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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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gekommen und habe ihm erzählt, er habe geträumt, er sei auf der Insel Madagaskar an Land gega ngen; dort hätten ihn ein paar Leute aufgesucht und ihm gesagt, sie wollten ihm zeigen, wo er eine Beute machen könne, durch die sie alle reich würden.
    Diese beiden Dinge zusammen begannen bei mir ein wenig Gewicht zu gewinnen, obgleich ich nie geneigt gewesen war, Träumen Bedeutung beizumessen; Williams Drängen aber gab 226
    schließlich den Ausschlag, denn ich hielt immer sehr viel von seinem Urteil, und so erteilte ich ihnen, um es kurz zu sagen, die Erlaubnis zu landen, befahl ihnen aber, sich nicht weit von der Küste zu entfernen, damit wir sie vielleicht sahen, falls sie aus irgendeinem Anlaß gezwungen wären, sich zur Küste zurückzuziehen, und sie mit unseren Booten vom Ufer abholen konnten.
    Sie gingen am frühen Morgen an Land, einunddreißig Mann an der Zahl, alle sehr gut bewaffnet und lauter sehr kräftige Burschen; sie zogen den ganzen Tag umher und gaben uns in der Nacht, indem sie auf einer Hügelspitze ein großes Feuer anzündeten, das verabredete Zeichen, daß alles in bester Ordnung war.
    Am nächsten Tag stiegen sie auf der anderen, seewärts gelegenen Seite, wie sie es versprochen hatten, den Hügel wieder hinab und sahen ein liebliches Tal vor sich, in dessen Mitte ein Fluß strömte, der etwas weiter unten tief genug schien, kleine Schiffe zu tragen. Sie marschierten eilends zu diesem Fluß hinunter und hörten zu ihrer Überraschung einen Kanonenschuß, der dem Klang nach aus geringer Entfernung kam. Sie lauschten lange, vermochten jedoch weiter nichts zu hören, und so setzten sie ihren Weg fort, zum Ufer des Flusses hinunter, der ein ansehnlicher, frischer Wasserlauf war, aber schon bald breiter wurde; sie folgten ihm, bis er sich fast plötzlich zu einem schönen, großen Schlupfhafen in etwa fünf Meilen Entfernung vom Meer erweiterte und öffnete, und was noch überraschender war: als sie weitergingen, erkannten sie in der Mündung der Einbuchtung oder des Schlupfhafens ganz deutlich das Wrack eines Schiffs.
    Die Tide war aufgelaufen, wie wir sagen, so daß vom Schiff nicht sehr viel über dem Wasser zu sehen war, während unsere Leute aber hinuntergingen, sahen sie es immer weiter heraus-ragen, und als bald darauf Ebbe einsetzte, lag es trocken auf dem Sand; es schien das Wrack eines ansehnlichen Schiffs zu 227
    sein, eines größeren, als man es in diesem Land erwarten konnte.
    William, der sein Fernglas herausgenommen hatte, um es näher zu betrachten, hörte nach einiger Zeit voller Überraschung eine Musketenkugel an sich vorbeipfeifen, vernahm gleich darauf den Schuß und sah auf der anderen Seite den Rauch aufsteigen; nun feuerten unsere Leute unverzüglich drei Musketen ab, um möglicherweise festzustellen, wer die anderen waren. Auf den Knall dieser Flinten hin kamen eine große Anzahl Männer unter den Bäumen hervor zur Küste gerannt, und die unseren vermochten ohne Schwierigkeiten zu sehen, daß es Europäer waren, wenn sie auch nicht feststellen konnten, von welcher Nationalität; unsere Leute riefen sie, so laut sie konnten, an, holten dann eine lange Stange, stellten sie auf und hingen als Waffenstillstandsflagge ein weißes Hemd daran. Die auf der anderen Seite gewahrten es ebenfalls mit Hilfe ihrer Gläser, und gleich darauf sahen unsere Leute, wie ein Boot vom Ufer, wie sie glaubten, auslief, tatsächlich aber wohl aus einem anderen Schlupfhafen, und quer durch die Bucht zu unseren Leuten gerudert kam, gleichfalls mit einer weißen Fahne als Friedenszeichen versehen.
    Die Überraschung, Freude und Befriedigung auf beiden Seiten beim Anblick nicht nur weißer Männer, sondern sogar von Engländern auf einem so weit entfernten Fleck läßt sich nicht leicht beschreiben; wie groß aber mußte sie erst sein, als sie einander aus der Nähe betrachteten und feststellten, daß sie nicht nur Landsleute, sondern sogar Kameraden waren und es sich hier um eben das Schiff handelte, das Kapitän Wilmot, unser Admiral, befehligt hatte und das uns im Sturm vor Tobago abhanden gekommen war, nachdem wir Madagaskar als unseren Treffpunkt ausgemacht hatten.
    Als sie zum südlichen Teil der Insel gelangt waren, hatten sie anscheinend Nachricht über uns erhalten und waren bis zum Golf von Bengalen gekreuzt, wo sie auf Kapitän Avery trafen, 228
    sich mit ihm zusammentaten und mehrere reiche Prisen machten, darunter neben anderem ein Schiff mit der Tochter des Großmoguls und einem

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