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Karibik Träume... und zwei Leichen

Karibik Träume... und zwei Leichen

Titel: Karibik Träume... und zwei Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Terbrack
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resigniert. Sie berührte das Glas mit ihrer Handfläche. „ Mi corazon! Ich wollte dich noch einmal sehen. … Einmal noch!“ Sie sah mich an. „Können wir…?“
      „…hinein?“ Ich schüttelte den Kopf. „Alles dicht.“
      Sie drehte sich wieder um. „Ich wollte dich doch noch einmal sehen. … Nicht einmal das erlaubt sie uns.“ Sie ließ die Hand sinken und lehnte sich mit der Schulter an die Wand.
      Ich legte meinen Arm um ihre Schulter. „Vielleicht ist es besser so. … Behalte ihn in Erinnerung, wie er war.“ Ich versuchte sie sanft weg zu ziehen.
      Ali öffnete ihre Tasche und holte ein Foto heraus. Ein lachender Thorsten, barfuß, mit offenem Hemd auf einem Sofa. Die Wand dahinter bunt gestrichen. Musste bei ihr gemacht worden sein. Sie drehte sich aus meinem Arm und ging zurück zur Glaswand. Blickte zum Sarg. Ich sah auf meine Armbanduhr. Ich musste los.
      „Ali.“ Sie reagierte nicht. „Ali. Ich muss fahren. Kann ich dich alleine lassen?“
      Sie warf den Kopf zurück, weil eine Haarsträhne quer über ihrem Gesicht hing und sah mich matt über die Schulter an. „Hm, hm, fahr nur.“ Sie wand ihre Aufmerksamkeit wieder dem Sarg zu.
      Ganz wohl war mir nicht. Aber welche Wahl hatte ich? Ich klemmte den Kranz unter den Arm und ließ sie zurück.
     
      Vor der Kirche hatte sich schon ein Teil der Trauergemeinde versammelt. Grüppchenweise standen Freunde und Verwandte herum. Rauchend. Sich leise unterhaltend. Einige Ältere, die schlecht zu Fuß waren, gingen schon hinein. Ich suchte ein bekanntes Gesicht. Carla war noch nicht da. Peter auch nicht. Etwas abseits stand ein Pärchen. Der Mann etwas größer, etwas dickerer Bauch, aber sonst original Thorsten. Der Bruder. Seine Frau eine dürre Mittfünfzigerin mit glatten, kurzen, orangen Haaren. Ich gesellte mich zu ihnen, kondolierte und stellte mich vor. Wir schüttelten die Hände. Er sprach mit gedämpfter Stimme.
      „Ah, Herr Larsen. Der Bekannte aus Südamerika.“
      „Genau.“
      „Thorsten hat von Ihnen erzählt. … Sie waren befreundet?“
      „Ja.“
      „Schrecklich das. So aus dem Leben zu gehen, nicht?“
      „Ja. Ich verstehe die Ärzte nicht.“
      „Bitte?“ Er sah mich an.
      „Ich meine, dass die Ärzte nichts mehr machen konnten.“
      „Ach so. Ja, in solchen Fällen können sie selten was machen. Da kommt dann meistens jede Hilfe zu spät.“
      War der Lehrer, oder was? Egal, ich nickte zustimmend. Wenn eine Lungenentzündung einmal so weit fortgeschritten war, wie in Thorsten´s Fall!
      „Dass er sich so aufgibt,“ Thorsten´s Bruder schüttelte den Kopf.
      „Ja, sah fast wie eine Flucht auf“, bemerkte ich nachdenklich. Was war in den letzten Jahren auch alles passiert.
      „ Fast wie eine Flucht?“ Er sah mich aus großen Augen entsetzt an. Was hatte ich denn gesagt? Mühsam hielt er seine Stimme unter Kontrolle. „Was ist denn ein Selbstmord, wenn nicht eine Flucht, Herr Larsen?“
      „Selbst--mord?“ Mir fiel fast die Zigarettenschachtel aus der Hand. „Wieso Selbstmord? … Sie meinen er hat sich…“
      Beide starrten mich an. „Ja, wussten sie es denn nicht? Ich dachte sie wären ein Freund der Familie und Carla hätte…“
      „Ja, bin ich aber… Aber, nee, hat sie nicht!“ Ich blickte von einem zum anderen. „Sie hat mir was von einer Lungenentzündung erzählt. Verschleppt. Und viel zu spät von den Ärzten erkannt.“
      „Klar“, sagte Karottenkopf schnippisch, zu ihrem Mann gewandt, „der Ruf der Familie. Nur keine Skandale. Typisch Carla. Je weniger etwas wissen, umso besser. Papa muss geschützt werden.“ Es war offensichtlich, dass sie Carla nicht sonderlich mochte.
      Er fasste sie an den Unterarm. Beschwichtigend. „Lass gut sein, Schatzi. Wir wissen beide, wie sie ist.“
      Aus Schatzi´s Augen stoben Funken. Die war ja in Brass!
      Er beugte sich zu mir. Sprach leise. Wie jemand, der etwas Vertrauliches mitteilen wollte. „Wir sind gestern Nachmittag aus Mecklenburg-Vorpommern angereist. Es gab eine kleine Auseinandersetzung, wissen Sie?“
      Er wollte ansetzen, um weiter zu reden, als wir Wagentüren schlagen hörten. Wir drehten uns um. Carla. Schwarzes Kostüm, schwarzer, großer Hut Marke Ascott und eine noch größere Greta Garbo Sonnenbrille.
      „Die grande Dame ist eingetroffen!“ Schatzi´s Stimme triefte vor Hohn und Abscheu. Thorsten´s Bruder zischte etwas in ihr Ohr.
      Eine Frau war aus dem Fond von

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