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Kapital: Roman (German Edition)

Kapital: Roman (German Edition)

Titel: Kapital: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lanchaster
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kommen und sie unter die Erde pflügen. Roger fand das Ganze etwas abstoßend – ein Zeichen von Übermaß und Verschwendung. Aber das Schießen selbst machte großen Spaß.
    In der Zwischenzeit hatten die vier Männer von Pinker Lloyd Eric eingeholt. Sie standen alle im Kreis und unterhielten sich angeregt. Eric wedelte wild mit den Armen, während er etwas erzählte. Die Banker hatten entweder tatsächlich ihren Spaß an der Geschichte, oder es gelang ihnen ziemlich gut, so zu tun als ob. Roger nutzte die Gelegenheit, sich ein wenig die Landschaft anzuschauen.Es war an diesem Tag das erste Mal, dass er vollkommen allein war. Auf dem Boden, wo er stand, war es nicht besonders windig, aber in der Höhe musste es ziemlich starke Luftströmungen geben. Große Wolken trieben in rasanter Geschwindigkeit über den Himmel. Aber jetzt waren sie weiß – also würde es nicht mehr regnen. In der Ferne konnte er sehen, wie ein Muster aus Licht und Schatten über ein anderes Feld hinwegzog, das gerade brach lag und knietief mit Gras bewachsen war. Das Wäldchen, das von weitem so aussah, als sei es nur ein einziger riesiger Baum, bestand aus einer eng zusammenstehenden Gruppe von zehn Eichen und Buchen, die zu dieser Jahreszeit vollkommen kahl waren. Es wirkte still und dunkel unter den Bäumen. Ein Kaninchen schnüffelte an den freiliegenden Wurzeln einer Eiche und hoppelte dann in das grasbewachsene Feld. Ein paar hundert Meter entfernt konnte Roger die Treiber sehen, die auf das Signal zum Aufscheuchen der Fasane warteten.
    Die Range Rover waren zurückgekommen und standen jetzt auf der anderen Seite des umgepflügten Feldes. Einige von Erics Leuten waren gerade dabei, sie zu entladen. In zwei der Wagen befanden sich riesige Picknickkörbe, die sie mühsam heraushievten, während das dritte Fahrzeug diverse Gartenmöbel ausspuckte. Falls die Körbe Lebensmittel und Getränke enthielten, dann war mehr als genug da, um sich bis weit ins neue Jahr hinein zu betrinken und sich die Bäuche vollzuschlagen.
    Eric redete immer noch. Roger fiel es nicht schwer, sich vorzustellen, was in der Geschichte so alles vorkam – zwei Huren, drei Ferraris, zehntausend in bar … nein, zehn Huren, zwanzig Ferraris, und hunderttausend … Er bedauerte nicht gerade, dass er das Ganze verpasste. An einem arbeitsfreien Wochenende wie diesem fühlte sich Roger entspannt genug, um ein bisschen über die Moral seines Verhaltens nachzudenken. Er dachte plötzlich, dass es möglicherweise etwas heuchlerisch war, Erics Gastfreundschaft zu genießen, während er gleichzeitig in der Abneigung gegen ihn geradezu schwelgte. Tja. Schade auch. Aber so war es eben.
    Das Kaninchen, oder ein anderes Kaninchen, kam wieder aus dem Gras gehoppelt und kehrte in das Wäldchen zurück, wo es an den Wurzeln derselben Eiche herumschnüffelte. Roger blieb ganz still. Er konnte sehen, wie das kleine Näschen des Tiers zuckte. Es musste dort etwas geben, das sehr interessant roch. Das Kaninchen drehte seinen Kopf von einer Seite zur anderen, als versuchte es, genau den richtigen Winkel zu finden, um das Blatt, die Nuss, das Samenkorn oder den Fasanenkot zu beschnüffeln – oder was auch immer sich dort befand. Dann hüpfte es über die Wurzel und beschnüffelte sie von der anderen Seite. Roger spürte, wie ein Gefühl in ihm aufstieg, das er einen Moment lang nicht wiedererkannte. Es war wie ein Schauer. Es wurde ihm klar, dass er frei war. Er war allein, im Freien, und er war immer noch jung und stark genug, um mit seinem Leben anzufangen, was auch immer er wollte. Er könnte jetzt einfach gehen, sich zu Erics Haus fahren lassen, Arabella und die Kinder abholen, zurück nach London fahren und bekanntgeben, dass sie von jetzt an ein vollkommen anderes Leben führen würden, ein einfacheres Leben, eins, das finanziell viel überschaubarer sein würde. Sie würden ein Jahr um die Welt reisen, und nach ihrer Rückkehr würde er sich zum Lehrer umschulen lassen, sie würden aus London wegziehen, an einen Ort wie diesen, wo man spazierengehen und frei atmen und den Himmel sehen konnte, und die Kinder würden hier in die Schule gehen, und Arabella würde sich um sie kümmern, und sie würden sich beim Dorfmetzger die besten und günstigsten Angebote heraussuchen, und er würde Tee trinken, während er den Kindern bei ihren Hausaufgaben half. Und jeden Tag würde er einen ganz langen Spaziergang machen, selbst wenn es nass und windig war, und er würde nach Hause kommen und

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