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Karibik Träume... und zwei Leichen

Karibik Träume... und zwei Leichen

Titel: Karibik Träume... und zwei Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Terbrack
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Peter´s Auto gestiegen, stand nun rechts von Carla und hielt ihren Arm. Seine Frau oder ihre Schwester? Peter ging um den Wagen herum und nahm den linken Arm. Wenn die wüsste… Sie gingen langsam durch die nun verstummte Menge, hier und da mit dem Kopf nickend oder kurz eine Hand schüttelnd, und verschwanden in der Kirche. Die Menge setzte sich in Bewegung. Thorsten´s Bruder raunzte mir noch zu: „Wir reden gleich weiter.“ Dann wurden wir getrennt. Er und Schatzi nahmen in einer der vorderen Reihen, wo sich die Verwandtschaft niedergelassen hatte, Platz. Ich weiter hinten, in der Nähe der Tür. Auch für den Fall, dass Ali… Nein, die war weit weg und ich hatte ihr Wort. Andererseits, wer weiß? Also, wenn Ali einen dramatischen Auftritt plante, dann doch eher bei der Andacht oder am Grab. Ja, das war wahrscheinlicher. Ich atmete durch. Erst mal Entwarnung. Trotzdem hämmerte mein Herz vor Aufregung. Ich würde auf der Hut sein müssen. Der Selbstmord ging mir durch den Kopf. Konnte das sein? Thorsten war ganz schön durch den Wind wegen all seiner Misserfolge. Und vielleicht hatte sich das Projekt mit Bob dann doch in Wohlgefallen aufgelöst. Die Nachricht ihn dann in ein noch tieferes Loch fallen lassen. Das könnte der Auslöser gewesen sein. Reichlich betroffen starrte ich an die gotische Decke des Gotteshauses. Himmel hilf! Warum hat er nicht einmal mit mir gesprochen? Ich wohn´ doch nur um die Ecke. Am Telefon hörte er sich immer schlapp an, ok. Und ich versuchte ihn aufzumuntern, so gut es ging. Aber hat er irgendwelche Hilferufe gesandt? Ich konnte mich nicht erinnern. Ich dachte an unsere letzten Gespräche, während ich die Verzierungen an den Säulen studierte, die das Dach trugen. Ich sah Details, ohne sie wirklich zu registrieren. Wahrscheinlich hatte ich die Rufe nicht mitbekommen. Jetzt fang nicht noch an Dir Vorwürfe zu machen. Mein Blick wanderte weiter und blieb bei einer Statue hängen. Mit mildem Lächeln sah Maria auf mich herab.
      Orgelmusik setzte ein, begleitet vom dünnen Gesang der Gemeinde. Hat mich immer gewundert, warum in den Kirchen kaum einer richtig mitschmetterte. Wie um die Anwesenden anzufeuern, legte sich der Priester mächtig in´s Zeug. Ich sah hoch zum Kreuz. Thorsten war bekennender Christ. Er hatte mir doch erzählt, wie er seinen Glauben gefunden oder wiedergefunden hatte. Für Christen ist es Sünde sich umzubringen. Hoffte er, dass Gott Verständnis für seine Entscheidung hatte und ihm seine Tat verzieh? Er musste verdammt verzweifelt gewesen sein.
      Der letzte Ton verhallte und der Priester schritt feierlich nach vorne an´s Rednerpult. „Verehrte Anwesende. Mit Trauer und Dankbarkeit nehmen wir heute Abschied von unserem Bruder Thorsten Schmitt. Seinen Angehörigen gilt unser Mitgefühl. Lasset uns beten.“ Er erzählte dann vom himmlischen Vater, der Vergänglichkeit des irdischen Lebens und der Unvergänglichkeit des himmlischen. Er schlug den Bogen zu den Höhepunkten von Thorsten´s Leben und den Prüfungen, die er auf seinem Weg zu bestehen hatte. Ich bin bestimmt kein Kirchenfan, aber ich musste zugeben, dass er sich gut vorbereitet hatte. Doch, hat er gut gemacht. Die persönliche Note fehlt manchmal bei diesen Veranstaltungen. Zwischendurch noch ein paar Mal Orgelmusik und nach einer guten halben Stunde waren wir entlassen. Und damit geriet mein Zeitplan gehörig in´s Wanken. Keine Zeit mehr zum Grübeln. Der Tross setzte sich in Bewegung. Türen schlugen, Motoren wurden gestartet. Ich konnte nur beten, dass Ali aufpasste. Wieder zurück zum Friedhof. Diesmal war der Parkplatz schon gut gefüllt, als ich ankam. Ich ging zum Kofferraum, um den Kranz herauszuholen. Einmal Rundum-Radar-Blick. Keine Ali in Sicht. Einige Anwesende standen wieder herum, um auf Irgendwen zu warten. Andere gingen schon langsam in Richtung der Leichenhalle. Ich knallte die Heckklappe des Polo. Die Umstehenden zuckten zusammen und drehten die Köpfe. Kranz unter den Arm und los. Er leistete mir wieder gute Alibidienste. Ich musste schließlich schnell an der Halle sein, um ihn noch abzugeben oder zu den anderen zu legen. So wunderte es keinen, dass ich etwas zügiger lief. Links von mir nahm ich etwas war. Mir stockte der Atem. Ali saß hinter einer halbhohen Hecke gekauert, die eine Grabreihe vom Hauptweg abtrennt. Keine zwei Meter entfernt. Ich blieb, nach vorne starrend, abrupt stehen. Stellte mit zitternder Hand den Kranz neben mein Bein und zündete eine Zigarette

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