Kapitän Singleton
Türken, die sich auf einer Pilgerfahrt nach Mekka zum Grabe des Propheten Mohammed befanden.
Auf der Dschunke, die sie dorthin brachte, gab es nichts, was es wert gewesen wäre, daß man es mitnähme, außer ein bißchen Reis und etwas Kaffee, und das war alles, was die armen Schlucker zu ihrem Unterhalt besaßen; so ließen wir sie fahren, denn wir wußten tatsächlich nicht, was wir mit ihnen anfangen sollten.
Noch am Abend dieses Tages machten wir Jagd auf eine zweite Dschunke, einen Zweimaster, der in ansehnlicherem Zustand zu sein schien als das erste Fahrzeug. An Bord gelangt, stellten wir fest, daß die Leute darauf das gleiche Ziel hatten wie die anderen, nur mit dem Unterschied, daß sie wohlhabender waren, und hier machten wir etliche Beute: einige türkische Waren, ein paar Diamanten aus den Ohrringen von fünf oder sechs Personen, ein paar schöne Perserteppiche, die sie benutzten, um darauf zu liegen, sowie einiges Bargeld.
Danach ließen wir sie gleichfalls ziehen.
Wir kreuzten hier noch weitere elf Tage und sichteten nichts als nur hin und wieder ein Fischerboot; am zwölften Tag aber erspähten wir ein Schiff, und zuerst hielt ich es für ein englisches Fahrzeug. Es entpuppte sich jedoch als ein europäisches Schiff, das Fracht von Goa an der Malabarküste zum Roten Meer brachte und sehr reich beladen war. Wir verfolgten es und kaperten es ohne jeden Kampf, obgleich es ebenfalls einige Kanonen an Bord hatte, wenn auch nicht viele. Die Mannschaft bestand aus portugiesischen Matrosen, jedoch unter der Führung von fünf türkischen Händlern, die das Schiff an der 222
Malabarküste von portugiesischen Kaufleuten gechartert und mit Pfeffer, Salpeter und verschiedenen Gewürzen beladen hatten. Der übrige Teil der Fracht bestand hauptsächlich aus Kaliko- und gewirkten Seidenstoffen, darunter einigen sehr kostbaren.
Wir nahmen das Schiff und brachten es nach Sokotra, wuß-
ten jedoch wiederum nicht, was wir eigentlich damit tun sollten, denn seine ganze Ladung war für uns von nur geringem oder gar keinem Wert. Nach einigen Tagen fanden wir Mittel, einen der türkischen Händler wissen zu lassen, daß wir eine Geldsumme annehmen und das Schiff fahren lassen würden, wenn er es auslösen wolle. Er erklärte mir, er sei dazu bereit, sofern ich einen von ihnen an Land gehen und das Geld holen ließe, und so setzten wir den Wert der Ladung auf dreißigtausend Dukaten fest. Nach dieser Übereinkunft erlaubten wir, daß ihn die Schaluppe in Dofar in Arabien an Land brachte, wo ein reicher Händler den Kaufleuten das Geld vorschoß, und er kehrte mit unserer Schaluppe zurück. Nachdem das Geld bezahlt war, ließen wir sie auf ehrliche und anständige Weise frei.
Ein paar Tage danach nahmen wir eine arabische Dschunke, die sich auf dem Weg vo m Persischen Golf nach Mokka befand und eine beträchtliche Anzahl von Perlen an Bord hatte.
Wir beraubten das Schiff seiner Perlen, die anscheinend einigen Händlern in Mokka gehörten, und ließen es ziehen, denn sonst war nichts darauf, was sich für uns zu nehmen gelohnt hätte.
Wir standen dort weiter auf und ab, bis unsere Vorräte knapp zu werden begannen; da erklärte uns Kapitän Wilmot, unser Admiral, es sei jetzt Zeit, an eine Rückkehr zu unserem Treffpunkt zu denken. Die übrigen sagten das gleiche, denn sie wurden es allmählich müde, über drei Monate umherzukreuzen und kaum etwas oder nichts anzutreffen, was unseren großen Erwartungen entsprochen hätte. Ich war jedoch sehr abgeneigt, 223
mich mit so geringer Ausbeute aus dem Roten Meer zu entfernen, und redete ihnen zu, noch eine Weile länger dort auszuharren, wozu ich sie durch mein Drängen auch brachte.
Drei Tage später erfuhren wir aber, daß wir zu unserem großen Pech die ganze Küste bis zum Persischen Golf hin in Alarm versetzt hatten, als wir die türkischen Händler in Dofar an Land gehen ließen, so daß kein Schiff dorthin fuhr und deshalb in dieser Gegend auch nichts zu erwarten war.
Mich verdroß diese Nachricht sehr, und ich konnte mich nicht länger dem Verlangen der Leute, nach Madagaskar zurückzukehren, widersetzen. Da aber der Wind auch weiterhin aus Südsüdost bei Süd wehte, waren wir gezwungen, die afrikanische Küste und Kap Guardafui anzusteuern, da der Wind in der Nähe des Landes wechselhafter war als im offenen Meer.
Hier stießen wir auf eine Beute, die wir dort nicht gesucht hatten und die uns für all unser Warten entschädigte, denn zur selben Stunde, als
Weitere Kostenlose Bücher