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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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gelegen, da stach ich gegen Ende März mit dem großen Schiff, das vierundvierzig Kanonen und vierhundert Mann an Bord hatte, sowie mit der Schaluppe in See, auf der achtzig Mann fuhren. Weil der Ostmonsun noch zu stark wehte, steuerten wir nicht, wie wir zuerst beabsichtigt hatten, die Malabarküste und somit den Persischen Golf an, sondern hielten uns mehr in der Nähe der afrikanischen Küste, wo wir wechselnde Winde hatten, bis wir den Äquator überquerten, liefen bei vier Grad zehn Minuten Breite das Kap Bassa an und segelten von dort, da der Monsun nach Nordost und Nordnordost zu drehen begann, mit rauhem Wind zu den Malediven, einer berühmten Riffkette von Inseln, welche allen Seeleuten, die sich in diesem Teil der Welt aufgehalten haben, wohlbekannt ist. Nachdem wir die Inseln etwas südlich hinter uns gelassen hatten, gelangten wir zum Kap Komorin an der südlichsten Spitze der Malabarküste und umfuhren die Insel Ceylon. Hier blieben wir eine Weile liegen, um auf Beute zu lauern, und sahen drei große englische Ostindienschiffe, die von Bengalen oder Fort St. George nach England heimfuhren, oder vielmehr nach Bombay und Surat, bis der Passatwind einsetzte.
    Wir drehten bei, hißten die englische Flagge und Wimpel und blieben dort liegen, als wollten wir sie angreifen. Ziemlich lange wußten sie nicht, was sie von uns halten sollten, obgleich sie unsere Farben sahen, und ich glaube, zuerst hielten sie uns für Franzosen; als sie aber näher kamen, gaben wir uns bald zu erkennen, denn wir hißten über unserem Großmarsstengentopp eine schwarze Fahne mit zwei gekreuzten Dolchen darauf, und das ließ sie erkennen, was sie zu erwarten hatten.
    Die Wirkung sahen wir bald; zuerst hißten sie die Flagge und formierten sich uns gegenüber in einer Linie, als wollten sie den Kampf mit uns aufnehmen, denn sie hatten ablandigen Wind, der kräftig genug war, sie zu uns heranzubringen; als sie aber sahen, wie stark wir waren, und feststellten, daß sie Seefahrer von anderer Art vor sich hatten, standen sie mit allen Segeln, die sie setzen konnten, wieder von uns ab. Wären sie näher gekommen, dann hätten wir ihnen ein unerwartetes Willkommen gegeben, so aber hatten wir kein Verlangen, ihnen zu folgen, und aus den Gründen, die ich schon erwähnte, ließen wir sie ziehen.
    Obwohl wir sie aber vorbeiließen, beabsichtigten wir nicht, andere so billig davonkommen zu lassen. Schon am nächsten Morgen sichteten wir ein Segel, das um das Kap Komorin hielt und unserer Meinung nach den gleichen Kurs steuerte wie wir. Zuerst wußten wir nicht, was wir mit dem Schiff anfangen sollten, weil es die Küste backbord achteraus hatte, und falls wir Anstalten machten, es zu verfolgen, konnte es irgendeinen Hafen oder Schlupfwinkel anlaufen und uns entwischen; um dies aber zu verhindern, sandten wir die Schaluppe aus, damit sie sich zwischen das Fahrzeug und die Küste lege. Sobald die Verfolgten dies sahen, gingen sie auf Anlaufkurs, um sich unter Land zu halten, und als die Schaluppe auf sie zulief, steuerten sie unter vollen Segeln geradenwegs das Ufer an.
    Die Schaluppe kam jedoch auf und griff sie an; unsere Leute stellten fest, daß es ein Schiff mit zehn Kanonen war, von portugiesischer Bauart, aber im Besitz holländischer Kauffahrer und mit Holländern bemannt, die vom Persischen Golf nach Batavia segelten, um Gewürze und andere Waren von dort zu holen. Die Mannschaft der Schaluppe kaperte und durchsuchte das Schiff, bevor wir aufkamen. Es hatte einige europäische Waren an Bord sowie eine hübsche runde Summe Bargeld und Perlen, und so kam es, daß wir zwar nicht in den Golf einfuhren, um Perlen zu holen, die Perlen aber aus dem Golf zu uns kamen, und wir erhielten unseren Anteil daran. Es war ein reiches Fahrzeug und seine Ladung neben dem Geld und den Perlen von beträchtlichem Wert.
    Wir hielten nun eine lange Beratung ab, was wir mit der Mannschaft tun sollten; würden wir ihr das Schiff zurückgeben und sie ihre Fahrt nach Java fortsetzen lassen, hätte das bedeutet, die dortige holländische Faktorei – bei weitem die stärkste in Indien – in Alarm zu versetzen und unsere Durchfahrt hier unmöglich zu machen. Wir hatten aber beschlossen, diesem Teil der Welt auf unserer Fahrt einen Besuch abzustatten, waren jedoch nicht willens, am großen Golf von Bengalen vorbeizusegeln, wo wir uns viel Beute erhofften, und darum war es notwendig, uns nicht, bevor wir dorthin gelangten, deshalb auflauern zu lassen, weil man

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