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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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allem Takelwerk und der gesamten Ausrüstung, den Kanonen und der Munition, überlassen wollten, wofür sie sich, da sie sehr reich waren, bereit erklärten, uns vierzigtausend Pesos zu zahlen.
    Danach berieten wir, welchen Kurs wir wählen sollten. Kapitän Avery, um ihm Gerechtigkeit zu erweisen, schlug vor, hier eine kleine Stadt zu bauen und uns an Land niederzulassen, sie zu unserer Verteidigung mit einer guten Befestigung und einem hinreichend starken Bollwerk auszurüsten und uns, da wir ja einen genügend großen Reichtum besaßen, den wir nach Belieben vermehren konnten, damit zufriedenzugeben, uns hierher zurückzuziehen und der Welt die Stirn zu bieten. Ich überzeugte ihn jedoch bald davon, daß uns dieser Ort keine Sicherheit bieten konnte, wenn wir unsere Kaperfahrten fortsetzten, denn dann würden sich alle Nationen Europas und auch die hiesigen damit befassen, uns zu vernichten; beschlossen wir hingegen, dort zurückgezogen zu leben, als Privatleute das Land zu bestellen und unsere Freibeuterei aufzugeben, dann allerdings konnten wir pflanzen und uns niederlassen, wo es uns beliebte. Dann aber, so erklärte ich, wäre es das beste, mit den Eingeborenen zu verhandeln, von ihnen weiter drinnen im Lande ein Stück Boden an irgendeinem schiffbaren Fluß zu kaufen, wo Boote flußauf und flußab Vergnügungsfahrten unternehmen konnten, aber keine Schiffe, die uns Gefahr brächten, zu segeln vermochten, und wenn wir auf dem hochgelegenen Boden Vieh züchteten, wie Kühe und Ziegen, die es dort gleichfalls in großen Mengen gab, dann könnten wir in diesem Land mit Sicherheit so gut leben, wie Menschen nur irgendwo in der Welt zu leben vermochten, und ich gestand ihm, dies sei ein guter Unterschlupf für Leute, die bereit wären, ihr Handwerk aufzugeben und sich zur Ruhe zu setzen, sich aber nicht nach Hause wagten, um sich dort hängen zu lassen, das heißt, sich dieser Gefahr auszusetzen.
    Obwohl Kapitän Avery sich über seine Absichten nicht äußerte, schien mir, daß er meine Vorstellung, hinauf ins Land zu ziehen, um Ackerbau zu betreiben, doch ablehnte. Er stimmte vielmehr offensichtlich der Ansicht Kapitän Wilmots zu, daß sie sich an der Küste halten, dabei aber gleichzeitig ihr Seeräubergeschäft fortsetzen sollten, und so entschieden sie sich. Fünfzig ihrer Leute zogen jedoch, wie ich später erfuhr, landeinwärts, ließen sich drinnen im Lande nieder und gründeten eine Kolonie. Ob sie sich noch immer dort befinden, vermag ich nicht zu sagen, und ebenfalls nicht, wie viele von ihnen noch am Leben sind; ich glaube jedoch, daß sie auch heute noch dort wohnen und sich ihre Anzahl beträchtlich erhöht hat, denn, wie ich erfuhr, sollen auch einige Frauen unter ihnen leben, wenn auch nicht viele; anscheinend nahmen sie von einem holländischen Schiff, das sie später auf einer Fahrt nach Mokka aufbrachten, fünf holländische Frauen sowie drei oder vier kleine Mädchen mit, und drei der Frauen heirateten Männer von ihnen und folgten ihnen auf ihre neuen Plantagen. Hiervon berichte ich aber nur nach dem Hörensagen.
    Während wir eine Zeitlang dort vor Anker lagen, stellte ich fest, daß unsere Leute, was ihre Absichten betraf, sehr unterschiedlicher Meinung waren; die einen wollten sich in die eine Richtung begeben, die anderen in eine zweite, bis ich endlich voraussah, daß sie sich trennen würden und wir vielleicht nicht genügend Leute zusammenhalten konnten, um das große Schiff zu bemannen. So nahm ich denn Kapitän Wilmot beiseite und begann mit ihm darüber zu sprechen. Ich bemerkte jedoch bald, daß er selbst geneigt war, in Madagaskar zu bleiben, und da er einen riesigen Reichtum als seinen Anteil erworben hatte, schmiedete er heimlich Pläne, um auf die eine oder die andere Weise nach Hause zu gelangen.
    Ich hielt ihm vor, wie unmöglich das sei und welchen Gefa hren er sich dabei aussetze, entweder im Roten Meer Dieben und Mördern in die Hände zu fallen, die sich einen Schatz wie den seinen niemals entgehen lassen würden, oder aber den Engländern, Holländern oder Franzosen, die ihn mit Gewißheit als Seeräuber hängen würden. Ich berichtete ihm von der Reise, die ich von dort aus zum afrikanischen Kontinent unternommen hatte und was für ein Unterfangen es war, zu Fuß weiterzuziehen.
    Kurz, ich vermochte ihn nicht zu überzeugen; er wollte mit der Schaluppe durch das Rote Meer und dorthin fahren, wo die Kinder Israels trockenen Fußes durch das Meer gezogen waren, da von Bord

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