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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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zwei Eingeborene mit, die Häute von ganz anderer Art herbeischleppten, deren Namen wir gar nicht kannten und die besser gegerbt waren als unsere.
    Diese beiden Leute brachten dem schwarzen Prinzen zwei Lanzen, wie die Eingeborenen sie dort zu ihren Kämpfen benutzen, aber feinere als die gewöhnlichen, denn sie waren aus glattem, schwarzem Holz von so guter Qualität wie Ebenholz und an ihrem Ende mit der Spitze eines langen Zahns von irgendeinem Tier versehen – von was für einem, vermochten wir nicht zu sagen; die Speerspitze war so fest aufgesetzt und der Zahn so stark, obwohl nicht größer als mein Daumen, und so scharf, daß ich noch nirgendwo etwas Ähnliches gesehen hatte.
    Der Prinz wollte sie ohne meine Zustimmung nicht anne hmen, sondern bedeutete ihnen, sie sollten sie mir übergeben; ich erlaubte ihm jedoch, sie selbst zu nehmen, denn ich sah bei ihm offensichtliche Anzeichen von ehrenhaften, gerechten Grundsätzen.
    Wir bereiteten uns jetzt auf unseren Marsch vor. Der Prinz kam zu mir, wies auf die verschiedenen Himmelsrichtungen und fragte durch Zeichen, wohin wir gehen wollten, und als ich es ihm zeigte, indem ich nach Westen deutete, ließ er mich wissen, daß sich etwas weiter nördlich ein großer Fluß befand, der unsere Barke viele Meilen weit nach Westen hin ins Land tragen konnte; ich nahm den Wink zur Kenntnis und erkundigte mich nach der Mündung dieses Flusses, die, wie ich von ihm erfuhr, etwa einen Tagesmarsch weit entfernt lag; nach unseren Schätzungen befand er sich ungefähr sieben Meilen weit von 82
    uns. Ich nehme an, daß es der große Fluß war, den unsere Kartenmacher am nördlichsten Punkt der Küste von Mozambique verzeichnen und der dort Quilloa genannt wird.
    Nachdem wir miteinander beratschlagt hatten, beschlossen wir, den Prinzen und so viele Gefangene wie möglich in unserer Fregatte unterzubringen und entlang dem Ufer der Bai zum Fluß zu fahren; acht von uns sollten mit unseren Waffen über Land dorthin marschieren und die übrigen am Flußufer treffen, denn der Prinz hatte uns zu einer Bodenerhebung begleitet und uns in weiter Ferne deutlich sichtbar den Fluß gezeigt; an einer Stelle waren es nicht mehr als sechs Meilen dorthin.
    Mir fiel das Los zu, über Land zu marschieren und der Befehlshaber der ganzen Karawane zu sein. Ich hatte acht unserer Leute bei mir und siebenunddreißig Gefangene ohne Gepäck, denn alle unsere Sachen waren noch an Bord. Wir trieben die jungen Bullen mit uns; es hat wohl kaum jemals zahmere gegeben, die so arbeitswillig und bereit gewesen wären, Lasten zu tragen. Die Neger ritten zu viert auf ihnen, und sie trabten ganz bereitwillig dahin. Sie fraßen uns aus den Händen, leckten uns die Füße und waren so zutraulich wie Hunde.
    Wir trieben als Fleischvorrat sechs oder sieben Kühe mit uns, aber unsere Neger wußten nichts vom Einsalzen und Trocknen des Fleischs, um es haltbar zu machen, bis wir es ihnen zeigten, und dann waren sie gern dazu bereit, solange unser Salzvorrat reichte, und sie trugen auch das Salz sehr weit, nachdem wir festgestellt hatten, daß wir keines mehr fänden.
    Für uns, die wir über Land gingen, war der Marsch zum Flußufer leicht, und wir erreichten es in einem Tag, denn die Entfernung betrug, wie gesagt, nur sechs englische Meilen, wohingegen die anderen ganze fünf Tage brauchten, um über das Wasser zu uns zu gelangen, weil der Wind sie in der Bai im 83
    Stich gelassen hatte und der Weg wegen eines großen Flußbogens ungefähr fünfzig Meilen weit war.
    Wir verbrachten die Zeit mit etwas, worauf die Gefangenen durch die beiden Fremden, die dem Prinzen die zwei Lanzen gebracht hatten, gekommen waren: Wir stellten nämlich aus den Ziegenhäuten Flaschen her, um Trinkwasser darin mitzuführen, denn anscheinend wußten sie, daß es uns später mangeln würde, und die Männer taten es so geschickt, daß, bis das Schiff anlegte, jedem von ihnen ein aus den getrockneten Häuten, die ihnen diese beiden Leute gebracht hatten, gefertigter Beutel für Trinkwasser von der Schulter hing. Er sah aus wie eine Blase und war an einem ungefähr drei Zoll breiten, aus anderen Häuten gemachten Riemen befestigt, der dem Tragriemen einer Flinte glich.
    Unser Prinz hatte, damit wir sicher waren, daß seine Leute uns auf diesem Marsch Treue erwiesen, befohlen, daß jeweils zwei mit den Handgelenken aneinander gebunden werden sollten, wie wir in England Gefangenen Handfesseln anlegen, und er überzeugte sie von der

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