Kapitän Singleton
und sie legten einen Zeitpunkt fest. Da Mr. Knox aber durch einen heftigen Schmerz, der ihn rechtsseitig überkam und fünf Tage lang zurückhielt, nicht reisefähig war, blieb die Vereinbarung erfolglos, denn obwohl er dorthin ging, sobald er wieder wohlauf war, hatte sich sein Führer zu eigenen Geschäften in eine andere Gegend begeben, und damals wagten sie die Flucht nicht ohne ihn.
Diese Versuche zogen sich über acht oder neun Jahre hin, denn mehrmals hinderten sie die verschiedensten Zwischenfäl-le daran, ihre Absicht auszuführen; meistens jedoch war es die Trockenheit, die sie befürchten ließ, im Wald zu verdursten, 311
denn das ganze Land litt vier oder fünf Jahre lang unter der Dürre, da es nicht regnete.
Am 22. September 1679 machten sie sich wieder auf, mit Messern und kleinen Äxten zu ihrer Verteidigung ausgerüstet, denn die konnten sie heimlich bei sich führen, während sie, wie zuvor, alle zum Verkauf bestimmten Waren und die notwend igen Vorräte zusammenpackten. Der Mond war siebenundzwanzig Tage alt, so daß sie Licht genug zu ihrer Flucht hatten und ausprobieren konnten, welchen Erfolg Gott der Allmächtige ihnen jetzt bei ihrer Suche nach Freiheit beschied. Ihr erstes Ziel war Anuradhapura, und auf dem Weg dorthin lag eine Wildnis mit dem Namen Parraoth Mocolane, die voller ungezähmter Elefanten, Tiger und Bären war und, da sie an der äußersten Grenze des königlichen Herrschaftsbereichs lag, ständig bewacht wurde.
Auf halbem Wege hörten sie, die Beamten des Gouverneurs dieses Landesteils seien unterwegs, um des Königs Einkünfte und Steuern einzuholen und sie dann in die Stadt zu übersen-den. Das jagte ihnen keine geringe Furcht davor ein, sie könnten sie finden und wieder zurückschicken; deshalb zogen sie sich in den westlichen Teil von Ecpoulpot zurück und ließen sich dort nieder, um zu stricken, bis sie hörten, daß die Beamten nun fort seien. Sobald sie verschwunden waren, setzten sie ihre Reise fort. Sie führten ein gehöriges Paket Baumwollgarn mit sich, um Mützen daraus zu stricken, und hatten ihre Waren behalten, angeblich um sie gegen Dörrfleisch einzutauschen, das nur in diesem niedrig gelegenen Landesteil verkauft wurde. Ihr Weg führte sie zwangsläufig durch Kalluvilla, den Sitz des Gouverneurs, der ausdrücklich zu dem Zweck dort wohnte, alle Reisenden, die kommen und gehen, zu überprüfen. Dies bereitete ihnen große Sorgen, denn er würde ohne weiteres vermuten, sie hätten sich über den ihnen erlaubten Raum hinausbegeben, da sie ja Gefangene waren. Sie suchten jedoch entschlossen sein Haus auf, und als 312
sie ihn dort antrafen, übergaben sie ihm ein Geschenk von Tabak und Betelnüssen, zeigten ihm ihre Waren und erklärten, sie seien gekommen, um Dörrfleisch zu holen, das sie mit sich zurücknehmen wollten. Der Gouverneur schöpfte keinen Verdacht und sagte, es tue ihm leid, daß sie in einer so trockenen Jahreszeit hergekommen seien, wo man keine Rehe fangen konnte; sobald es aber regnete, wolle er sie versorgen.
Diese Antwort bereitete ihnen Freude, und sie taten, als seien sie es zufrieden, dort zu bleiben; sie verweilten zwei, drei Tage bei ihm, und da noch immer kein Regen gefallen war, übergaben sie dem Gouverneur fünf oder sechs Ladungen Schießpulver, das dort eine Seltenheit war, hinterließen ein Bündel in seinem Haus und baten ihn, ein paar Rehe für sie zu schießen, während sie einen Abstecher nach Anuradhapura machten.
Auch hier versetzte sie die Tatsache in Schrecken, daß der König Soldaten ausgeschickt hatte, die dem Gouverneur den Befehl überbrachten, die Wachen zu verstärken, damit keinerlei verdächtige Personen durchkämen. Das sollte zwar nur dazu dienen, eine Flucht von Verwandten gewisser Adliger zu verhindern, die der König eingesperrt hatte, sie befürchteten aber, die Wachen könnten sich wundern, Weiße hier zu sehen, und sie wieder zurückschicken. Gott fügte es jedoch, daß sie sehr freundlich zu ihnen waren und sie ihren Geschäften überließen, und so gelangten sie ungefährdet nach Anuradhapura. Der Vorwand ihres Kommens war Dörrfleisch, obgleich sie wußten, daß keins zu haben war; ihre eigentliche Absicht aber war, den Weg, der zu den Holländern hinunterführte, zu suchen, und zu diesem Zweck blieben sie drei Tage. Sie stellten jedoch fest, daß auf dem Weg nach Jaffnapatam, einem der holländischen Häfen, eine Wache stand, die kaum zu umgehen war, und es auch andere unüberwindliche
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