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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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mehr und wurde von Tag zu Tag kräftiger. Mit einem Wort, nach etwa zehn Wochen war er wieder völlig gesund; wir behielten ihn bei uns und bildeten ihn zum Vollmatrosen aus. Um aber auf das Schiff zurückzukommen: Wir vermochten keinerlei sichere Auskunft darüber zu erhalten, bis uns ein paar der Neger, die wir an Bord bleiben ließen und englisch sprechen lehrten, später darüber berichteten, insbesondere dieser Versehrte.
    Wir fragten sie mit Hilfe von allen Zeichen und Gesten, die wir uns nur auszudenken vermochten, was aus der Mannschaft geworden sei, und konnten doch nichts aus ihnen herausholen. Unser Erster Offizier war dafür, einige von ihnen zu foltern, damit sie gestanden; William wandte sich aber he ftig dagegen, und als er hörte, daß wir es in Betracht zogen, kam er zu mir. „Freund“, sagte er, „ich fordere dich auf, keinen dieser armen Kerle zu foltern.“ – „Wieso, William, weshalb denn nicht?“ sagte ich. „Ihr seht doch, daß sie nicht berichten wollen, was aus den Weißen geworden ist.“ – „Nein“, erwiderte William, „sag das nicht. Ich nehme an, daß sie dir darüber einen ausführlichen Bericht mit allen Einzelheiten gegeben haben.“ – „Wie denn?“ fragte ich. „Inwiefern sind wir denn bitte durch ihr ganzes Geschnatter klüger geworden?“ – „Nun“, sagte William, „das mag dein Fehler sein, was weiß ich. Du wirst die armen Menschen doch nicht dafür bestrafen, daß sie kein Englisch sprechen können; vielleicht haben sie noch nie zuvor auch nur ein englisches Wort gehört. Ich darf aber sehr wohl annehmen, daß sie dir über alles einen langen Bericht gegeben haben, denn du siehst doch, mit welchem Ernst und wie lange einige von ihnen mit dir geredet haben, und wenn du ihre Sprache nicht verstehen kannst und sie nicht deine, was können sie dafür? Im besten Falle nimmst du nur an, daß sie dir nicht die ganze Wahrheit über die Sache gesagt haben, ich hingegen nehme an, daß sie es getan haben, und wie willst du die Frage, ob du recht hast oder ob ich recht habe, nun entsche iden? Außerdem, was können sie dir schon sagen, wenn du ihnen auf der Folter eine Frage stellst und sie sie gar nicht verstehen und du nicht weißt, ob sie ja oder nein sagen?“
    Es gereicht meiner Mäßigung nicht zum Lob, wenn ich sage, daß mich diese Argumente überzeugten, trotzdem aber hatten wir alle viel zu tun, um unseren Zweiten Offizier davon abzuhalten, daß er einige der Neger ermordete, um die anderen zum Reden zu veranlassen. Und wenn sie geredet hätten? Er hätte kein Wort davon verstanden, er wollte sich aber nicht davon abbringen lassen, daß ihn die Neger verstehen müßten, wenn er sie fragte, ob das Schiff ein Boot gehabt habe wie unseres oder nicht und was daraus geworden sei.
    Es blieb uns jedoch nichts übrig, als zu warten, bis wir diese Leute gelehrt hatten, Englisch zu verstehen, und den Bericht bis dahin aufzuschieben. Folgende Tatsachen ergaben sich: Wo man sie an Bord des Schiffs gebracht hatte, konnten wir nie erfahren, weil sie die englischen Namen nicht kannten, die wir diesen Küsten gaben, und auch nicht, welcher Nation die Schiffsleute angehörten, da sie die Sprachen nicht voneinander zu unterscheiden vermochten; soviel berichtete uns aber der Neger, den ich befragte, derjenige, den William geheilt hatte, daß sie nicht dieselbe Sprache wie wir und auch nicht wie unsere Portugiesen sprachen, und so mußten es aller Wahrscheinlichkeit nach Franzosen oder Holländer gewesen sein.
    Dann erzählte er uns, die Weißen hätten sie barbarisch behandelt und sie unbarmherzig geschlagen; einer der Neger habe eine Frau und zwei Kinder gehabt, darunter eine etwa sechzehnjährige Tochter. Ein Weißer habe zuerst die Frau des Negers und danach seine Tochter vergewaltigt, und das habe, so sagte er, alle männlichen Neger mit Zorn erfüllt. Der Ehemann der Frau sei wutentbrannt gewesen, und das habe den Weißen so aufgebracht, daß er drohte, ihn zu töten. In der Nacht aber habe sich der Neger, der von seinen Fesseln losgekommen sei, einer großen Keule bemächtigt, womit unser Mann, wie er uns verständlich machte, eine Brechstange meinte, und als derselbe Franzose (wenn es ein Franzose war) wieder zu ihnen herunterkam, machte er von neuem Anstalten, die Frau des Negers zu notzüchtigen, worauf dieser die Brechstange hob und ihm mit einem Schlag den Schädel zertrümmerte. Dann bemächtigte er sich des Schlüssels, mit dem der Weiße gewöhnlich die

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