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Kapital: Roman (German Edition)

Kapital: Roman (German Edition)

Titel: Kapital: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lanchaster
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rechnen musste, von einem Luftzug erwischt zu werden. Aber hier bestand diese Gefahr nicht, das Haus war ordentlich verarbeitet und sehr gut isoliert. Sie konnte sich völlig entspannen und es genießen, sich verhätscheln zu lassen. Conrad hatte sich zunächst ein wenig gesträubt bei der Vorstellung, das Wochenende mit Kindern zu verbringen, die er nicht kannte, aber ein Blick auf die Spielscheune hatte ihn und Josh in Verzückung versetzt. Es gab eine kleine Weißwand-Tafel, auf die die Kinder schreiben durften, was sie zum Abendessen wollten (auch wenn das natürlich zuerst von den Eltern abgesegnet werden musste). Conrad hatte mit einem blauen Filzstift ganz entzückend »Schpaketti und Pomms« auf die Tafel geschrieben. Arabella war wegen dieses Wochenendes mindestens genauso skeptisch gewesen wie ihre Kinder, aber siemusste zugeben, dass Roger mit der Vorhersage recht gehabt hatte, dass sie alle es genießen würden. »Selbst wenn ein paar Sachen schrecklich sind, wir werden trotzdem unseren Spaß haben«, hatte er gesagt. Im Großen und Ganzen war das seit Langem seine beste Idee gewesen. Aber das wollte nicht viel heißen.
    Es gab Augenblicke, in denen sich Arabella zwar nicht gerade schuldig wegen der bösen Überraschung fühlte, die sie plante – denn Roger war immer noch derselbe faule und ignorante Ehemann, der keine Ahnung hatte, was sie alles tun musste, nicht die geringste Ahnung –, aber es war ihr doch ein ganz klein bisschen unwohl zumute. Das hatte nichts mit Roger zu tun, der absolut verdiente, was ihn erwartete. Sogar jetzt, während sie in der über vierzig Grad heißen Hitze lag und all ihre Poren den Dampf einatmeten und sie eine so herrliche Massage bekommen hatte, dass sie sich nun wie eine riesige schlaffe Nudel fühlte, während sie neben ihrer neuen besten Freundin Naima auf einer gemütlichen Bank saß und darüber tratschte, welche Parfümgeschäfte abgehalfterte Nutten hinter ihren Verkaufstischen beschäftigten, und über Lothars viel zu dünne Frau lästerte, die wie ein riesiger deutscher Angeber-Goldfisch im Pool hin und her schwamm –, selbst jetzt hatte sie vor lauter Wut auf Roger fast Zahnschmerzen. Sie war die ganze Zeit zu Hause, war furchtbar gestresst, versuchte, mit den Dingen fertig zu werden, und er saß währenddessen in seinem gemütlichen Büro. Und wenn er dann nach Hause kam, hatte er die Stirn, so zu tun, als sei er müde, als sei er der große Held! Und weil sich die Kinder freuten, ihn an den Wochenenden zu sehen, was einzig und allein daher kam, dass sie ihn sonst nie sahen – genauso gut hätte er ein Wirtschaftskrimineller in einem Gefängnis mit Wochenendausgang sein können –, weil also die Kinder glücklich waren, endlich mal den Unsichtbaren zu Gesicht zu bekommen, plusterte er sich auf, als sei er unter allen Bankern zum Vater des Jahres gewählt worden. Und natürlich klagte er währenddessen unaufhörlich darüber, wie müde er war.
    O nein, Roger würde brav schlucken, was sie ihm vorsetzte.Entweder er merkte, was er an ihr hatte, oder es würde ihm noch leid tun. Was Arabella eher Sorgen machte, waren die Kinder, die möglicherweise Angst haben würden. Die, seien wir doch mal ehrlich, auf jeden Fall Angst haben würden. Aber wenn sie mit ihnen sprach und ihnen erklärte, dass Mami gezwungen war, für ein, zwei Tage wegzugehen – dass sie nur ein- oder zweimal schlafen mussten –, dass sie aber sehr bald wieder zu Hause sein würde und ein paar Geschenke für sie dagelassen habe und noch mehr Geschenke mitbringen würde, wenn sie zurückkam – also im Prinzip, solange sie nur ein großes Trara um Geschenke machte –, dann würde das Ganze schon gutgehen. Es würde schon keine Probleme geben. Die Hauptsache waren die Geschenke.

15
    »… und darum war das Ganze so absolut fantastisch«, sagte Rogers Gastgeber. »Die sind sofort zur Sache gekommen. Hatten in zwei Sekunden die Kleider ausgezogen. Ich dachte, Tony kriegt einen Herzinfarkt. Ich dachte, ich kriege einen Herzinfarkt. Die waren wahrscheinlich sechzehn oder achtzehn oder wie alt die halt in Korea sein müssen, aber sie sahen aus wie zwölf, nur dass sie Titten hatten. Das war der Wahnsinn.«
    Roger ging gerade quer über ein Feld in Norfolk und hatte sein Purdey-Gewehr mit aufgeklapptem Lauf unterm Arm und eine Tasche mit Patronen über der Schulter. Er hatte das gesamte Outfit an – flache Kappe, Barbour-Jacke, Burberry-Cordhosen und grüne Hunter-Stiefel – und fand, dass er

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