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Kardinal vor La Rochelle

Kardinal vor La Rochelle

Titel: Kardinal vor La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Ort mit lodernden Flammen vor, wie man sie uns schildert, sondern als einen großen schwarzen Schlammpfuhl.
     Und diese Vorstellung, meine Leser, ist nicht minder grausig, das dürfen Sie mir glauben. Bevor ich Bartolocci verließ, hatte
     ich ihm Stillschweigen über alles, was wir erlebt hatten, befohlen, auch gegenüber seinem Beichtiger. Und ich blieb ebenso
     stumm gegen Pater Joseph wie auch gegen Monsieur de Clérac, um meinen Bericht dem Kardinal vorzubehalten.
    Dem lauschte er am folgenden Tag in Pont de Pierre hinter verschlossenen Türen mit größter Aufmerksamkeit. Mehrmals entschuldigte
     ich mich, zu sehr ins einzelne zu gehen.
    »Nur zu, nur zu, Monsieur d’Orbieu!« sagte er erregt, »laßt mir kein Detail aus, dessen Ihr Euch erinnert! Es kann immer sein,
     daß etwas, das Euch verzichtbar dünkt, sich nachher als äußerst wichtig erweist.«
    Obwohl er seinen Sekretären voll vertraute – er hatte sie sich vor langen Jahren mit größter Sorgfalt ausgewählt –, rief er
     keinen zum Mitschreiben in sein Kabinett, sondern notierte sich alles selbst, indem er mich hin und wieder mit beredter Geste
     bat, im Sprechen einzuhalten, bis er einen ihn fesselnden Umstand aufs Papier geworfen hatte.
    Als ich endete, verharrte er eine Zeitlang schweigend. Und ich entsinne mich gut, welche Frage er mir als erste stellte.
    »Monsieur d’Orbieu, denkt Ihr, daß Ihr den Weg durch die Sümpfe bis zu dem Graben vor der Zugbrücke allein finden könntet?«
    »Auf keinen Fall, Herr Kardinal, leider!«
    Und ich erläuterte ihm die Gründe, die der Leser schon kennt.
    »Dann ist uns Bartolocci also unentbehrlich«, sagte der Kardinal, »und das ist der Haken bei der Sache, denn er ist offenbar
     ein abgefeimter Lügner.«
    |237| Hierauf schwieg Richelieu lange Zeit, dann ging er das ganze Problem in seiner methodischen und peinlich genauen Art durch,
     und resümierte die Situation, sorglich bedacht, keine der Gegebenheiten außer acht zu lassen.
    »Erstens müssen die Sprengmeister unter Bartoloccis Führung glücklich durch den Irrgarten der Sümpfe bis zu dem Graben gelangen.
     Zweitens müssen sie den Graben mit Hilfe von Planken überqueren, die sie außer den Sprengkörpern mit sich führen müssen. Drittens
     sind in der überdachten Galerie die Fallen zu umgehen, damit sie weiter vordringen können. Viertens müssen die Sprengkörper
     angebracht werden, um die Zugbrücke in die Luft zu jagen. Fünftens müssen sie, wenn die Schnüre gezündet sind, schnellstens
     durch die Galerie und über den Graben zurückgelangen, um sich in Sicherheit zu bringen. Sechstens müssen sie rasch zurückkehren,
     die Planken jedoch liegenlassen, damit unsere Soldaten zum Angriff vorgehen können.«
    Der Kardinal schloß kurz die Augen, dann öffnete er sie wieder: Er lächelte spöttisch. Ich war verblüfft, denn Spott war sonst
     nicht seine Sache, er mochte es auch nicht, wenn in seiner Gegenwart gespottet wurde.
    »Wenn das Maubec-Tor«, sagte er, »tatsächlich der schwächste Punkt der Festung ist, wie Bartolocci behauptet, wie steht es
     dann wohl um die anderen Tore?«
    Hieraus entnahm ich, daß Richelieu, durch alle die aufgezählten Schwierigkeiten entmutigt, auf seinen Plan verzichtete. Aber
     das hieß seine eherne Beharrlichkeit verkennen. Schon am nächsten Tag kam er auf die Sache zurück. Seines Erachtens, sagte
     er, müßten den von Bartolocci geführten Sprengmeistern zwei Soldaten vorangehen und jedesmal, wenn der Italiener nach rechts
     oder links abbiege, einen halbklafterlangen Pfahl einschlagen. Diese Pfähle wären gleichsam der Ariadnefaden durch das Labyrinth,
     der zuerst gehende Sprengmeister müßte nur immer die Arme waagerecht ins Dunkel nach den besagten Pfählen ausstrecken.
    Pater Joseph, der bei diesem Gespräch zugegen war, wurde beauftragt, Bartolocci zu unterrichten, daß er für diese Aufgabe
     zum kommenden Neumond gebraucht würde, der uns, dem Kalender zufolge, in der Nacht vom elften auf den zwölften März die notwendige
     Dunkelheit garantierte. Vielleicht war es |238| ein Fehler, den Schmuggler zu früh zu benachrichtigen, am neunten März jedenfalls verschwand er. Noch ohne den so sehr begehrten
salvacondotto
erhalten zu haben, der ihm das Verlassen des Lagers erlaubt hätte, war es ihm gelungen, dem Netz der Bewachung zu entschlüpfen
     und ein sicheres Versteck zu finden, denn obwohl die Gendarmen in allen Richtungen nach ihm fahndeten, wurde er nicht gefunden.
    Erneut

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