Kapitän Singleton
gewissenhaft an das Friedensangebot hielten, das sie mit diesem Zeichen machten. Ich nannte mehrere Beispiele aus der Geschichte meiner Reise durch Afrika, von denen ich hier zu Beginn meines Buchs berichtet habe, und sagte, ich könne mir nicht vorstellen, daß diese Leute hier schlimmer seien als manche der dortigen. Außerdem, so erklärte ich, befänden wir uns in einer derartigen Lage, daß wir notgedrungen irgend jemand in die Hände fallen mußten, und dann sei schon besser, wir fielen durch ein Freundschaftsabkommen in ihre Hände als durch eine erzwungene Unterwerfung, auch dann, wenn sie wirklich verräterische Absichten hatten; deshalb sei ich dafür, mit ihnen zu unterhandeln.
„Nun, Freund“, erwiderte William sehr ernst, „wenn du gehen willst, dann kann ich es nicht verhindern; ich möchte mich bei unserer Trennung nur für immer von dir verabschie-den, denn verlaß dich darauf, du wirst uns nie wiedersehen. Ob wir auf dem Schiff zum Schluß besser davonkommen werden, kann ich dir nicht sagen, aber dafür kann ich geradestehen, daß wir unser Leben nicht nutzlos und kalten Bluts fortwerfen werden, wie du es tun willst; wir werden es wenigstens solange bewahren, wie wir nur können, und dann schließlich als Männer sterben und nicht als Narren, die sich durch die Tücke von ein paar Barbaren hinters Licht führen lassen.“
William sprach mit solchem Feuer und dabei mit soviel Gewißheit, was unser Schicksal betraf, daß ich ein wenig über 283
das Risiko nachzudenken begann, das ich im Begriff war einzugehen. Ich war ebensowenig darauf erpicht, mich ermorden zu lassen, wie er. Darauf fragte ich ihn, ob er über den Ort irgend etwas wisse oder jemals dort gewesen sei. Er verneinte es. Dann fragte ich ihn, ob er über die Leute auf der Insel und über die Art, wie sie Christen behandeln, die ihnen in die Hände fallen, etwas gehört oder gelesen habe, und er erzählte mir, er habe von einem solchen Fall gehört und er werde mir die Geschichte nachher berichten. Der Mann, um den es ging, habe Knox geheißen, so sagte er, und sei Kapitän eines Ostindienfahrers gewesen, der, genau wie unser Schiff, hier an der Küste der Insel Ceylon auf Grund gelaufen sei, wenn er auch nicht sagen könne, ob es hier an derselben Stelle gewesen sei oder anderswo; die Barbaren hätten ihn betrogen und dazu verleitet, an Land zu kommen, genau wie sie uns jetzt dazu aufforderten, und als sie ihn hatten, umzingelten sie ihn und seine achtzehn oder zwanzig Leute. Sie erlaubten ihnen niemals mehr zurückzukehren, sondern behielten sie als Gefangene oder ermo rdeten sie – welches von beidem, könne er nicht sagen. Sie schleppten sie jedenfalls ins Innere des Landes, trennten sie voneinander, und keiner hörte jemals wieder von ihnen, außer vom Sohn des Kapitäns, der wie durch ein Wunder nach zwanzigjähriger Sklaverei entkam.
Ich hatte in diesem Augenblick keine Zeit, ihn zu bitten, mir die ganze Geschichte dieses Knox zu erzählen, und noch viel weniger, sie anzuhören, sondern schnitt ihm, wie man es gewöhnlich tut, wenn man ein wenig gereizt ist, das Wort ab.
„Nun dann, Freund William“, sagte ich, „was sollen wir Eurer Meinung nach tun? Ihr seht doch, in welchem Zustand sich unser Schiff befindet und was vor uns liegt. Etwas muß getan werden, und zwar gleich.“ – „Freilich“, sagte William, „ich will dir sagen, was du tun sollst. Als erstes veranlasse, daß eine weiße Fahne herausgehängt wird, wenn sie es für uns tun.
Bemanne das Beiboot und die Pinasse mit so vielen Leuten, 284
wie nur hineingehen, so daß sie sich ihrer Waffen bedienen können. Laß mich mit ihnen fahren, und du wirst sehen, was wir tun werden. Wenn ich keinen Erfolg habe, bist du in Sicherheit, und sollte ich wirklich keinen Erfolg haben, so wird das mein eigener Fehler sein, und du wirst durch meine Torheit klug werden.“
Ich wußte zuerst nicht, was ich ihm darauf antworten sollte, sagte aber nach einer Pause: „William, William, ich möchte gleichfalls nicht, daß Euch etwas zustößt, so wie Ihr nicht wollt, daß mir etwas geschieht, und wenn irgendeine Gefahr dabei ist, wünsche ich, daß Ihr ebensowenig hineingeratet wie ich. Darum laßt uns, wenn es Euch recht ist, alle auf dem Schiff bleiben, dann geht es uns gleich, und wir haben ein gemeinsames Schicksal.“
„Nein, nein“, sagte William, „bei der Methode, die ich vorschlage, gibt es keine Gefahr. Du sollst mit mir fahren, wenn du es für richtig hältst.
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