Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karibik Träume... und zwei Leichen

Karibik Träume... und zwei Leichen

Titel: Karibik Träume... und zwei Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Terbrack
Vom Netzwerk:
ich ihm die vonner Auslösung ab.“
      Nach einer Neunzig-Grad Rechtskurve ging es wieder bergab. Links von uns lag der künstliche See und etwa einen Kilometer vor uns die Anlage. Wir fuhren langsamer. Die Karawane machte am kleinen Parkplatz vor dem Haupteingang halt. Vorsichtig passierten wir die parkenden Fahrzeuge, die die Arbeiter ausspuckten. Einige Männer standen in Gruppen, doch die meisten gingen direkt zur Schlange vor dem Haupttor, um sich vom uniformierten Werksschutz kontrollieren zu lassen. Angestellte der Mine zeigten ihren Ausweis und wurden durchgewinkt. Der Wachposten am Schlagbaum sah in unseren Wagen und öffnete. Wir fuhren über das gesamte Gelände, um zu unseren Containern am anderen Ende zu gelangen. Auf der Baustelle ging es schon zu, wie auf einem Ameisenhaufen. Es waren fast zweitausend Menschen, die hier arbeiteten. In einer Staubwolke kamen wir zum Stehen. Wir stiegen aus und nahmen unsere Sachen aus dem Kofferraum. Endlich rauchen.
      Günni stand breit grinsend auf der Metalltreppe zum Container. Hände tief in den Taschen seiner Hose.
      „Und Papi ?“ brüllte ihm Guido, der in Sandalen und Schlabberjeans, das Hemd aus der Hose, vor mir schlurfte, zu. „Neuer Rekord? Einer gekotzt?“
      Günni lachte gurgelnd.
      „Hasse Kaffee fettich?“ Guido hiefte sich die Stufen hoch. Bisschen übergewichtig, der Gute. Er schob Günni an die Seite und trat in den Container. Ich folgte. „ Buenas dias, chamos !“ Er schlurfte weiter. „Naaa, Dirk, gestern schön gefickt? Hab´ dich im Puff gesehn.“ Er warf sich auf seinen ausgeleierten Drehstuhl. Ohne auf eine Reaktion zu warten fuhr er fort. „ Ich hab´ gestern `ne geile Alte gehappt. Mmmmmh.“ Er verzog genüsslich das Gesicht und schloss die Augen. „Ich sachet euch: die besten Frau´n lernse nur im Puff kenn´.“
      „Wo wills´ du auch sons´ `ne Tusse kenn´lern?“ entgegnete eine Stimme aus dem Hintergrund.
      „Du würds´ dich wundern, Jungchen,“ Guido drehte sich in die Richtung aus der die Stimme kam, „watt der olle Guido für Schangsen hat.“
      Ich war in der Tür stehengeblieben. Von hinten raunzte mir Günni zu: „Gestern hatter bei mir auf´m Tisch `n Pott Vaseline gefunden. Hatter sich heimlich eingesackt. Dachte wohl ich merk´ datt nich´.“
      „Und?“
      „Ich frach `n: „Watt willse denn damitt?“ Sachter: „Damit ich meine Olle auch Ma´ in´n Arsch fick´n kann.“ Es gurgelte wieder in seinem Hals.
      Ich verdrehte die Augen. Oh Mann, ich bin ja bestimmt nicht prüde, aber manchmal … Kopfschüttelnd sah mich nach einem freien Platz um. Links an der Stirnwand des Containers, lehnte einer mit verschränkten Armen an der Schreibtischkante, der sich Guido´s Ausführungen schmunzelnd anhörte. Anfang Vierzig, Kranz aus grauen Haaren, Brille, etwa einsfünfundsiebzig, kleiner, dem Alter entsprechender Bauch, beiges Polohemd mit „See aS“-Stickerei, ebenfalls ehemals blaue Schlabberjeans. Hinter ihm auf dem Tisch ein Programmiergerät und Elektronikteile.
      Ich sprach ihn an. „Herr Schmitt, nehme ich an?“
      Er sah mich aus etwas traurigen, hellblauen Augen an. „Genau. Hallo Herr Larsen.“ Die ruhige Stimme. Er streckte seine Hand aus. „Schön, dass Sie hier sind.“ Er lächelte fast schüchtern.
     
      Wie sich herausstellte, kamen wir gut miteinander aus. Ich sagte ihm, was ich von ihm haben wollte und er machte was daraus. Die Zusammenarbeit klappte. Was Paolo langsam nannte, würde ich als gewissenhaft bezeichnen. Nicht einfach drauflosprogrammierend. Erst Gedanken machen und dann loslegen.
     
      Die Tage waren lang. Morgens spätestens um halb sechs aufstehen. Sechs Uhr Abholung. Die Fahrt. Arbeit von sieben bis fünf. Rückfahrt. Gegen sechs waren wir zurück am Hotel. Duschen, ein bisschen lesen oder fernsehen, eine Kleinigkeit essen. Und schon war es neun und zumindest ich war reif für´s Bett. Die Welt der anderen, sich regelmäßig volllaufen zu lassen und nach dem dritten Bier über die Arbeit zu reden, hier Familien zu gründen oder in den Puff zu gehen war nicht mein Ding. Genauso wenig wie Schmitt´s. Wir freundeten uns an und unternahmen, wenn sich am Wochenende die Gelegenheit bot, etwas zusammen.
     
      An einem Sonntag bekamen wir schon beim Frühstück Hunger auf Erdbeertorte mit Schlagsahne. Nicht, dass uns lomitos und Polar nicht mehr schmeckten. Aber manchmal bekommt man halt Heißhunger auf irgendetwas, was man lange nicht hatte. So

Weitere Kostenlose Bücher