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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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geringer Entfernung an der Eunomia vorbei. Ihr kennt die Eunomia?«
    »Freilich«, sagte Michail Antonowitsch. »Ein Asteroid, große Bahn-Halbachse zwei Komma sechs vier Astronomische Einheiten, Exzentrizität ...«
    »Das meine ich nicht«, unterbrach ihn Jurkowski ungeduldig. »Ist euch bekannt, dass auf der Eunomia schon seit drei Jahren die einzige physikalische Station der Welt zur Erforschung der Gravitation in Betrieb ist?«
    »Freilich«, sagte Michail Antonowitsch. »Dort sind ja auch ...«
    »Die Menschen arbeiten dort unter außerordentlich schwierigen Bedingungen«, fuhr Jurkowski mit wachsender Begeisterung fort. Bykow schaute ihn unverwandt an. »Fünfundzwanzig Menschen, fest wie Diamanten, klug, kühn, ich würde sogar sagen tollkühn! Die Blüte der Menschheit! Das ist doch eine herrliche Gelegenheit, unseren Jungen mit dem richtigen Leben bekannt zu machen!«
    Bykow schwieg. Michail Antonowitsch sagte besorgt: »Eine prächtige Idee, Wolodja, aber das ...«
    »Und gerade jetzt sind sie im Begriff, ein überaus interessantes Experiment durchzuführen. Sie erforschen die Ausbreitung von Gravitationswellen. Wisst ihr, was ein Todesplanet ist? Ein Felsbrocken, der im richtigen Moment vollständig in Strahlung verwandelt wird! Ein äußerst lehrreicher Anblick!«
    Bykow schwieg, und ebenso Michail Antonowitsch.
    »Richtige Menschen bei einer richtigen Arbeit zu sehen – ist das nicht herrlich?«
    Bykow schwieg.
    »Ich denke, das wird sehr nützlich für unseren Praktikanten sein«, sagte Jurkowski und fügte eine Spur gedämpfter hinzu: »Selbst ich hätte nichts dagegen, es mir anzusehen. Ich interessiere mich seit Langem für die Arbeitsbedingungen der Todesplanetarier.«
    Bykow nahm endlich das Wort: »Nun ja. In der Tat nicht uninteressant.«
    »Wirklich nicht, Alexej!«, rief Jurkowski. »Ich denke, wir schauen dort vorbei, nicht wahr?«
    »Hm-ja«, murmelte Bykow unbestimmt.
    »Na wunderbar.« Jurkowski schaute Bykow an und erkundigte sich: »Beunruhigt dich irgendetwas, Alexej?«
    »Was mit beunruhigt, ist das: Auf meinem Flugplan steht der Mars. Auf dem Flugplan steht die Bamberga mit diesen lausigen Bergwerken. Dazu etliche Saturnmonde. Auch das Jupitersystem. Und noch einiges. Was nicht auf dem Flugplan steht, ist die Eunomia.«
    »Tja, wie soll ich sagen ...« Jurkowski hatte den Blick gesenkt und trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Nehmen wir an, das hat die Verwaltung übersehen.«
    »Du wirst die Eunomia nächstes Mal besuchen müssen, Wladimir.«
    »Langsam, langsam, Aljoscha. Äh ... Immerhin bin ich der Generalinspektor, ich kann anordnen ... äh ... dass die Route geändert wird ...«
    »Dann ordne es doch an, statt mir mit Erziehungsaufgaben den Kopf zu vernebeln.«
    »Na, die Erziehungsaufgaben sind natürlich auch ... Ja.«
    »Navigator«, sagte Bykow, »der Generalinspektor befiehlt eine Kursänderung. Berechnen Sie den Kurs zur Eunomia.«
    »Zu Befehl.« Michail Antonowitsch musterte Jurkowski besorgt. »Weißt du, Wolodja, mit Treibstoff sind wir ein bisschen knapp. Die Eunomia – das ist ein Haken ... Immerhin müssen wir zweimal abbremsen. Und einmal beschleunigen. Du hättest das vor einer Woche sagen sollen.«
    Jurkowski richtete sich stolz auf. »Äh ... also, Michail. Gibt es hier in der Nähe Tankautomaten?«
    »Gibt es, na klar.«
    »Dann kriegen wir Treibstoff«, sagte Jurkowski.
    »Wenn wir Treibstoff kriegen, kriegen wir auch die Eunomia.« Bykow stand auf und ging zu seinem Sessel. »Mischa und ich haben den Tisch gedeckt, da kannst du, Generalinspektor, abräumen.«
    »Voltairianer«, sagte Jurkowski und begann das Geschirr einzusammeln. Er war sehr zufrieden mit seinem kleinen Sieg. Bykow hätte nicht zu gehorchen brauchen. Der Kapitän des Schiffes, an dessen Bord sich der Generalinspektor befand, verfügte auch über große Vollmachten.
    Das physikalische Observatorium »Eunomia« umkreiste die Sonne ungefähr an dem Punkt, wo sich einst der Asteroid Eunomia befunden hatte. Der riesige Felsbrocken von zweihundert Kilometer Durchmesser war in den letzten paar Jahren im Laufe der Experimente fast völlig vernichtet worden. Von dem Asteroiden war nur ein loser Schwarm relativ kleiner Bruchstücke geblieben und eine Wolke kosmischen Staubes von siebenhundert Kilometern, schon ein wenig in die Länge gezogen von der Gezeitenkraft. Das physikalische Observatorium selbst unterschied sich kaum von den schweren künstlichen Erdsatelliten: Es war ein System aus

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