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Kaputt in El Paso

Kaputt in El Paso

Titel: Kaputt in El Paso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis , Frank Nowatzki , Angelika Müller
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Spiel. Du musst nichts Schlimmes machen. Eigentlich musst du gar nichts machen.«
    Sie nahm meine Hand und führte mich den Flur entlang.

Vier
    Der große, nackte Mann hatte Haltung angenommen. June Cleaver – die dunkle Seite von June Cleaver – schlug ihm heftig ins Gesicht. Er hatte ein ausdrucksvolles, nahezu edles Gesicht, ein Gesicht, dem sogar Selbstherrlichkeit gut stünde, aber jetzt, nach der dritten Ohrfeige, fing er an zu schluchzen. June Cleaver griff sich unter den Rock, zog ihr Höschen herunter und stieg heraus. Ein delikater Akt, der mich ein wenig erregte. Ich atmete tief durch und zwang mich, an andere Dinge zu denken.
    Mit der einen Hand hielt sie dem Mann die Nase zu, und während er nach Luft rang, stopfte sie ihm mit der anderen Hand das Höschen in den Mund. Dann legte sie ihm ein Hundehalsband um, befestigte eine Hundeleine daran und sagte: »Bei Fuß!« Der Mann hockte sich hin, hockte auf allen vieren, und fing an, wie ein Hund an ihren Füßen zu schnuppern. Sie versetzte ihm einen Tritt und er jaulte auf wie ein geschlagener Köter. Sie zog ihren Rock hoch, setzte sich rittlings auf ihn und zerrte dabei fest an der Leine. Dann langte sie nach hinten und versetzte ihm einen Schlag auf die blassen Arschbacken. »Auf geht’s!«, befahl sie, und der Mann kroch durch den Raum, das rosafarbene Höschen im Mund. Er war grauhaarig, um die fünfzig und fett, und offenkundig war er eingeschüchtert. Ich konnte mir die Aufregung vorstellen, die seinen Herzschlag beschleunigte bei dem Gefühl von einem nackten, feuchtwarmen Hinterteil geritten zu werden.
    Irgendwo da draußen, in einem Park, unter einem unschuldigen blauen Himmel, spielten Kinder, warfen munteren kleinen Hunden Frisbees zu, während ihre normalen Mütter und Väter sie beobachteten. Etwas in mir wollte das glauben; etwas in mir wusste es besser. Frei nach einem dieser abgedroschenen Witze: ›Normal‹ ist eine Einstellung an der Waschmaschine. Und ›unschuldig‹ ist ein Begriff, der vor Gericht gebräuchlich ist.
    Die Ausstattung des Kellers sollte an einen Kerker erinnern. Rundum standen oder lagen Folterinstrumente – eiserne Jungfrauen, Stühle mit Daumenschrauben, Peitschen, Ketten, Käfige. Genau wie ich war alles nur Staffage, um eine Atmosphäre der Einschüchterung zu schaffen. An der Wand neben mir lehnte ein Henkersbeil.
    Auf dem Weg hinunter zum Kerker hatte Mona mir erklärt, worum es bei ›Mind Me!‹, so der Name ihres Unternehmens, ging. Sie war eine Domina mit über hundert wohlhabenden Kunden, die bereit waren, bis zu tausend Dollar pro Sitzung zu zahlen, um von ihr erniedrigt zu werden. ›Mind me!‹ bewegte sich völlig im Rahmen der Legalität. Sie zahlte sogar Gewerbesteuer an die Stadt. Als ihr vor fünf Jahren die Idee zu ›Mind Me!‹ gekommen war, hatte sie sich vom City Attorney beraten lassen. Der habe gemeint, sie könne jegliche Art von Dienstleistung anbieten. Wenn es Männer gebe, die dafür bezahlen, erniedrigt zu werden, dann habe auch die Stadtverwaltung keine Einwände. Allerdings unter einer Bedingung: Keine Penetration. Penetration würde den Geschäftszweck neu definieren und ein Bordell könne die Stadt nicht billigen.
    Sie betrieb eine Website, eine 0190-Nummer und schaltete Anzeigen im hiesigen Blätterwald. Die Anzeigen in den Tageszeitungen waren diskret und verschlüsselt, so dass nur Eingeweihte sie verstanden. In anderen Publikationen hingegen waren die Anzeigen eindeutig zweideutig:
    Bad Boys! Was Ihr jetzt braucht, ist echte Disziplin! Ihr wisst doch, wer Ihr seid, oder? Ihr wisst, was Ihr getan habt! Ihr müsst bestraft werden, und zwar sofort. Ihr sehnt Euch danach! Ein Leben ohne Bestrafung ist nichts als Täuschung! Hört auf, die Unschuldigen zu spielen! Kommt zu mir, meine Lieben, Mama kennt Praktiken, die Euch zum Quieken bringen!
    Mein Job, erklärte sie mir, bestehe darin, im Hintergrund zu stehen, das Henkersbeil locker in den Händen. Auf ein Zeichen ihrerseits sollte ich das Beil in die Höhe heben und einen Schritt auf den Kunden zugehen. »Versuche, angespannt zu bleiben«, sagte sie. »Ich will, dass diese Muskeln aussehen wie Folterinstrumente.« Ich machte fünfzig Liegestütze und ein paar isometrische Übungen, um den Effekt zu erzielen, den sie wollte. Ich denke, ich sah ziemlich gut aus. Zur Hölle, vielleicht könnte ich bei einem Bodybuildertreffen der Senioren noch was reißen. Vielleicht langt es sogar zu einem Mister Irgendwer.
    Nach zehn Minuten

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