Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karibik Träume... und zwei Leichen

Karibik Träume... und zwei Leichen

Titel: Karibik Träume... und zwei Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Terbrack
Vom Netzwerk:
Baldeneysee ist die grüne Lunge von Essen. Nicht die einzige, denn es gibt viele. Aber neben der Gruga bestimmt die bekannteste, außerhalb des Reviers. Im Süden der Stadt gelegen ist es hier schon reichlich hügelig. Das Bergische Land ist nah. Alfred Krupp saß, so sagt die Legende, regelmäßig auf einem Hügel und schaute hinunter auf seine „Heimliche Liebe“, das Ruhrtal. Heute heißt ein Ausflugsrestaurant und Hotel so. Ob es an derselben Stelle gebaut wurde, wo der olle Krupp vor sich hinträumte oder ob es schon damals da war und er da sein Bierchen nach Feierabend getrunken hat? Keine Ahnung. Jedenfalls war er so verliebt, dass er später, nicht weit weg, inmitten eines riesigen Parks seine Villa Hügel baute. Ein imposantes Gebäude hat er sich da hingesetzt. Muss man neidlos anerkennen. Kaiser, Könige, Feldherren und Wirtschaftsbosse gaben sich die Klinke in die Hand. Heute steht es der Öffentlichkeit offen und Kruppianer mit Werksausweis haben freien Eintritt. Nicht weit weg, direkt hinter dem Stauwehr des Sees liegt Werden mit der Ludgerusabtei. Das älteste der wichtigen Bauwerke von Essen. Von hier aus versuchte der heilige Ludgerus das Christentum zu verbreiten und Frieden zu stiften. Denn es ging heiß her hier, so um das Jahr achthundert. Christliche Franken gegen heidnische Sachsen. Der Pott kocht! Damals schon. Heute geht es natürlich friedlicher zu. Das beruhigende Blau des Wassers, das ohne große Dünung vor sich hin plätschert, das sanfte Dahingleiten der Segelboote und das Grün der Hügel und der dichten Wälder ziehen bei schönem Wetter Heerscharen von Ausflugsgästen an. Wenn es überhaupt einmal lauter wird, dann durch die Anfeuerungsrufe, wenn Wettkampftag ist und sich Ruderer auf sportliche Weise duellieren. Was noch an die industrielle Vergangenheit erinnert, ist ein alter Förderturm, gegenüber von Haus Scheppen, dem Treff der Motorradfahrer.
     
      Es dauerte nicht lange, bis Peter kam. Jogging-Kleidung. Verschwitzt. Er warf sich in einen Stuhl neben mich. Ob seine Elke wusste, dass er sich mit mir traf? Er bestellte ein Wasser. Als es kam, trank er es in einem Zug aus. Wir plauderten ein wenig, erzählten uns Anekdoten. Diese: „Weißt du noch“-Geschichten. Wie zwei Kriegsveteranen. Ich war längst nicht mehr sauer auf ihn. An jenem Abend im Morichal hätte er mir nicht in die Quere kommen dürfen. Aber mittlerweile? Nach all dem, was ich erlebt und erfahren hatte? Und, was wusste ich von Telefonaten und E-Mails zwischen ihm und Damelis? Ehrlich gesagt, mittlerweile ging mir das ganze Thema am Arsch vorbei. Ihm scheinbar nicht. Er erzählte, dass er gerne wissen würde, was aus ihr geworden ist. Aber leider ist der Kontakt gänzlich abgebrochen. Und seit ihr Telefon kaputt sei, gar keine Chance mehr. Er kratzte sich am Kopf, die Stirn in Falten gelegt. Nicht düster. Vergnügt. Der Schalk blitzte auf.
      „Ich glaube, ich muss doch noch mal nach La Victoria. Wollte ich eigentlich in diesem Jahr. Mit einem Freund aus dem Verein.“
      Ich sah ihn zweifelnd an. „Mach mal. Deine Frau freut sich bestimmt.“
      „Ach was. Die weiß nichts von Damelis.“ Er lehnte sich zurück und schob die Sonnenbrille zu recht.
      „Glaubst du?“
      „Wer soll ihr was gesagt haben?“
      „Thorsten sagte, dass sie gesagt hat, dass du dich sooo verändert hast.“
      „Und?“
      Ich hob eine Augenbraue. „ Cherchez la femme ! Ich kenne Elke nicht, aber halt´ die Frauen nicht für blöd.“
      „Pfff!“
      „Meine Ex hat mir auf den Kopf zugesagt, dass ich eine Freundin habe. … Überhaupt! Was versprichst du dir davon? Ein paar heiße Nächte? Und dann?“
      „ Lobo ! Die Kleine ist die Liebe meines Lebens.“
      „Schwätzer!  -  Du hast die Chance gehabt, sie zu halten. Was hast du dafür getan?“ Ich schnippte mit den Fingern.
      „Ich habe ihr Geld geschickt, damit sie kommt.“ Er sah auf den See. Nachdenklich. „Das steckt jetzt wohl im Bein ihrer Schwester.“
      „Und wenn sie gekommen wäre? Spätestens nach drei Monaten wäre sie wieder zu Hause gewesen. Hättest du Haus und Hof aufgegeben und wärst mitgefahren?“ Ich rieb die Handflächen langsam gegeneinander. „Kam nicht von dir der Spruch mit dem Strick? –Warum bist du dann eigentlich gefahren?“
      „Hat Thorsten nicht erzählt, was?“ Er wand sein Gesicht zu mir und lächelte triumphierend.
      „Ich kenne nur diese Story mit dem neuen Job, den dir deine Frau besorgt hat.

Weitere Kostenlose Bücher