Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karambolage

Karambolage

Titel: Karambolage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
Vom Netzwerk:
das verspreche ich dir.«
    »Um sieben beim Bahnhof?«
    »Geht in Ordnung. Um sieben.«
    Korber war in seinem Glück so verwirrt, dass er Maria nur einen reichlich unvollständigen Eindruck vom Bestand der Englischsammlung vermitteln konnte. Er unterrichtete an diesem Samstagvormittag locker und unverkrampft, blieb in allen Situationen heiter und gelassen. Diesmal würde die Sache weit besser ablaufen als beim letzten Mal, dessen war er sich sicher.
    Später erfuhr er, dass Oskar Fürst auch an diesem Tag nicht zum Unterricht erschienen war.

     
    *

     
    Man sah Korber sein Glück noch irgendwie an, als er mittags nach der Schule das ›Heller‹ betrat. Leopold begrüßte ihn mit Schalk in seinen Augen: »Na, wo schläft sich’s besser, auf dem Häusl [18] oder im eigenen Bett?«

    »Komm, hör auf«, sagte Korber selig. »Lass dir lieber etwas erzählen. Das mit Maria klappt heute! Wir gehen zusammen aus.«
    »Oje!« Leopold verzog betreten das Gesicht. »Da muss ich dich sicher nachher wieder trösten. Na ja, meine Handynummer hast du.«
    »Red keinen Unsinn und bring mir lieber eine Melange. Das wird bestimmt ein toller Abend. Diesmal kann einfach nichts dazwischenkommen, verstehst du?«
    »Kennen wir«, blieb Leopold skeptisch. »Und was ist mit Rotkäppchen? Hat das inzwischen der Wolf gefressen?«
    »Die kommt nicht, dafür hat Maria schon gesorgt.«
    »Hoffen wir es. Ich werde mir den heutigen Abend sicherheitshalber freihalten.«
    »Ekel!« Thomas schlürfte genüsslich den Schaum von seinem Kaffee. »Morgen werde ich dir alles erzählen, und dann wirst du sehen, wie sehr du im Unrecht warst.«
    »Morgen ist Sonntag. Da hat das Kaffeehaus geschlossen, wie du weißt.«
    »Eben. Da könnten wir uns doch auf ein Plauscherl treffen.«
    »Das schlag dir lieber aus dem Kopf«, sagte Leopold. »Erstens solltest du deine Verabredung mit den Leuten vom Billardklub einhalten, und zweitens habe ich schon etwas vor. Ich fahre einen Freund besuchen.«
    »Wieso denn das auf einmal?«
    Jetzt lächelte Leopold erstmals an diesem frühen Nachmittag. »Du weißt doch, die Sache mit dem Fahrrad. Leider waren die Leute mit der Turnierspende nicht so großzügig, dass ich mir ein neues Rad leisten kann. Aber mein alter Freund Daniel aus Stubenberg würde mir sein altes Sportrad großzügig abtreten. Da muss ich natürlich hin. Außerdem eine prächtige Gelegenheit, wieder einmal mit Daniel zu plaudern und ein Glas köstlichen oststeirischen Weines zu trinken.«
    »Das willst du wirklich machen? Jetzt, wo der Fall interessant wird?«, fragte Korber verwundert.
    »Ich will mir das Rad holen, außerdem muss ich mir auch einmal ein bisschen Ruhe gönnen. Aber du bist ja hier, mein Freund. Geh schön brav am Nachmittag zum Heurigen und halte deine Augen offen. Ich glaube, wir kommen dem Täter langsam auf die Spur.«
    »Wirklich?« Korber zündete sich eine Zigarette an. »Also, ich habe noch keinen blassen Schimmer. Ich mache mir nur Sorgen um Oskar. Er ist ja noch so jung. Er mochte Fellner sehr, aber nachdem, was wir erfahren haben, kann seine Zuneigung auch in Hass umgeschlagen haben. Wenn er nur keine Kurzschlusshandlung begangen hat.«
    Leopold wirkte für einen Augenblick nachdenklich. »Hoffentlich nicht«, sagte er.
    »Na ja, natürlich gibt es da noch die anderen«, sinnierte Korber. »Neuling oder Papp etwa. Die hat Fellner offensichtlich degradiert. Außerdem kamen sie mit ihrem Heimatgedanken nicht sehr weit. Neuling traue ich seit gestern alles zu.«
    »Das mit dem Klo wirst du ihm wohl nie verzeihen.«
    »Leicht möglich. Papp habe ich noch nicht gesehen, aber der bekam ja Probleme mit seiner Frau wegen der Sexabende. Lacroix ist ein völlig undurchschaubarer Typ. Der ist schon seit geraumer Zeit mit Olga beisammen, sagst du? Na, dann hat er ja Motiv genug. Mitterhofer kannte Fellner von früher, als sie beide gemeinsam am Stubenbergsee als Kellner gearbeitet haben, da kann natürlich auch etwas gewesen sein. Richtig gemocht hat ihn keiner, das steht fest. Aber das meiste habe ich dir ja schon gestern erzählt.«
    »Dann mach mir keine Schande, Thomas. Man wird doch noch einen Tag fortfahren und sich auf seinen Freund verlassen können«, redete Leopold auf Korber ein.
    Der trank lächelnd seinen Kaffee aus. »Sei froh, dass ich heute so guter Laune bin«, sagte er. »Gestern wollte ich schon den ganzen Karren hinschmeißen.«
    Leopold intonierte das Lied aus der West Side Story: »Maria, Maria, Mariaaaaa

Weitere Kostenlose Bücher