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Karambolage

Karambolage

Titel: Karambolage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Oskar.
    »Warte mal, eine Erklärung bist du mir schon noch schuldig, was hier gespielt wird. Immerhin bin ich jetzt auch Mitglied eures Vereins, und mir kommt die ganze Sache ein wenig seltsam vor«, raunte Korber ihm zu.
    Oskar schwieg, erst als Korber kurz drohend den Finger hob, sagte er: »Also gut, rauchen wir draußen noch eine gemeinsam.«
    »Komm, Junge, lass mich hinaus«, rief Irma wieder. »Ich muss heute noch in die Arbeit.«
    Gemeinsam mit Oskar trat Korber nun in den Klubraum und atmete gewissermaßen wieder die Luft der Freiheit. Irma lehnte träge am Billardbrett. Sie war nicht mehr die Jüngste, aber immer noch gut gebaut und mit angenehmen Gesichtszügen, die nicht den ordinären Tonfall ihrer Rede vermuten ließen. Kurz musterte sie Korber abschätzig, dann blies sie den Rauch ihrer Zigarette in seine Richtung und sagte: »Hast du dich jetzt heimlich verdoppelt, Ossie, oder hat dir der Spanner etwa das Geld für mich gegeben, damit er uns zuhören durfte? Telefonsex ohne Telefon, was? Na, der Herr scheint’s wirklich nötig zu haben, sieht so aus, als wäre er in der Fastenzeit sehr enthaltsam gewesen. Aber es gibt bessere Dinge, die man gegen Enthaltsamkeit tun kann, als hinter der Klotüre zu lauschen.« Damit kraulte sie Korber kurz unterm Kinn. »Ich hätte noch ein wenig Zeit für dich, Süßer.« Und zu Oskar: »Wer ist das, Ossie? Ein Freund?«
    Oskar drückte herum. Schließlich sagte er kleinlaut: »Das ist ein Lehrer von meiner Schule.«
    Irma machte große Augen, so als versuche sie, die Situation zu verstehen, dann zuckte sie mit den Schultern. »Na dann«, meinte sie gelangweilt, »dann ist es wahrscheinlich wirklich besser, wenn ich gehe. Komm, mach endlich die Tür auf, Ossie.«
    Korber wollte noch etwas sagen, ließ es dann aber bleiben. Oskar Fürst sperrte auf, und alle drei traten hinaus in eine windige, kühle Nacht.

     
    *

     
    Oskar schien es plötzlich sehr eilig zu haben. »Gute Nacht, Herr Professor«, rief er Korber zu.
    »So warte doch«, sagte Korber. »Du wolltest mir doch noch etwas über die Vorgänge im Klub erzählen.«
    »Vielleicht morgen nach der Schule. Ich muss jetzt nach Hause. Es ist schon spät. Sie wissen ja, mein Vater ist sehr streng.«
    »Halt, du bleibst hier. Sonst werde ich doch noch einmal mit deinem Vater reden müssen.«
    »Es geht jetzt nicht. Morgen nach der Schule. Großes Ehrenwort!«
    Verdammt, dachte Korber, der will nur abhauen und Zeit gewinnen. »So bleib doch stehen«, rief er Oskar nach.
    Aber Oskar beschleunigte nur seine Schritte und fing an zu laufen. Korber stand da wie angewurzelt, unfähig, eine Entscheidung zu treffen, was er nun tun sollte. So sah er Oskar rasch an Boden gewinnen.
    Aber irgendwo aus der Dunkelheit tauchte wie aus dem Nichts eine Gestalt auf und packte Oskar fest am Oberarm: »Hab ich dich, Bürschchen. Ist das eine Art, so einfach davonzurennen?«
    Es war Leopold. Korber fiel ein Stein vom Herzen.
    »Also, Thomas, eins kann ich dir sagen«, redete Leopold triumphierend weiter, »bei dir hätte ich als Schüler meine Gaudi gehabt. Tanzen dir die Halbwüchsigen immer so auf der Nase herum?«
    »Lassen Sie mich los«, schrie Oskar.
    »Wieso bist du denn hier?«, fragte Korber erstaunt.
    »Man macht sich eben Sorgen um seine Freunde. Ich habe gesehen, dass du versucht hast, mich am Telefon zu erreichen. Als ich zurückrief, bin ich nur auf deine Sprachbox gekommen. Irgendwie kam mir das komisch vor. Los war auch nicht mehr viel im Kaffeehaus, also habe ich mich ein wenig früher verabschiedet und bin hergefahren, weil ich so eine Ahnung hatte.«
    »Mit dieser Vermutung bist du nicht schlecht gelegen.«
    »Der halbstarke Kerl da?«
    Korber schüttelte kurz den Kopf.
    »Ich habe gesehen, dass im Klub noch Licht aufgedreht war«, erzählte Leopold. »Ich wollte schon anläuten oder mich sonst irgendwie bemerkbar machen, da habe ich Stimmen gehört, die näher zum Ausgang kamen – eure Stimmen. Dann ging die Tür auf. Ich habe mich rasch hinter einen der Arkadenpfeiler gestellt. Ihr habt ja hohen Besuch gehabt: Als Erste ist gleich Irma la Douce herausgekommen …«
    »Irma … was?«, entfuhr es Korber, und auch Oskar schaute verständnislos drein.
    »Irma la Douce, die flotte Irma, von Beruf Schöne der Nacht. Benannt nach einem Film mit Shirley McLaine. Eine der letzten lokalen Größen hier im Bezirk. Wie sie wirklich heißt, weiß kein Mensch. Aber wenn die früher mit ihrem linken Duttl [17] gewackelt hat, ist

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