Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
Vom Netzwerk:
riesigen Schatz an Bargeld und Juwelen. Von dort aus waren sie längs der Coromandel- und danach der Malabarküste in den Persischen Golf gesegelt, hatten dort ebenfalls einige Beute gemacht und dann Kurs auf Südmadagaskar genommen. Da der Wind aber heftig aus Südost und Südsüdost wehte, gelangten sie zum nördlichen Teil der Insel, und als dann ein furchtbarer Sturm aus Nordwest sie von dort vertrieb, waren sie gezwungen, in die Mündung dieses Schlupfhafens einzulaufen, wo ihr Schiff scheiterte. Sie erzählten uns auch, sie hätten gehört, daß Kapitän Avery sein Fahrzeug nicht weit von dort ebenfalls durch Schiffbruch verloren habe.
    Nach diesem wechselseitigen Bericht über ihr Schicksal hatten die armen, überglücklichen Männer es eilig, zurückzukehren und ihren Kameraden ihre Freude mitzuteilen; sie ließen einige ihrer Leute bei uns, und die übrigen gingen zurück. William war so erpicht darauf, die anderen zu sehen, daß er und noch zwei Männer sie begleiteten, und so gelangte er zu dem kleinen Lager, wo sie lebten. Es waren alles in allem ungefähr hundertsechzig Mann, und sie hatten ihre Kanonen sowie einige Munition an Land gebracht; ein guter Teil ihres Pulvers war jedoch verdorben. Sie hatten aber eine ziemlich hohe Plattform errichtet und zwölf Kanonen darauf gebracht, und das bot ihnen zur Seeseite hin ge nügend Verteidigungs-möglichkeit. Gleich am Ende der Plattform hatten sie eine Gleitbahn sowie eine kleine Helling errichtet, und alle waren stark damit beschäftigt, ein neues kleines Schiff zu bauen, wie ich es wohl nennen kann, mit dem sie zur See fahren konnten; sobald sie jedoch erfuhren, daß wir dort eingelaufen waren, hörten sie mit dieser Arbeit auf.
    Als unsere Leute ihre Hütten betraten, waren sie tatsächlich überrascht, die hier angehäuften Reichtümer in Gold, Silber 229
    und Juwelen zu sehen; nach dem, was die anderen erzählten, waren sie aber nichts im Vergleich zu dem, was Kapitän Avery dort, wo er auch immer gelandet sein mochte, besaß.
    Wir warteten fünf Tage auf unsere Leute, ohne eine Nachricht von ihnen zu erhalten, und ich hatte sie schon aufgegeben, da überraschte mich nach der fünftägigen Wartezeit der Anblick eines Beiboots, das längs der Küste auf uns zugerudert kam. Ich wußte nicht, was ich davon halten sollte, war aber mehr davon eingenommen, als ich von unseren Leuten erfuhr, daß sie Zurufe daraus gehört und gesehen hatten, wie die Insassen ihre Mützen zu uns her schwenkten.
    Kurze Zeit darauf waren sie bei uns; ich sah Freund William im Boot stehen und uns Zeichen machen, und dann kamen sie an Bord. Als ich aber nur fünfzehn von unseren einunddreißig Mann erblickte, fragte ich ihn, was aus ihren Kameraden geworden sei. „Oh“, sagte William, „ihnen geht es sehr gut, mein Traum hat sich erfüllt und der des Bootsmanns ebenfalls.“
    Dies machte mich sehr neugierig zu erfahren, was sich ereignet hatte. Er berichtete uns die ganze Geschichte, und sie überraschte uns alle freilich sehr. Am nächsten Tag lichteten wir den Anker, liefen aus und hielten Kurs auf Süd, um uns in Mangahelly mit Kapitän Wilmot und seinem Schiff zu vereinen, wo wir ihn, wie gesagt, ein bißchen ärgerlich über unsere Verspätung fanden; wir besänftigten ihn jedoch, indem wir ihm die Geschichte von Williams Traum und dessen Folgen erzählten.
    Das Lager unserer Kameraden befand sich so nahe bei Mangahelly, daß unser Admiral, ich selbst, Freund William und ein paar von unseren Leuten beschlossen, die Schaluppe zu nehmen, zu ihnen zu fahren und sie sämtlich mit ihren Waren und allem, was sie hatten, an Bord unseres Schiffs zu bringen, und so geschah es auch. Wir fanden ihr Lager, ihre Befestigung, die Batterie von Kanonen, die sie aufgestellt hatten, ihren 230
    Schatz und die ganze Mannschaft, genau wie William es uns beschrieben hatte; und nach einem kurzen Aufenthalt brachten wir alle an Bord unserer Schaluppe und nahmen sie mit uns fort.
    Es dauerte eine Zeitlang, bis wir erfuhren, was aus Kapitän Avery geworden war. Nach ungefähr einem Monat aber sandten wir nach Angaben der Schiffbrüchigen die Schaluppe aus, damit sie längs der Küste kreuzte und wenn möglich ausfindig machte, wo er und seine Mannschaft sich befanden.
    Nachdem die Männer ungefähr eine Woche umhergekreuzt waren, entdeckten sie sie und erfuhren, daß sie ebenso wie unsere Leute ihr Schiff verloren hatten und in jeder Hinsicht so schlecht daran waren wie sie.
    Ungefähr zehn Tage

Weitere Kostenlose Bücher