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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Feuer gab, und da er ein sehr guter Schütze war, erlegte er das Tier mit zwei Kugeln, die es genau in den Kopf trafen. Sobald das Leopardenweibchen fühlte, daß es getroffen war, bäumte es sich auf, so daß es aufrecht auf den Hinterbeinen stand, schlug mit den Vorderpfo-ten in die Luft, fiel knurrend und sich wehrend auf den Rücken und war sogleich tot; die anderen beiden flohen, durch das 86
    Feuer und den Knall erschreckt, und waren im Augenblick außer Sicht.
    Die beiden erschrockenen Leoparden waren jedoch nicht halb so verängstigt wie unsere Gefangenen; vier oder fünf von diesen fielen zu Boden, als seien sie getroffen, und mehrere andere warfen sich auf die Knie und erhoben die Hände zu uns
    – ob nun, um uns anzubeten oder um uns anzuflehen, sie nicht zu töten, wußten wir nicht; aber wir bedeuteten ihrem Prinzen durch Zeichen, sie zu beruhigen, und er tat es, brachte sie jedoch nur mit viel Mühe zu Verstand. Ja, trotz allem, was wir gesagt hatten, um ihn vorzubereiten, fuhr beim Knall der Flinte sogar der Prinz auf, als wolle er in den Fluß springen.
    Da wir das Tier nun tot daliegen sahen, bekam ich Lust auf sein Fell und machte dem Prinzen Zeichen, er solle einige seiner Leute hinüberschicken, um es zu häuten. Sobald er nur ein Wort gesagt hatte, wurden vier Männer, die sich dazu erboten hatten, von ihren Fesseln befreit, und sie sprangen sogleich ins Wasser, schwammen hinüber und machten sich an die Arbeit. Der Prinz, der ein Messer besaß, das wir ihm geschenkt hatten, stellte damit vier so geschickt gearbeitete hölzerne Messer her, wie ich sie noch nie im Leben gesehen hatte, und nach kaum einer Stunde brachten sie mir das Leopardenfell, das riesengroß war, denn es maß von den Ohren bis zum Schwanz etwa sieben Fuß, war am Rücken fast fünf Fuß breit und überall wunderschön gefleckt. Dieses Leopardenfell brachte ich viele Jahre später mit nach London.
    Wir waren, was unsere Weiterreise betraf, jetzt alle gleichge-stellt, da wir kein Schiff mehr hatten, denn unsere Barke wollte nicht weiterschwimmen und war zu schwer, als daß man sie hätte auf dem Rücken tragen können. Da wir aber feststellten, daß der Fluß noch viel länger war, berieten wir mit unseren Zimmerleuten, ob wir das Schiff nicht zerlegen und drei oder vier kleine Boote daraus bauen könnten, um mit ihnen weiterzufahren. Sie erklärten uns, das sei möglich, nähme aber viel 87
    Zeit in Anspruch, und wenn wir es geschafft hätten, verfügten wir weder über Pech oder Teer, um sie wasserdicht zu machen, noch über Nägel, um die Planken zu befestigen. Einer aber sagte, sobald er einen großen Baum am Flußufer fände, wolle er uns in einem Viertel der Zeit ein oder zwei Kanus bauen, die uns für unsere Zwecke ebenso nützlich sein würden wie Boote; und wenn wir damit an einen Wasserfall gelangten, könnten wir sie aufheben und eine Meile oder zwei auf den Schultern über Land tragen.
    Daraufhin gaben wir den Gedanken an unsere Fregatte auf, zogen sie in einen Schlupfhafen oder eine Einbuchtung an der Mündung eines kleinen Baches, der in den Strom floß, und legten sie für diejenigen auf, die nach uns kämen; dann begannen wir unseren Marsch. Zwei Tage verbrachten wir damit, das Gepäck aufzuteilen und unsere zahmen Büffel sowie unsere Neger zu beladen. Unser Pulver und unsere Munition, mit denen wir am sorgfältigsten umgingen, brachten wir folgendermaßen unter: Zuerst verteilten wir das Pulver in kleine Ledersäcke, das heißt Beutel aus getrockneten Häuten, mit dem Fell nach innen, damit das Pulver nicht naß wurde; danach legten wir diese Beutel in andere, aus sehr dicken und harten Ochsenhäuten gefertigte, mit dem Fell nach außen, damit keine Feuchtigkeit eindrang, und dies erwies sich als so gut, daß unser Pulver auch bei den stärksten Regenfällen, die wir erlebten, darunter einige sehr heftige und lang andauernde, stets trocken blieb. Neben diesen Beuteln, die unseren Haupt-vorrat enthielten, teilten wir an jeden von uns ein viertel Pfund Pulver und ein halbes Pfund Blei aus, die wir stets bei uns trugen. Dies genügte für unseren gegenwärtigen Bedarf, denn wir wollten wegen der Hitze nicht mehr Gewicht schleppen, als unbedingt notwendig war.
    Solange wir uns am Flußufer aufgehalten hatten, gab es für uns nur wenig Berührung mit den Einwohnern des Landes, denn da wir unsere Barke auch mit ausreichenden Vorräten 88
    ausgestattet hatten, brauchten wir uns nicht außerhalb nach Proviant

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