Kapitän Singleton
Vernünftigkeit der Sache, indem er es sie selbst ausführen ließ und vier von ihnen ernannte, welche die übrigen banden; wir fanden sie jedoch so ehrlich und besonders ihm gegenüber so gehorsam, daß wir sie freiließen, nachdem wir uns von ihrer Heimat ein wenig entfernt hatten. Als er zu uns stieß, wollte er jedoch, daß sie wieder gebunden würden, und sie blieben es eine ziemlich lange Weile.
Das ganze Land am Flußufer war hoch gelegen und wies keinerlei moorigen Sumpf auf, das Gras war gut, und wo immer wir vorbeikamen oder wohin wir auch blickten, überall weidete viel Vieh darauf; es gab kaum Wald, jedenfalls nicht in unserer Nähe, in größerer Entfernung aber sahen wir Eichen, Zedern und Pinien, von denen einige sehr hoch waren.
Der Fluß, eine schöne offene Wasserstraße, war etwa so breit wie die Themse unterhalb von Gravesend, mit einer starken 84
Flutströmung, die, wie wir feststellten, ungefähr sechzig Meilen weit anhielt; die Fahrrinne war tief, und wir litten sehr lange keinen Wassermangel. Kurz, wir fuhren frohen Muts mit der Flut stromaufwärts, und noch immer wehte ein frischer Wind aus Ost und Ostnordost.
Wir hielten auch mit Leichtigkeit der Ebbe stand, besonders, solange der Fluß noch so breit und tief war; als wir aber über den Punkt hinauskamen, den die Flutwelle erreichte, und die natürliche Strömung des Flusses gegen uns hatten, fanden wir, daß sie zu stark für uns war, und begannen daran zu denken, unsere Barke zu verlassen. Der Prinz aber war damit durchaus nicht einverstanden, und als er sah, daß wir an Bord einen ziemlich guten Vorrat von Stricken hatten, die, wie ich zuvor beschrieben habe, aus Bastfasern und Schilf hergestellt waren, befahl er allen Gefangenen, die sich an Land befanden, die Stricke zu nehmen und uns vom Ufer aus flußaufwärts zu treideln; und da wir auch unser Segel setzten, um ihnen zu helfen, liefen die Männer rasch mit uns voran.
Auf diese Weise trug uns der Fluß nach unserer Berechnung fast zweihundert Meilen weit, und dann wurde er zusehends schmaler und war nicht mehr breiter als die Themse etwa bei Windsor, und nach einem weiteren Tag gelangten wir an einen großen Wasserfall oder Katarakt, der geeignet war, uns Furcht einzujagen, denn ich glaube, die gesamte Wassermasse stürzte auf einmal senkrecht in einen über sechzig Fuß tiefen Abgrund hinab, unter so lautem Tosen, daß die Menschen davon hätten taub werden können, und wir hörten es schon aus zehn Meilen Entfernung.
Hier mußten wir haltmachen, und nun gingen unsere Gefangenen als erste an Land. Sie hatten sehr hart und sehr fröhlichen Muts gearbeitet und einander abgelöst, wobei wir diejenigen, die müde waren, in die Barke aufgenommen hatten.
Wären wir im Besitz von Kanus oder irgendwelchen Booten gewesen, die Menschenkraft hätte tragen können, dann wären 85
wir in der Lage gewesen, in kleinen Booten noch zweihundert Meilen weit flußaufwärts zu fahren; unser großes Schiff aber vermochte sich nicht mehr weiter zu bewegen.
Den ganzen Weg über hatte das Land einen grünen, freundlichen Anblick geboten, wir hatten überall Vieh und auch einige Menschen gesehen, wenn auch nur wenige; soviel bemerkten wir jetzt aber, daß die Leute hier unsere Gefangenen nicht besser verstanden, als wir sie verstehen konnten, da sie anscheinend verschiedenen Völkern mit verschiedenen Sprachen angehörten. Bisher hatten wir noch keine wilden Tiere zu Gesicht bekommen oder zumindest keine, die sich in unsere unmittelbare Nähe wagten; zwei Tage, bevor wir an den Wasserfall gelangten, hatten wir allerdings drei der schönsten Leoparden, die wir je erblickt hatten, am Nordufer des Flusses stehen sehen, während sich alle unsere Gefangenen auf der anderen Seite des Wassers befanden. Als erster erspähte sie unser Geschützmeister, und er rannte fort, um seine Flinte zu holen und sie mit einer ungewöhnlich großen Kugel zu laden.
Dann kam er zu mir und fragte: „Nun, Kapitän Bob, wo ist Euer Prinz?“ Daraufhin rief ich diesen. „Sag deinen Leuten“, erklärte der Geschützmeister, „daß sie keine Angst haben sollen. Sag ihnen, sie würden sehen, wie das Ding hier in meiner Hand mit Feuer zu einem der Raubtiere spricht und es veranlaßt, sich selbst zu töten.“
Die armen Neger sahen aus, als sollten sie alle getötet werden, ungeachtet dessen, was ihr Prinz zu ihnen sagte; sie standen da, starrten und warteten auf den Ausgang der Sache, als der Geschützmeister plö tzlich
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