Kapitän Singleton
Gefangener, jetzt aber bin ich frei und daher Freiwilliger.
William: Das heißt, da du zuerst Gefangener warst, hast du jetzt die Freiheit, ihnen zu dienen; aber reicht deine Freiheit so weit, daß du, wenn du willst, fort und zu deinen Landsleuten gehen kannst?
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Holländer: Nein, das behaupte ich nicht; meine Landsleute wohnen weit von hier auf dem nördlichen und östlichen Teil der Insel, und es gibt keine Möglichkeit, zu ihnen zu gelangen, außer mit der ausdrücklichen Genehmigung des Königs.
William: So, und warum bekommst du keine Genehmigung fortzugehen?
Holländer: Ich habe nie darum gebeten.
William: Und ich nehme an, du weißt, daß du sie nicht erhalten würdest.
Holländer: Dazu kann ich nicht viel sagen. Aber weshalb stellt Ihr mir alle diese Fragen?
William: Nun, aus guten Gründen. Wenn du Christ und Gefangener bist, wie kannst du dich dann bereitwillig zum Werkzeug dieser Barbaren machen lassen und uns, die wir deine Landsleute und ebenfalls Christen sind, ihnen ausliefern?
Ist es nicht barbarisch von dir, das zu tun?
Holländer: Wieso verrate ich Euch? Teile ich Euch etwa nicht mit, daß der König des Landes Euch einlädt, an Land zu kommen, und Befehl gegeben hat, daß man Euch zuvorkommend behandeln und Euch Hilfe gewähren soll?
William: Bei deinem Christentum, an dem ich freilich stark zweifle, glaubst du, daß der König oder der General, wie du ihn nennst, auch nur ein Wort von dem meint, was er sagt?
Holländer: Er verspricht es Euch durch den Mund seines großen Generals.
William: Ich frage dich nicht, was er verspricht noch durch wen, sondern ich frage dich folgendes: Kannst du sagen, ob du glaubst, daß er beabsichtigt, es zu halten?
Holländer: Wie kann ich darauf antworten? Wie kann ich sagen, was er beabsichtigt?
William: Du kannst sagen, was du glaubst.
Holländer: Ich kann nicht sagen, daß er es halten wird; ich glaube, er wird es vielleicht tun.
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William: Du bist nur ein doppelzüngiger Christ, fürchte ich. Also, ich stelle dir eine andere Frage: Willst du sagen, du glaubst es und rätst mir, es zu glauben und unser Leben auf dieses Versprechen hin in ihre Hand zu geben?
Holländer: Ich bin nicht da, um Euch zu beraten.
William: Vielleicht hast du Angst zu sagen, was du denkst, weil du dich in ihrer Macht befindest. Bitte, versteht einer von ihnen, was wir beide sagen? Können sie holländisch sprechen?
Holländer: Nein, nicht ein einziger von ihnen. In dieser Beziehung habe ich keinerlei Befürchtungen.
William: Nun, dann antworte mir klipp und klar, wenn du ein Christ bist: Befinden wir uns in Sicherheit, wenn wir es auf ihr Wort hin wagen, uns in ihre Gewalt zu begeben und an Land zu kommen?
Holländer: Ihr stellt mir die Frage sehr direkt. Bitte, laßt mich Euch auch eine stellen: Wird es Euch mit einiger Wahrscheinlichkeit gelingen, Euer Schiff wieder flottzumachen, wenn Ihr ablehnt?
William: Jaja, wir bekommen das Schiff wieder flott; jetzt, wo der Sturm vorbei ist, haben wir deswegen keine Angst.
Holländer: Dann muß ich sagen, daß es für Euch das beste wäre, ihnen nicht zu trauen.
William: Nun, das ist ehrlich.
Holländer: Aber was soll ich ihnen berichten?
William: Gib ihnen gute Worte, so wie sie es mit uns machen.
Holländer: Was für gute Worte?
William: Nun, sie sollen ihrem König bestellen, daß wir Fremde sind, die ein schwerer Sturm hier an die Küste verschlagen hat.
Wir danken ihm sehr herzlich für sein Angebot, uns freundlich aufzunehmen, und werden es mit Freuden annehmen, sollten wir auch weiterhin in Seenot sein. Gegenwärtig aber haben wir keinen Anlaß, an Land zu kommen; außerdem können wir das Schiff auch in seinem augenblicklichen Zustand nicht allein lassen, sondern müssen uns darum kümmern, damit es wieder 289
flott wird; mit der nächsten oder der übernächsten Flut hoffe n wir, es wieder gänzlich frei zu bekommen und vor Anker zu gehen.
Holländer: Aber er wird erwarten, daß Ihr dann an Land kommt, um ihn zu besuchen und ihm für seine Zuvorkommenheit ein Geschenk zu überreichen.
William: Wenn wir unser Schiff wieder klar und die Lecks gedichtet haben, werden wir ihm den nötigen Respekt erweisen.
Holländer: Aber Ihr könnt ihn doch ebensogut jetzt aufsuchen wie dann.
William: Moment mal, Freund, ich habe nicht gesagt, daß wir ihn dann aufsuchen werden. Du hast davon gesprochen, daß wir ihm ein Geschenk machen sollen, und das heißt doch, ihm unseren Respekt erweisen, oder?
Holländer:
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