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Kardinal vor La Rochelle

Kardinal vor La Rochelle

Titel: Kardinal vor La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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und dazu noch Doktor!« schrie Madame de Bazimont auf, »der verlangt doch hohe Bezahlung!«
    »Madame, Ihr kennt den Domherrn Fogacer nicht! Er verlangt von Euch nichts wie Gebete.«
    »Oh, damit kann ich dienen!« sagte Madame de Bazimont. »Daß es so was gibt, Domherr und Doktor!«
    In dem Moment sah ich hinter ihrem Reifrock die reizende Gestalt von Perrette auftauchen.
    »Was willst du hier, Perrette?« fragte ich barsch.
    »Herr Graf«, sagte sie ungerührt, »da ich dem Herrn Grafen diene, dachte ich, ich könnte dem Herrn Grafen vielleicht nützlich
     sein.«
    »Und deine kleine Nase in alles stecken! Aber wo du einmal hier bist, Perrette, kannst du in der Tat dienlich sein. Lauf in
     mein Zimmer. In der Schieblade meines Nachttischs findest du eine kleine weiße Schachtel. Aber mach sie nicht auf. Sie enthält
     das berühmte Jesuitenpulver, für das ich viel Geld bezahlt habe. Wenn du auch nur ein bißchen davon verschüttest, hänge ich
     dich mit eigenen Händen auf. Bring auch einen kleinen Löffel und einen Becher Wasser mit. Mach schnell.«
    »Würdet Ihr mich tatsächlich aufhängen, Herr Graf?« fragte Perrette mit klagender Miene.
    |132| »Willst du wohl gehorchen, freches Ding!« sagte Madame de Bazimont. »Aber auf der Stelle!«
    Perrette verschwand wie eine Maus im Loch, und Madame de Bazimont schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nicht, ob ich recht daran getan habe, Herr Graf, sie in Euren Dienst zu stellen«, sagte sie. »Sie ist flink, ergeben
     und scheut keine Mühe, gewiß, aber ich finde sie ziemlich unverschämt.«
    »Nein, nein, Madame. Ändert Eure Dispositionen nicht. Perrette wird ihre Sache machen. Und was ihre Unverschämtheit angeht,
     so werde ich sie schon zähmen.«
    Perrette brachte das Verlangte, und ich verabreichte Luc das Pulver, der es einnahm wie das heilige Sakrament. Wie meine schöne
     Leserin weiß, wenn sie den vorigen Band meiner Memoiren gelesen hat, wurde dieses Pulver zuerst von den Indianern und dann
     von den Jesuiten aus der Rinde eines
quinaquina
genannten Baumes gewonnen, und es besaß die Wunderkraft, auch das höchste Fieber zu senken. So verließ ich Luc, den allein
     schon die Hoffnung auf baldige Genesung aufrichtete, und widmete mein Denken während des Abendessens mit Nicolas dem Deich.
     Dabei konnte ich mich nicht hindern, auch an den langen Winter und die ungewisse Dauer des Krieges zu denken, an mein Gut
     Orbieu, an Madame de Brézolles und – Gott verzeih mir’s – an die unverschämte Perrette.
    Und kaum hatte ich, ohne mich lange beim Tee zu verweilen, weil ich müde war, den Weg zu meinem Zimmer zurückgelegt, tauchte
     sie wie aus dem Nichts auf und öffnete mir die Tür.
    »Was machst du hier, Perrette?« fragte ich.
    »Meine Pflicht tun, Herr Graf, und Euch beim Auskleiden helfen.«
    Das tat sie vor einem prasselnden Feuer mit einer Behendigkeit, die ihre Vertrautheit mit männlichen Kleidern bewies. Doch
     anders als bei Luc, waren ihre Handgriffe zart, feinfühlig und nahezu liebkosend. Sie war einen Kopf kleiner als ich, und
     da sie mich von oben bis unten mit einer so schmachtenden Miene betrachtete, daß ich meinen Blick niederschlug, fiel dieser
     auf ihr großzügiges Dekolleté.
    Sobald ich in meiner natürlichen Blöße dastand, fand sie, ich hätte wegen des Feuers geschwitzt, und begann mich mit einem |133| Handtuch von Kopf bis Fuß abzureiben. Sie tat es so kraftvoll und sanft, daß mich höchstes Wohlbehagen erfüllte, gleichzeitig
     hielt sie mir endlose Lobreden auf meine Reinlichkeit – die meisten Männer seien Schmutzfinken, behauptete sie –, auf meine
     Proportionen, mein Aussehen, meine Haut und meinen Körperbau. Noch eine Minute weiter so mit Stimme und Hand, und es wäre
     um mich geschehen gewesen, sie hatte mich ganz erweicht, wenn das auch nicht der treffende Ausdruck für meinen Zustand war.
     Doch ich raffte mich, sagte, ich sei zu müde, und schickte sie dankend fort, zufrieden mit mir, aber nicht glücklich, sie
     meinem Lager ferngehalten zu haben, wenn auch nicht meinen Gedanken, denn schlaflos nun und in Fleischespein, mußte ich mich
     fragen, ob es klug gewesen war, der Versuchung zu widerstehen.
    Immerhin, schöne Leserin, so teuer Ihre Wertschätzung mir auch ist, will ich hier nicht den Heuchler spielen und mich mit
     Verdiensten brüsten, die ich nicht habe. Denn, ehrlich gesagt, nicht aus Tugend schickte ich Unbefriedigter Perrette unbefriedigt
     fort. Es war Vorsicht, nichts wie Vorsicht, die

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