Kapitaen Bykow
aber nützlicher.«
Ezra kam heran und nahm schweigend zwei Pillen. Eine reichte er Jura. Jura schaute unentschlossen auf Jurkowski.
»Ich frage, was das ist«, wiederholte Jurkowski.
»Gamma-Radiophag«, erläuterte Kostja. Er warf einen Blick auf Jura. »Essen Sie, essen Sie, junger Mann. Sie haben eben vier Röntgen abgekriegt, das ist keine Kleinigkeit.«
»Ja«, sagte Jurkowski. »Richtig.« Er langte nach der Schachtel. Jura nahm die Pille in den Mund. Sie war sehr bitter.
»Womit also können wir dem Generalinspektor behilflich sein?«, erkundigte sich Kostja, während er die Schachtel wieder unters Pult legte.
»Eigentlich wollte ich ... äh ... bei dem Experiment zugegen sein«, sagte Jurkowski, »na und außerdem ... die Lage in der Station herausfinden ... was die Mitarbeiter brauchen ... und auch Beschwerden ... Was? Wie ich sehe, ist das Laboratorium schlecht gegen Strahlung geschützt ... Eng ist es. Schlechte Automatisierung, veraltete Ausrüstung ... Was?«
Kostja seufzte. »Ja, das ist die bittere Wahrheit, so bitter wie das Gamma-Radiophag. Aber wenn Sie mich fragen, worüber ich mich zu beklagen habe, dann muss ich Ihnen antworten, dass ich nichts zu klagen habe. Natürlich, Beschwerden gibt es. Wo geht es auf dieser Welt ohne ab? Aber das sind nicht unsere Beschwerden, sondern Beschwerden über uns. Und Sie müssen zugeben, es wäre lächerlich, wenn ich Ihnen, dem Generalinspektor, erzählen würde, weswegen man sich über uns beschwert. Übrigens, wollen Sie einen Imbiss? Sehr gut, dass Sie keinen wollen. Versuchen Sie mal, in unserem Lagerraum etwas Essbares zu finden ... Der nächste Lebensmitteltanker kommt heute Abend oder morgen an, und das, glauben Sie mir, ist sehr traurig, weil die Physiker gewohnt sind, jeden Tag zu essen, und kein Fehler bei der Versorgung kann sie von dieser Gewohnheit abbringen. Na, und wenn Sie wirklich meine Meinung über die Beschwerden hören wollen, dann sag ich’s Ihnen knapp und klar wie der Liebsten: die Diplom-Irgendwieler aus unserer lieben IKKK beschweren sich andauernd über etwas. Arbeiten wir schnell, dann beschweren sie sich, dass wir zu schnell arbeiten und die wertvolle, sprich einmalige Ausrüstung schnell abnutzen, dass bei uns alles brandeilig ist und sie nicht nachkommen. Und wenn wir langsam arbeiten ... Übrigens, was rede ich? Das Original hat sich noch nicht gefunden, dem wir zu langsam arbeiten würden. Apropos, Wladimir Sergejwitsch, Sie waren doch ein ordentlicher Planetologe, wir alle haben ja nach Ihren prächtigen kleinen Büchern und all den Berichten studiert! Warum hat es denn Sie in die IKKK verschlagen, und noch dazu zum Generalinspizieren?«
Jurkowski blickte Kostja verdattert an. Jura kroch ganz in sich zusammen und erwartete jeden Moment Blitz und Donner. Ezra stand da und blinkerte gleichgültig mit seinen blonden Kuhwimpern.
»Ä-äh ...«, ließ sich Jurkowski mit zusammengekniffenen Augen vernehmen. »Warum eigentlich nicht?«
»Ich will Ihnen erklären, warum nicht.« Kostja stukte ihm die Finger gegen die Brust. »Sie sind doch ein guter Wissenschaftler, der Vater der modernen Planetologie! Von Kindesbeinen an sprühen Sie ja vor Ideen! Dass Riesenplaneten Ringe haben müssen, dass Planeten ohne Zentralgestirn kondensieren können, dass die Saturnringe künstlichen Ursprungs sind – fragen Sie Ezra, wer sich das alles ausgedacht hat, und Ezra wird Ihnen sofort sagen: Jurkowski! Und Sie haben all diese leckeren Happen dem Kroppzeug zum Fraß überlassen und sind selber unter die Irgendwieler gegangen!«
»Ja wieso denn!«, sagte Jurkowski gutmütig. »Ich bin doch nur ... äh ... ein gewöhnlicher Wissenschaftler ...«
»Sie waren ein gewöhnlicher Wissenschaftler! Jetzt sind Sie, entschuldigen Sie den Ausdruck, ein gewöhnlicher Generalinspektor! Nun sagen Sie mir doch ernsthaft: Wozu sind Sie hergekommen? Sie können weder sinnvolle Fragen stellen noch Ratschläge erteilen, ganz zu schweigen von Hilfe. Na, sagen wir, ich führe Sie aus Höflichkeit durch die Labors, und wir werden da gehen wie zwei Mondsüchtige und einander an den Luken den Vortritt lassen. Und wir werden höflich schweigen, weil Sie nicht wissen, was Sie fragen sollen, und ich nicht, was ich antworten soll. Da müsste man ja alle siebenundzwanzig Mann zusammenholen, um zu erklären, was auf der Station vor sich geht, und alle siebenundzwanzig kommen hier nicht einmal aus Ehrfurcht für den Generalinspektor rein, weil’s zu eng ist, einer
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