoss hätte im Pavilloninnern anrichten können, und ihm wurde flau: Dort befanden sich ein sehr gutes Teleskop mit einem hervorragenden Objektiv, ein Astrophotometer und die Blinkautomaten – eine sehr seltene Apparatur, äußerst anfällig und kompliziert. Nicht den geringsten Staub vertrugen diese Blinkautomaten, sie mussten mit einer hermetischen Hülle geschützt werden. Was aber vermochte eine Hülle gegen ein Sprenggeschoss?
    Den Pavillon jedoch betrat Matti nicht. Sollen sie selber nachsehen, dachte er. Sie haben geschossen, also sollen sie auch nachsehen. Doch wenn er ehrlich sein wollte, hatte er einfach Angst, dort hineinzugehen. Er legte den Karabiner in den Sand und hob mit einiger Mühe die Kamera auf. Das eine der drei Stativbeine war weggeknickt, sodass die Kamera schief stand.
    »Mistvieh!«, sagte Matti hasserfüllt. Er befasste sich mit dem Fotografieren von Meteoriten, und die Kamera war sein einziges Arbeitsinstrument. Er überquerte den Platz und ging nun zur Wetterwarte. Der staubige Boden des Platzes war rundum zerwühlt, Matti zertrat voller Zorn die charakteristischen rundlichen Dellen – die Fährten des »Flugegels«. Weshalb nur kommt er dauernd hierher?, überlegte er. Er könnte ja auch um das Haus kriechen oder in die Garage eindringen! Doch nein, es zieht ihn zu diesem Platz, immer wieder. Wittert er hier Menschenfleisch?
    Die Tür der Wetterwarte war verklemmt und ließ sich nicht mehr öffnen. Matti winkte resigniert ab und kehrte zu seiner Kamera zurück. Er schraubte sie vom Stativ, nahm sie mit einiger Anstrengung herunter und legte sie ächzend auf einer ausgebreiteten Zeltplane ab. Dann nahm er den Dreifuß und trug ihn ins Haus, in die Werkstatt, während er selbst in den Speiseraum ging. Natascha saß am Funkgerät.
    »Hast du eine Meldung durchgegeben?«, fragte Matti.
    »Ach, kein Gedanke daran«, sagte sie wütend, »mir fallen schon fast die Hände ab. Es wäre weiß Gott einfacher, selber rüberzulaufen.«
    »Wieso, was ist denn?«, fragte Matti.
    Natascha betätigte heftig den Lautstärkeregler. Eine tiefe erschöpfte Stimme stand plötzlich dröhnend im Raum: »Hallo Sieben, hallo Sieben, hier spricht die Syrte. Wo bleibt Ihre Meldung? Hören Sie mich, Sieben? Geben Sie Ihre Meldung durch!« Kurz darauf ratterte die Sieben ein paar Zahlen herunter.
    »Hallo Syrte, hallo Syrte!«, schaltete sich Natascha dazwischen. »Hier die Eins!«
    »Stören Sie nicht, Eins«, erwiderte die erschöpfte Stimme. »Gedulden Sie sich ein wenig.«
    »Na bitte, da hast du’s«, sagte Natascha und schob den Lautstärkeregler wieder zurück.
    »Was willst du ihnen eigentlich mitteilen?«, fragte Matti.
    »Na das, was sich hier zugetragen hat«, antwortete Natascha. »Schließlich handelt es sich um ein besonderes Vorkommnis.«
    »Ach was«, entgegnete Matti, »solche besonderen Vorkommnisse haben wir hier jede Nacht.«
    Natascha stützte nachdenklich die Wange auf die Faust. »Heute ist der Egel aber erstmals am Tage gekommen«, sagte sie.
    Matti schlug sich mit der Hand vors Gesicht – Natascha hatte recht. Früher waren die Flugegel entweder spät in der Nacht aufgekreuzt oder unmittelbar vor Sonnenuntergang.
    »Tja«, sagte er, »das ist waaahr. Sie sind dreister geworden, oder?«
    »So würde ich das auch sehen«, sagte Natascha. »Und was gibt’s auf dem Platz?«
    »Sieh es dir nur selber an«, erwiderte Matti. »Meine Kamera ist hinüber, ich kann heute keine Aufnahmen mehr machen.«
    »Sind die Jungs draußen?«, fragte Natascha.
    »Hm ... ja ...« Matti druckste herum und machte eine unbestimmte Geste. Er stellte sich plötzlich vor, was Natascha sagen würde, wenn sie das Einschussloch im Pavillon entdeckte.
    Natascha wandte sich wieder dem Funkgerät zu, und Matti schloss leise die Tür hinter sich. Er verließ das Haus und bemerkte den Crawler. Der Wagen sauste mit maximaler Geschwindigkeit dahin, dabei flink von Düne zu Düne springend. Hinter ihm stieg eine massive Staubwand auf, die bis an die Sterne zu reichen schien, und vor diesem rot-gelben Hintergrund zeichnete sich die wuchtige Gestalt Penkows überaus effektvoll ab. Penkow stand hoch

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