Kapitän Singleton
schien, kleine Schiffe zu tragen. Sie marschierten eilends zu diesem Fluß hinunter und hörten zu ihrer Überraschung einen Kanonenschuß, der dem Klang nach aus geringer Entfernung kam. Sie lauschten lange, vermochten jedoch weiter nichts zu hören, und so setzten sie ihren Weg fort, zum Ufer des Flusses hinunter, der ein ansehnlicher, frischer Wasserlauf war, aber schon bald breiter wurde; sie folgten ihm, bis er sich fast plötzlich zu einem schönen, großen Schlupfhafen in etwa fünf Meilen Entfernung vom Meer erweiterte und öffnete, und was noch überraschender war: als sie weitergingen, erkannten sie in der Mündung der Einbuchtung oder des Schlupfhafens ganz deutlich das Wrack eines Schiffs.
Die Tide war aufgelaufen, wie wir sagen, so daß vom Schiff nicht sehr viel über dem Wasser zu sehen war, während unsere Leute aber hinuntergingen, sahen sie es immer weiter herausragen, und als bald darauf Ebbe einsetzte, lag es trocken auf dem Sand; es schien das Wrack eines ansehnlichen Schiffs zu sein, eines größeren, als man es in diesem Land erwarten konnte.
William, der sein Fernglas herausgenommen hatte, um es näher zu betrachten, hörte nach einiger Zeit voller Überraschung eine Musketenkugel an sich vorbeipfeifen, vernahm gleich darauf den Schuß und sah auf der anderen Seite den Rauch aufsteigen; nun feuerten unsere Leute unverzüglich drei Musketen ab, um möglicherweise festzustellen, wer die anderen waren. Auf den Knall dieser Flinten hin kamen eine große Anzahl Männer unter den Bäumen hervor zur Küste gerannt, und die unseren vermochten ohne Schwierigkeiten zu sehen, daß es Europäer waren, wenn sie auch nicht feststellen konnten, von welcher Nationalität; unsere Leute riefen sie, so laut sie konnten, an, holten dann eine lange Stange, stellten sie auf und hingen als Waffenstillstandsflagge ein weißes Hemd daran. Die auf der anderen Seite gewahrten es ebenfalls mit Hilfe ihrer Gläser, und gleich darauf sahen unsere Leute, wie ein Boot vom Ufer, wie sie glaubten, auslief, tatsächlich aber wohl aus einem anderen Schlupfhafen, und quer durch die Bucht zu unseren Leuten gerudert kam, gleichfalls mit einer weißen Fahne als Friedenszeichen versehen.
Die Überraschung, Freude und Befriedigung auf beiden Seiten beim Anblick nicht nur weißer Männer, sondern sogar von Engländern auf einem so weit entfernten Fleck läßt sich nicht leicht beschreiben; wie groß aber mußte sie erst sein, als sie einander aus der Nähe betrachteten und feststellten, daß sie nicht nur Landsleute, sondern sogar Kameraden waren und es sich hier um eben das Schiff handelte, das Kapitän Wilmot, unser Admiral, befehligt hatte und das uns im Sturm vor Tobago abhanden gekommen war, nachdem wir Madagaskar als unseren Treffpunkt ausgemacht hatten.
Als sie zum südlichen Teil der Insel gelangt waren, hatten sie anscheinend Nachricht über uns erhalten und waren bis zum Golf von Bengalen gekreuzt, wo sie auf Kapitän Avery trafen, sich mit ihm zusammentaten und mehrere reiche Prisen machten, darunter neben anderem ein Schiff mit der Tochter des Großmoguls und einem riesigen Schatz an Bargeld und Juwelen. Von dort aus waren sie längs der Coromandel- und danach der Malabarküste in den Persischen Golf gesegelt, hatten dort ebenfalls einige Beute gemacht und dann Kurs auf Südmadagaskar genommen. Da der Wind aber heftig aus Südost und Südsüdost wehte, gelangten sie zum nördlichen Teil der Insel, und als dann ein furchtbarer Sturm aus Nordwest sie von dort vertrieb, waren sie gezwungen, in die Mündung dieses Schlupfhafens einzulaufen, wo ihr Schiff scheiterte. Sie erzählten uns auch, sie hätten gehört, daß Kapitän Avery sein Fahrzeug nicht weit von dort ebenfalls durch Schiffbruch verloren habe.
Nach diesem wechselseitigen Bericht über ihr Schicksal hatten die armen, überglücklichen Männer es eilig, zurückzukehren und ihren Kameraden ihre Freude mitzuteilen; sie ließen einige ihrer Leute bei uns, und die übrigen gingen zurück. William war so erpicht darauf, die anderen zu sehen, daß er und noch zwei Männer sie begleiteten, und so gelangte er zu dem kleinen Lager, wo sie lebten. Es waren alles in allem ungefähr hundertsechzig Mann, und sie hatten ihre Kanonen sowie einige Munition an Land gebracht; ein guter Teil ihres Pulvers war jedoch verdorben. Sie hatten aber eine ziemlich hohe Plattform errichtet und zwölf Kanonen darauf gebracht, und das bot ihnen zur Seeseite hin ge nügend
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