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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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unsere erste Betäubung vorbei war und wir sahen, daß das Schiff weiterlief, waren wir schon bald wieder die gleiche gottlose, hartgesottene Bande wie zuvor, und ich gehörte ebenso dazu wie die anderen.
    Bei unserem jetzigen Kurs hielten wir auf Nordnordost und gelangten so mit günstigem Wind durch die Meerenge oder Straße zwischen der Insel Gilolo und dem Land Neuguinea, und bald befanden wir uns im offenen Meer oder Ozean südöstlich der Philippinen, dem großen Pazifik oder der Südsee, dort, wo man sagen kann, daß er sich mit dem weiten Indischen Ozean vereinigt.

Als wir in diese Meere einliefen und genau nach Norden steuerten, fuhren wir bald über den Äquator auf die Nordhälfte der Erde und segelten weiter nach Mindanao und nach Manila, der Hauptinsel der Philippinen, ohne auf irgendeine Beute zu treffen, bis wir nördlich von Manila waren; und nun begann unser Geschäft, denn hier nahmen wir drei japanische Schiffe, wenngleich in einiger Entfernung von Manila. Zwei davon hatten bereits ihren Handel abgeschlossen und befanden sich auf der Heimfahrt mit einer Ladung von Muskatnüssen, Zimt, Nelken und so fort, neben allen möglichen europäischen Waren, welche die spanischen Schiffe aus Acapulco gebracht hatten. Zusammen hatten sie achtunddreißig Tonnen Nelken und fünf oder sechs Tonnen Muskatnüsse sowie ebensoviel Zimt an Bord. Wir nahmen die Gewürze, kümmerten uns aber nur wenig um die europäischen Waren, denn wir dachten, sie lohnten sich für uns nicht; bald darauf aber tat uns das sehr leid, und wir lernten daraus für die nächste Gelegenheit.
    Das dritte japanische Schiff bedeutete für uns die beste Prise, denn es hatte Geld und eine große Menge ungemünztes Gold an Bord, um Waren wie die oben genannten einzukaufen. Wir erleichterten es um sein Gold und fügten ihm keinen weiteren Schaden zu. Da wir nicht beabsichtigten, uns hier lange aufzuhalten, nahmen wir nun Kurs auf China.
    Wir verbrachten bei dieser Fahrt über zwei Monate auf See und kreuzten gegen den Wind, der gleichbleibend aus Nordosten wehte, mit einer Abweichung von einem oder zwei Kompaßstrichen in die eine oder die andere Richtung, und dies verhalf uns auf unserer Fahrt zu um so mehr Prisen. Wir hatten eben die Philippinen hinter uns gelassen und beabsichtigten, die Insel Formosa anzulaufen, aber der Wind wehte so frisch aus Nordnordost, daß sich dies nicht machen ließ und wir Kurs zurück auf Laonia halten mußten, der nördlichsten jener Inseln. Wir lagen hier völlig sicher und wechselten unseren Ankerplatz nicht um irgendeiner Gefahr willen, denn es gab dort keine, sondern um uns besser mit Vorräten versorgen zu können, die uns, wie wir feststellten, die Einwohner bereitwillig lieferten.
    Während wir uns dort aufhielten, lagen drei sehr große Galeonen oder spanische Schiffe aus der Südsee im Hafen. Ob sie nun erst angekommen oder schon seeklar waren, vermochten wir zunächst nicht festzustellen; da wir aber sahen, daß die chinesischen Kauffahrteischiffe begannen, Ladung an Bord zu nehmen und nach Norden auszulaufen, schlossen wir daraus, daß die spanischen Schiffe ihre Ladung kürzlich gelöscht und die anderen sie gekauft hatten. Deshalb zweifelten wir nicht daran, daß wir auf dem übrigen Teil unserer Fahrt Beute finden würden, und konnten sie auch kaum verfehlen.
    Wir blieben hier bis Anfang Mai, dem Zeitpunkt, zu dem, wie wir hörten, die chinesischen Schiffe auslaufen wollten, denn der nördliche Monsun endet gegen Ende März, Anfang April; daher können sie dann mit günstigem Wind für die Heimfahrt rechnen. Deshalb mieteten wir ein paar einheimische Boote, die sehr schnelle Segler sind, und schickten sie nach Manila, damit sie für uns auskundschafteten, wie die Lage dort war und wann die chinesischen Dschunken in See stechen würden. Mit Hilfe dieser Auskünfte planten wir unsere Sache so gut, daß wir, drei Tage nachdem wir die Segel gesetzt hatten, nicht weniger als elf von ihnen begegneten. Da wir uns aber durch ein Mißgeschick zu erkennen gegeben hatten, brachten wir nur drei davon auf, begnügten uns hiermit und setzten unsere Reise nach Formosa fort. Auf diesen drei Schiffen erbeuteten wir, um es kurz zu sagen, eine solche Menge von Nelken, Muskatnüssen, Zimt und Muskatblüten sowie auch Silber, daß unsere Leute meiner Ansicht zuzustimmen begannen, wir seien reich genug und brauchten jetzt, mit einem Wort, weiter nichts mehr zu tun, als nur zu überlegen, durch welche Methode wir die

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