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Karibik Träume... und zwei Leichen

Karibik Träume... und zwei Leichen

Titel: Karibik Träume... und zwei Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Terbrack
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„Weiß nicht. … Möglich, dass Thorsten ein Bild gezeigt hat.“
      Nicht gut. Ich nagte an meiner Lippe und dachte an Perücken, Sonnenbrillen und Hüte. Zu viele Filme gesehen. Die Realität ist anders. Muss auch so gehen. „Nach der Beerdigung gehen alle in eine Kneipe. „Zum Anker“ heißt die. … Die ist auf der anderen Seite vom Kanal. Vermutlich nehmen sie den Fußweg durch den Seitenausgang. Der ist links vom Haupteingang. Also bleib rechts. Das ist die Seite mit der Leichenhalle.“ Ali schien sich im Kopf eine Skizze zu machen. Ich überlegte. Was noch? Genau. „Ich gehe nicht mit in das Café. Ich lasse mir irgendeine Ausrede einfallen. Halt die Augen nach mir offen. Wir verschwinden dann so, wie wir gekommen sind. … Also: Abstand halten.“
      „ Lobo ?“ Sie sah zu mir herauf. „Danke! … Das vergesse ich dir nie.“ Sie beugte sich zu mir hinüber und hauchte mir einen Kuss auf die Wange.
      Ich lächelte sie ein wenig verlegen an und stand auf. „Gut! … Dann lass´ uns jetzt gehen.“
     
      Wir machten noch einen kleinen Schlenker um den Kranz abzuholen, den ich bestellt hatte. Ali besah ihn sich, strich die Schleife mit dem letzten Gruß glatt und steckte die Rose hinein, die sie mitgebracht hatte. Wir fuhren weiter. Richtung Oberhausen. Längs der Köln-Mindener Bahnstrecke. Vorbei am CentrO und den paar verbliebenen Gebäuden, die zu den Stahlwerken „Gutehoffnungshütte“ gehört hatten. Dem Zentrallager, mit den als Skulptur aufgestellten Maschinenteilen und dem schlossartigen Werkscasino. Rechts auf die Konrad-Adenauer-Allee. Hinter dem Kaisergarten bogen wir links ab, Richtung Rot-Weiss-Stadion. Dann immer geradeaus, fast bis auf Duisburger Stadtgebiet. Hier wieder links. Hinter der Autobahnbrücke nahmen wir die erste Straße rechts. Ich fuhr langsam. Ausschau haltend. Der Parkplatz vor dem Haupteingang war leer. Wir hielten an, stiegen aus und ich holte den Kranz aus dem Kofferraum. Immer mit einem Auge auf die Zufahrt schielend. Wenn jetzt jemand käme, wäre alles aufgeflogen. Also bloß weg von hier. Ich bedeutete Ali vorzugehen. Sie nickte und ging langsam los. Hände in den Taschen ihrer Jacke, die Handtasche unter den Arm geklemmt. Sie drehte sich nicht um. Gutes Mädchen! Ich klemmte den Kranz unter den Arm und folgte ihr mit großen Schritten. Gutes Alibi der Kranz. Damit hätte ich eine Erklärung, was ich hier wollte, falls mir jemand begegnete.
      Der Friedhof liegt im Oberhausener Westen. Er wird durch die A3, die A42 und den Kanal begrenzt. Ein breiter Weg führt auf die Friedhofsanlage. In der Mitte ein Grünstreifen mit Brunnen und getrimmtem Rasen, gesäumt von Bäumen, die dem Weg etwas Alleeartiges geben. Weit hinten, von hier aus kaum zu sehen, auf der rechten Seite die Leichenhalle und noch weiter geradeaus das Gräberfeld der Kämpfer aus dem ersten Weltkrieg. Hohe, alte Bäume überall. Eine würdevolle Atmosphäre von Ruhe und Besinnung. So soll es ja auch sein. Vor mir ging Ali mit kleinen, langsamen Schritte. Von hinten sah sie noch zerbrechlicher aus. Schnell holte ich sie ein. Sie trug wieder ihre Sonnenbrille. Ich konnte nicht sagen, ob sie mich ansah, oder nicht. Nachdem ich sie überholt hatte und Vorsprung gewonnen hatte, wurde ich langsamer. Ich erreichte die Leichenhalle. Ein großer, niedriger Giebelbau mit Säulen, rotem Dach und gelbem Putz. Vorne an der Stirnfläche gläsern mit einer doppelflügeligen Tür. Rechts und links davon zwei weitere Türen aus dunklem, ehemals poliertem Holz. Hier geht es zu den Nischen, wo die Toten bis zur Beerdigung aufgebahrt wurden. Manchmal waren die Särge noch bis zuletzt offen und die Angehörigen hatten die Gelegenheit Abschied zu nehmen. Durch die Glaswand sah ich einen Sarg. Davor auf dem Boden und auf Ständern, Kränze und Gestecke. Auf der Schleife des größten Carla´s Name. Ich versuchte erst die Glas-, und als ich diese verschlossen fand, die Holztüren. Auch zu. So musste ich zwar den Kranz wieder zurückschleppen, doch wenigstens war die Luft hier rein. Niemand vom Beerdigungsinstitut, der hinterher an Carla dumme Fragen stellen konnte. Ich sah nach Ali. Sie hatte die Halle fast erreicht. Der Weg hinter ihr war frei. Auf dem Parkplatz kein Verkehr. Von rechts ebenfalls niemand in Sicht. Ich winkte sie heran.
      „Komm´!“
      Sie beschleunigte ihren Schritt. Vor der Glaswand blieb sie stehen und Tränen rollten über ihre Wangen. „Der Sarg ist schon zu,“ flüsterte sie

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