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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Waren an Bord hatten, von denen wir sehr wohl wußten, wie wir sie verwerten könnten, so zum Beispiel ihre eigenen Lebensmittelvorräte, ihren Schnaps sowie auch große Mengen von beiden, die für die Gouverneure und Faktoreien der englischen Siedlungen zu deren Verbrauch bestimmt waren. Wenn wir also beschlossen, Schiffen aus unserem eigenen Lande aufzulauern, dann sollten es diejenigen sein, die sich auf der Ausreise befanden, und keine, die heimwärts nach London segelten.
    In Anbetracht all dieser Gründe ließ sich der Admiral gänzlich von meiner Meinung überzeugen, und nachdem wir also dort, wo wir lagen, nämlich bei Kap Ste. Marie an der Südwestspitze der Insel, Wasser und frischen Proviant überno mmen hatten, lichteten wir den Anker, liefen nach Süden aus und später nach Südsüdost, um die Insel zu umrunden, und nach etwa sechs Tagen gelangten wir aus ihren Küstengewässern und hielten Kurs auf Nord, bis wir vor Fort Dauphin waren, und danach auf Nordost, bis zur Breite von dreizehn Grad vierzig Minuten, kurz, bis zum äußersten Punkt der Insel, und der Admiral, der voransegelte, erreichte die offene See ziemlich weit westlich von der Insel und drehte dann bei. Nun sandten wir eine Schaluppe aus, die auf Anlaufkurs rings um den nördlichsten Punkt der Insel ging und längsseits der Küste in Strandnä he segelte, um einen Hafen zu suchen, wo wir einlaufen konnten. Die Männer entdeckten auch einen und brachten uns schon bald die Nachricht, es gebe da eine tiefe Bucht mit sehr guter Reede und mehreren kleinen Inseln, in deren Schutz sie einen guten Ankerplatz mit zehn bis siebzehn Faden Wassertiefe gefunden hatten, und dort also liefen wir ein.
    Später sahen wir uns jedoch veranlaßt, unseren Standort zu verändern, wie der Leser bald hören wird. Wir hatten nun nichts weiter zu tun, als nur an Land zu gehen, uns ein bißchen mit den Eingeborenen bekannt zu machen, Trinkwasser und einigen Proviant zu übernehmen und dann wieder in See zu stechen. Wir fanden die Leute recht umgänglich, und einige Rinder hatten sie auch; da dies aber die äußerste Spitze der Insel war, hielten sie nicht sehr viele Tiere. Für den Augenblick beschlossen wir jedoch, den Ort zu unserem Treffpunkt zu machen und hinauszufahren, um uns umzusehen. Es war ungefähr die zweite Aprilhälfte.
    Dementsprechend stachen wir also in See, kreuzten nordwärts und hielten Kurs auf die arabische Küste. Die Fahrt war lang, aber da der Wind hier im allgemeinen von Mai bis September als Passatwind von Süd und Südsüdost weht, hatten wir günstiges Wetter, und nach etwa zwanzig Tagen gelangten wir zur Insel Sokotra, die südlich der arabischen Küste und ostsüdöstlich der Mündung des Golfs von Mokka oder dem Roten Meer liegt.
    Hier übernahmen wir Trinkwasser und kreuzten vor der arabischen Küste. Wir waren dort noch keine zwei Tage oder so ungefähr, als ich ein Segel erspähte und Jagd darauf machte; nachdem wir es aber eingeholt hatten, stellte es sich als eine so armselige Prise heraus, wie Piraten auf der Jagd nach Beute sie nur je aufgebracht hatten, denn wir fanden darauf weiter nichts als nur arme, halbnackte Türken, die sich auf einer Pilgerfahrt nach Mekka zum Grabe des Propheten Mohammed befanden. Auf der Dschunke, die sie dorthin brachte, gab es nichts, was es wert gewesen wäre, daß man es mitnähme, außer ein bißchen Reis und etwas Kaffee, und das war alles, was die armen Schlucker zu ihrem Unterhalt besaßen; so ließen wir sie fahren, denn wir wußten tatsächlich nicht, was wir mit ihnen anfangen sollten.
    Noch am Abend dieses Tages machten wir Jagd auf eine zweite Dschunke, einen Zweimaster, der in ansehnlicherem Zustand zu sein schien als das erste Fahrzeug. An Bord gelangt, stellten wir fest, daß die Leute darauf das gleiche Ziel hatten wie die anderen, nur mit dem Unterschied, daß sie wohlhabender waren, und hier machten wir etliche Beute: einige türkische Waren, ein paar Diamanten aus den Ohrringen von fünf oder sechs Personen, ein paar schöne Perserteppiche, die sie benutzten, um darauf zu liegen, sowie einiges Bargeld. Danach ließen wir sie gleichfalls ziehen.
    Wir kreuzten hier noch weitere elf Tage und sichteten nichts als nur hin und wieder ein Fischerboot; am zwölften Tag aber erspähten wir ein Schiff, und zuerst hielt ich es für ein englisches Fahrzeug. Es entpuppte sich jedoch als ein europäisches Schiff, das Fracht von Goa an der Malabarküste zum Roten Meer brachte und sehr reich

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