Karibik Träume... und zwei Leichen
schon dunkel. Das Auto blieb am Hotel. Offensichtlich bot eine Gruppe von drei ausreichend Schutz. Ich sah auf die Uhr. Achtzehn-dreißig. Klar, die Äquatornähe. Die Sonne wurde morgens eingeschaltet und früh abends wieder aus. Schnips. So schnell geht das hier. Aber es bleibt warm und das Leben geht weiter. Hoffmann zeigte uns das Weekend´s am Ende des Blockes. Eine Sport´s-Bar im Ami-Stil mit U-förmiger Theke und vielen Fernsehern, die Baseball, Eishockey oder Football zeigten, je nachdem was gerade Saison hatte. Viel dunkles Holz, was dem ganzen einen gediegenen Eindruck gab. Wir gingen weiter zum l´Attico . Eine Bar, kleiner als das Weekend´s , im ersten Stock, unterm Dach. Daher der Name. Ebenfalls dunkles Holz und Fernseher, die Theke diesmal ein „L“. Links von der Theke einige Tische, zum Teil auf einer offenen Veranda mit Blick auf die Straße. Brechend voll. Hier konnte man es aushalten. Hoffmann bestellte uns Polar -Bier. Das heißt nicht nur so, sondern wird auch eiskalt getrunken. Manchmal gefriert es in den Gläsern. Als es später wurde, kamen die Mädchen, die Werbung für Bier, Whiskey, Zigaretten und was man sonst noch zum Leben braucht, machten. Wenn man etwas bei ihnen kaufte, bekam man einen Drink umsonst oder ein Foto mit ihnen. Dass für so einen Job bevorzugt junge, hübsche Frauen genommen wurden, versteht sich von selbst. Aber, was sich am Flughafen und bei der Fahrt durch die Stadt schon andeutete: die Frauen hier haben etwas Besonderes. Sie stehen zu Ihrer Weiblichkeit, ohne Emanzen zu sein.
Nun, der Rest ist schnell erzählt. Es wurde ein langer Abend. Nach etlichen weiteren Bieren fielen wir gegen eins in unsere Betten. In den nächsten Tagen Besprechungen, Restaurants, abends in´s l´Attico. Bis jetzt also alles so, wie es bei einer Dienstreise zu erwarten war.
Am letzten Tag hatten wir frei. Dick organisierte eine Rundfahrt durch das historische Viertel, die Regierungsgebäude und was es sonst noch so Bemerkenswertes in Caracas gab. Wir sahen Parks mit Faultieren in den Bäumen, mitten in der Stadt, Open-Air Antiquariate und Simultan-Schach-Partien unter Brücken. Einkaufszentren, drei- bis vier-mal so groß wie das CentrO, auf das wir so stolz sind.
Gegen Mittag fuhren wir an die Küste. Am Flughafen vorbei und dann einfach nur die Straße parallel zur Küste entlang. Über uns Pelikanschwärme. Ich wusste gar nicht, dass die Biester so groß sind. Vielleicht gerät alles natürlich Gewachsene hier etwas größer. Kamen mir jedenfalls wie eine Staffel Flugsaurier vor. Wir kehrten in ein Restaurant direkt am Strand ein. Genau genommen war es für unsere Verhältnisse eine rustikale Imbissbude. Wir aßen frischgefangenen, gegrillten Fisch. Beim Blick auf das Meer glaubten wir die Erdkrümmung sehen zu können. Unglaublich. Wir wollten gar nicht mehr aufstehen. Und das lag nicht am Bier.
Einmal in´s Wasser! Einmal in der Karibik baden. Schade, dass wir die Badehosen nicht mitgenommen hatten. Wenigstens einmal mit den Füssen hinein. Wir ließen das Auto stehen und gingen die paar Meter zum Wasser. Die nächste Überraschung. Bay-Watches überall. Und das hier unten, mitten in der Woche und an einem Ort, wo kaum Touristen sind. Davon sollten sich einige Mittelmeeranrainer eine Scheibe abschneiden. Wir setzen uns in den Sand, tranken Bier und saugten die Eindrücke und Gerüche auf. Schade, dass Morgen Abreisetag war. Die Karibik hatte mich in ihren Bann gezogen.
Das Telefon klingelte und riss mich aus meinen Erinnerungen. Ich stand auf und fummelte es aus meiner Jackentasche.
„Larsen.“
„Carla. Hallo.“ Ich musste den Hörer fester an´s Ohr drücken, weil sie fast flüsterte. „Kannst Du mir einen Gefallen tun?“
„Sicher. Schieß los.“ Ich setzte mich wieder.
„Kannst Du Aliria anrufen und ihr sagen was passiert ist?“
Ich musste schlucken. Das war sicher das Letzte was ich erwartet hatte. „Äääh“, ich räusperte mich, „bist du sicher, dass du das möchtest?“
Sie sprach langsam, als ob sie bei jedem Wort überlegte, ob sie es sagen solle. „Thorsten hat sie geliebt. Und ich glaube, es wäre in seinem Sinne.“ Schweigen. „Hast Du eine Nummer?“
Ich brauchte nicht lange zu überlegen. „Nein, ich habe ja nie mit ihr telefoniert. Wenn, habe ich Thorsten angerufen.“
Sie sprach noch immer sehr leise und ich hatte Mühe sie zu verstehen. „Thorsten hat sein Telefon drüben gelassen. Falls es
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