Kapitaen Bykow
begab sich in die Küche.
Beim Abendbrot sagte Sergej: »Unsre Natascha ist heute ja so ernst.« Dabei warf er ihr einen forschenden Blick zu.
»Ach, lasst mich doch in Ruhe, wirklich!« Natascha sah niemanden an, setzte beim Essen eine ausgesprochen zornige und finstere Miene auf.
»Richtig wütend ist unsre Natascha«, fuhr Sergej fort. Penkow seufzte abermals lange und bekümmert, Matti schüttelte betrübt den Kopf.
»Unsre Natascha mag uns heute nicht.« Sergej ließ nicht locker.
»Na ist doch wahr«, begann Natascha, »was soll denn das. Wir waren uns einig, auf dem Platz nicht zu schießen. Das ist schließlich kein Schießgelände. Wir haben hier Instrumente stehn ... Wenn ihr vorhin die Blinker getroffen hättet – wo wärt ihr hingelaufen, um neue zu besorgen?«
Penkow sah sie mit ergebenen Augen an.
»Also hör mal, Natascha, wie sollte man denn die Blinker treffen!«, protestierte Sergej.
»Wir schießen nur auf die Lampen«, brummte Matti.
»Ihr habt den Pavillon durchsiebt«, schimpfte Natascha.
»Wir bringen dir einen neuen Pavillon, Natascha!«, rief Sergej aus. »Penkow läuft zur Syrte und holt einen. So, wie der gebaut ist!«
»Ach, zum Teufel mit euch!«, sagte Natascha. Ihr Zorn war verraucht.
Penkow lebte sogleich auf. »Wo sollen wir denn sonst auf die Egel schießen, wenn nicht auf dem Platz ...«, begann er, doch Matti trat ihm unter dem Tisch auf den Fuß, und er verstummte.
»Also du bist nun wirklich die Ungeschicklichkeit in Person, Wolodja!«, tadelte Natascha. »Das Vieh ist so groß wie ein Schrank, du aber bringst es einen ganzen Monat nicht fertig, ihm eine Kugel zu verpassen.«
»Ich wundre mich ja selber«, bekannte Penkow aufrichtig und kratzte sich heftig den Nacken. »Vielleicht ist das Visier kaputt?«
»Ein Knick im Lauf«, sagte Matti giftig.
»Wie dem auch sei, Jungs, mit diesen Kindereien ist jetzt Schluss«, sagte Natascha. Alle sahen sie an. »Ich habe mit der Syrte gesprochen. Die Egel haben heute die Gruppe von Asisbek angegriffen, die Geologen, uns und den neuen Bauabschnitt. Das aber am helllichten Tag.«
»Und immer passiert es im Westen und Norden der Syrte«, ergänzte Sergej.
»Tatsächlich«, erwiderte Natascha, »das ist mir noch gar nicht so aufgefallen. Na, ist ja auch egal, jedenfalls wurde beschlossen, eine Treibjagd zu veranstalten.«
»Na endlich«, sagte Penkow, »wird auch Zeit.«
»Morgen früh findet eine Besprechung der Gruppenleiter statt. Ich werde hinfahren, Serjosha übernimmt hier solange die Verantwortung. Ach ja, und noch etwas: Beobachtungen werden heute nicht mehr durchgeführt. Die Chefs haben beschlossen, sämtliche Nachtarbeiten vorerst einzustellen.«
Penkow hielt im Essen inne und sah Natascha bestürzt an. Matti sagte: »Mir kann’s ja egal sein, meine Kamera ist sowieso hin. Bei Penkow aber ist das ganze Programm im Eimer, wenn er ein paar Nächte nicht dranbleibt.«
»Ich weiß«, erwiderte Natascha, »dann ist unser aller Programm im Eimer.«
»Vielleicht könnte ich klammheimlich ...«, fragte Penkow. »So dass niemand es merkt?«
»Das will ich nicht gehört haben!« Natascha schüttelte den Kopf.
»Und wenn ...« Penkow ließ nicht locker, sodass Matti ihm unter dem Tisch erneut auf den Fuß trat.
Penkow dachte bei sich: Er hat recht, wozu lange Worte verlieren. Ohnehin werden alle ihre Beobachtungen fortsetzen.
»Was ist heute eigentlich für ein Tag?«, fragte Sergej; er hatte dabei den Tag der Dekade im Sinn.
»Der Achte«, antwortete Matti. Natascha wurde rot und sah alle der Reihe nach an.
»Rybkin hat sich recht lange nicht blicken lassen.« Sergej schenkte sich Kaffee ein.
»Tatsächlich«, bestätigte Penkow hintergründig.
»Es ist auch schon ziemlich spät«, ergänzte Matti. »Bald ist es Mitternacht, und Rybkin ist noch fern ...«
»Still«, sagte Sergej und hob den Finger. Die Schleusentür klickte. »Das ist er!«, fügte er triumphierend im Flüsterton hinzu.
»Ihr seid komisch, also wirklich.« Natascha lachte verlegen.
»Lasst Natascha in Frieden«, verlangte Sergej. »Macht euch ja nicht über sie lustig.«
»Rybkin wird jeden Augenblick hier sein und sich über uns lustig machen«, sagte Penkow.
Gleich darauf wurde an die Tür geklopft. Sergej, Matti und Penkow führten alle drei wie auf Kommando den Finger an die Lippen und schauten vielsagend zu Natascha.
»Was soll denn das«, flüsterte Natascha, »warum macht ihr euch nicht bemerkbar ...«
Matti, Sergej und Penkow
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