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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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meiner alten Bekannten, der Insel Madagaskar, vor Anker. Dort lagen wir eine Weile und handelten mit den Eingeborenen, um gutes Rindfleisch zu erwerben; freilich herrschte derart große Hitze, daß wir nicht sicher waren, es so einsalzen zu können, daß es sich hielt. Ich zeigte den Leuten aber die Methode, die wir zuvor angewandt hatten, nämlich es zuerst mit Salpeter einzusalzen und es dann haltbar zu machen, indem wir es in der Sonne dörrten, wodurch es sehr angenehm zu essen war, wenn auch nicht so bekömmlich für unsere Männer, da es nicht mit unserer Zubereitungsweise übereinstimmte, das heißt, es mit Yorkshirepudding, in Fleischbrühe getauchtem Brot oder ähnlichem herzurichten, denn auf diese Weise war es vor allem zu salzig und das Fett rostfarben und vertrocknet, so daß es nicht zu genießen war.
    Dies ließ sich jedoch nicht ändern, und wir hielten uns schadlos, indem wir reichlich frisches Rindfleisch aßen, während wir uns dort aufhielten; es war ausgezeichnet, schön fett und ebenso zart und schmackhaft wie in England, und uns kam es viel besser vor als das englische, das wir so lange nicht gekostet hatten.
    Nachdem wir nun eine Zeitlang hier verbracht hatten, bega nnen wir zu überlegen, daß dies kein Ort sei, der sich für unser Geschäft eignete, und ich, der ich meine besonderen Ansichten hatte, erklärte ihnen, dies sei kein Platz für Leute, die auf Beute aus waren; es gebe zwei Gebiete der Insel, die für unsere Zwecke besonders geeignet seien: erstens der Golf an der Ostküste und von da aus die Strecke bis zur Insel Mauritius, die übliche Route für Schiffe, die von der Malabar- oder von der Coromandelküste, vom Fort St. George und so fort kamen, und wenn wir auf sie warten wollten, sollten wir dort unseren Standort wählen.
    Andererseits aber, da wir beschlossen hatten, keine europä ischen Handelsschiffe zu überfallen, die gewöhnlich gut bestückt und bemannt waren und wo wir Gegenwehr erwarten mußten, hatte ich einen zweiten Plan, von dem ich mir ebenso große Ausbeute versprach, oder vielleicht sogar noch größere, ohne das Risiko und die Schwierigkeit des ersten, und dies war der Golf von Mokka oder das Rote Meer.
    Ich erzählte ihnen, daß der Handel dort lebhaft, die Schiffe reich und die Meeresenge Bab-el-Mandeb schmal war, so daß wir darin zweifellos umherkreuzen konnten, ohne uns etwas entgehen zu lassen, da wir vom Roten Meer an längs der arabischen Küste bis zum Persischen Golf und der Malabarse ite von Indien offene See hatten.
    Ich berichtete ihnen von meinen Beobachtungen, die ich bei meiner ersten rings um die Insel unternommenen Fahrt gemacht hatte, nämlich daß es an ihrer Nordspitze mehrere sehr günstige Häfen und Reeden für unsere Schiffe gab, die Eingeborenen dort, wenn möglich, sogar noch höflicher und zugänglicher waren als diejenigen an unserem gegenwärtigen Aufenthaltsort, da sie nicht so häufig von europäischen Seeleuten schlechte Behandlung erfahren hatten wie die an der Süd- und an der Ostseite, und daß wir dort immer gewiß sein konnten, Unterschlupf zu finden, falls wir anlegen mußten, wenn uns ein Feind oder das Wetter dazu trieb.
    Sie ließen sich von der Zweckmäßigkeit meines Plans leicht überzeugen, und obgleich Kapitän Wilmot, den ich jetzt unseren Admiral nannte, zuerst der Ansicht gewesen war, wir sollten zur Insel Mauritius segeln, dort vor Anker liegen und auf einige europäische Handelsschiffe warten, die von der Coromandelküste oder aus dem Golf von Bengalen kamen, stimmte er mir jetzt zu. Freilich wären wir stark genug gewesen, einen englischen Ostindienfahrer, sogar auch den bestbewaffneten, anzugreifen, obgleich es von einigen hieß, sie führten fünfzig Kanonen, aber ich hie lt ihm vor, daß wir gewiß sein konnten, Schläge und Blutopfer hinnehmen zu müssen, wenn wir sie aufbrachten, und wenn wir es geschafft hätten, wäre ihre Ladung nicht von entsprechendem Wert für uns, denn wir hatten ja nicht genügend Laderaum, um ihre Waren unterzubringen. Wie die Dinge lagen, sollten wir lieber ein einziges, auf der Ausreise nach Ostindien befindliches Schiff, das Bargeld vielleicht im Werte von vierzig- oder fünfzigtausend Pfund an Bord hatte, nehmen, als nach England heimkehrende Fahrzeuge, obwohl ihre Ladung in London den dreifachen Wert des Geldes erzielt hätte; aber wir wußten nicht, wohin wir uns wenden sollten, um sie zu verkaufen, während die von London kommenden Schiffe neben ihrem Bargeld genügend

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