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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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deshalb ließen wir uns von dem Prinzip leiten: Solange wir die Reichtümer, die wir uns aneignen wollten, auf sichere Weise kampflos erhalten konnten, bestehe für uns kein Anlaß, uns um das, was auch zu einem billigen Preis zu haben war, in einen Kampf einzulassen.
    Wir verließen deshalb den Golf von Bengalen, und als wir an die Küste von Sumatra gelangten, liefen wir einen kleinen Hafen an, der zu einer nur von Malaien bewohnten Stadt gehörte; hier übernahmen wir Trinkwasser und eine große Menge gutes Schweinefleisch, das gepökelt und genügend eingesalzen war, trotz des heißen Klimas, denn die Stadt lag mitten in einer glutheißen Zone, nämlich bei drei Grad 242
    fünfzehn Minuten nördlicher Breite. Wir nahmen auch vierzig lebende Schweine an Bord unserer beiden Schiffe; sie lieferten uns Frischfleisch, und wir hatten reichlich Futter für sie, welches das Land hervorbrachte, wie Guams, Kartoffeln und eine grobe Reissorte, die nur als Schweinefutter taugte. Wir schlachteten jeden Tag eins von diesen Tieren und fanden das Fleisch ausgezeichnet. Wir übernahmen auch eine riesige Menge von Enten, Hähnen und Hennen von der gleichen Art, wie wir sie in England haben, und hielten sie, um Abwechslung in unsere Nahrung zu bringen; wenn ich mich recht erinnere, besaßen wir nicht weniger als zweitausend davon, so daß sie uns zuerst sehr belästigten, bald aber verringerten wir ihre Anzahl, indem wir sie kochten, dämpften und so fort, und solange wir sie hatten, waren wir versorgt.
    Mein langgehegter Plan ließ sich jetzt verwirklichen, nämlich in die holländischen Gewürzinseln einzufallen und mich umzutun, welches Unheil ich dort anrichten könnte. Dementsprechend stachen wir am 12. August in See, überquerten am 17. den Äquator, hielten Kurs genau auf Süd, ließen die Sundastraße und die Insel Java östlich von uns liegen und gelangten zur Breite von elf Grad zwanzig Minuten; dort steuerten wir Ost und Ostnordost, wobei wir günstigen Wind von Westsüdwest hatten, bis wir zu den Molukken oder Gewürzinseln kamen.
    Wir überquerten jene Meere mit weniger Schwierigkeiten als andere, denn südlich von Java gab es wechselnde Winde, und das Wetter war gut, obgleich wir zuweilen auch Böen und kurze Stürme antrafen; als wir aber zwischen die Gewürzinseln selbst gelangten, bekamen wir einen Teil der Monsun- oder Passatwinde ab und nützten sie entsprechend.
    Die unendlich große Anzahl von Inseln in die sen Meeren brachte uns sehr in Verlegenheit, und nur mit großen Schwierigkeiten arbeiteten wir uns zwischen ihnen hindurch; dann nahmen wir Kurs auf die Nordseite der Philippinen, wo wir 243
    zweifache Aussicht auf Beute hatten; nämlich entweder auf spanische Schiffe aus Acapulco an der Küste Neuspaniens zu treffen oder aber mit Gewißheit auf ein paar Schiffe oder Dschunken aus China zu stoßen, die, wenn sie von dort kamen, eine große Menge wertvoller Waren sowie auch Geld an Bord hatten; sollten wir sie jedoch auf dem Rückweg kapern, wären sie mit Muskatnüssen und Nelken von Banda und Ternate oder von einigen der anderen Inseln beladen.
    Wir hatten aufs Haar genau richtig vermutet und steuerten geradenwegs durch eine breite Ausfahrt, die man eine Meeresenge nennt, wenn sie auch fünfzehn Meilen breit ist, und hielten Kurs auf eine Insel, die Dammer genannt wird, und von dort Nordnordost auf Banda. Zwischen diesen Inseln stießen wir auf eine holländische Dschunke, das heißt ein Fahrzeug, das nach Ambon fuhr; wir kaperten es ohne viel Schwierigkeiten, und ich konnte nur mit großer Mühe unsere Leute davon abhalten, die gesamte Mannschaft umzubringen, sobald sie hörten, daß sie aus Ambon war. Die Gründe hierfür wird wohl jeder erraten.
    Wir entnahmen aus dieser Dschunke etwa sechzehn Tonnen Muskatnüsse, einige Lebensmittelvorräte und die Handwaffen der Besatzung, denn das Schiff hatte keine Kanonen, und dann ließen wir es fahren. Von dort segelten wir unmittelbar zur Bandainsel oder den Bandainseln, wo wir sicher sein konnten, noch weitere Muskatnüsse zu erhalten, wenn wir wollten. Was mich betraf, so hätte ich gern noch mehr Muskatnüsse erworben, auch wenn ich dafür hätte bezahlen müssen; unsere Leute empfanden aber einen Abscheu davor, irgend etwas zu bezahlen, und so beschafften wir uns bei mehreren Gelegenhe iten noch ungefähr zwölf Tonnen, die meisten vom Ufer und nur wenige aus einem kleinen Eingeborenenboot, das nach Gilolo fuhr. Wir hätten ganz offen Handel getrieben, aber

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