Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karl der Dicke beißt sich durch

Karl der Dicke beißt sich durch

Titel: Karl der Dicke beißt sich durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
Vom Netzwerk:
annehmen!“
    „Wieso? Fürchtest du, daß sie auch Würmer und Krätze hat?“ fragte Egon spöttisch. „Dann überlaß mir das Eis.“
    „Das könnte dir so passen“, rief Karl. „Teresa will mir ein Opfer bringen, weil mein Unglück mit deiner giftigen Töle sie bewegt! Du hast nichts von ihr zu erwarten!“ Und genüßlich machte er sich über das Eis her.
    Die weitere Fahrt verlief ohne aufregende Zwischenfälle. Zwar sprang Caesar einmal ganz unerwartet aus dem Korb und jagte eine Katze, die herausfordernd langsam vor ihnen die Straße überquerte, und einmal fegte er auch einen halben Kilometer weit hinter einem Mofa-Fahrer her - aber Ernsteres ereignete sich nicht.
    So erreichten sie das Künstlerdorf.
    „Da wären wir!“ rief Guddel. „Womit fangen wir an? Wollen wir erst ‘ne Partie Minigolf spielen oder erst was für unsere Bildung tun und durch die Galerien schlendern?“
    „Keins von beiden“, antwortete Karl. „Du kannst von Teresa nicht verlangen, daß sie mit knurrendem Magen hinter den dusseligen Golfbällen herrennt oder durch die Kunsthallen latscht! Wir müssen mit dem leiblichen Wohl beginnen, das ist die Basis, und dann setzen wir die Kultur und den Sport als Krönung obenauf.“
    „Si, si“, rief Teresa, „essen und gucken!“
    Da Hunde die Gaststätte nicht betreten durften, setzten sie sich an einen Tisch im Freien. Egon bestellte ein Käsebrot und Guddel ein Brot mit Katenmettwurst, Teresa eine Hühnerbrühe, Karl aber einen Bauernteller mit verschiedenen Wurst- und Schinkensorten und Gurken, Radieschen und Salat. Dazu trank er ein Alsterwasser.
    Caesar, der die Eisfütterung nicht vergessen hatte, wich nicht von seiner Seite, jaulte ihm ein klagendes Hungerlied vor und legte ihm seine sandigen Vorderpfoten auf die Hose.
    „Stimmt es dich nicht nachdenklich“, sagte Karl zu Egon, „daß der Hund in den wenigen Stunden, die er in meiner Nähe ist, dich völlig vergessen und eine tiefe Zuneigung zu mir gefaßt hat? Daran sieht man wieder, daß Hunde, besonders die edlen unter ihnen, ein unglaublich feines Gespür für Qualität haben. Sie riechen gewissermaßen, ob ein Mensch was taugt oder nicht.“
    „Ich glaube“, wandte Egon ein, „daß Caesar sich eher von den Düften des Schinkens da auf deinem Teller als von denen deines Körpers angezogen fühlt. Sei nicht so geizig, und schmeiß ihm mal etwas hin von deiner Riesenration!“
    „Das mach’ ich doch gern“, sagte Karl, „aber ich fürchte, daß sich der würzige Schinken nicht gut mit dem vielen Eis, das er geschleckt hat, verträgt! Ich möchte ja nicht, daß das arme Vieh leidet, nur weil es sich überfressen hat.“
    „Keine Sorge“, sagte Egon, „Tiere kennen ihr Maß und hören auf, wenn es genug ist, was man von gewissen Menschen, die hier an unserem Tisch sitzen, nicht sagen kann. Also, los, gib ihm schon was ab! Meinen Käse mag er nicht, das hast du ja gesehen.“
    Nach dem Essen gingen sie sofort zum Minigolfplatz hinunter, da sie die körperliche Bildung doch noch ein bißchen höher ansetzten als die geistige. Sie wollten fair um die Wette kämpfen und machten aus, daß der Sieger bestimmen dürfe, was man anschließend tun wolle.
    Aber aus dem Wettkampf wurde nichts, denn Caesar war dagegen.
    Er jagte hinter jedem Ball, der geschlagen wurde, her, biß darauf herum, schleuderte ihn mit einer raschen Kopfbewegung anderen Spielern in die Bahn und war nur mit großer Mühe und immer neuen Tricks dazu zu bewegen, ihn herauszugeben. Anfangs amüsierte man sich ringsum darüber, nach und nach aber wurde sein Verhalten zum Ärgernis. Bald machte er nämlich keinen Unterschied mehr zwischen den Bällen, die von Guddel, Karl, Egon und Teresa geschlagen wurden, und denen der anderen Spieler. Als sich ein Herr laut beschwerte und mit dem Schläger in der Hand wütend hinter dem Hund herlief, dabei über eine Spielbahn stolperte und sich die Hose aufriß, zogen die vier Radfahrer es vor, die Kampfbahn zu verlassen und anderswo ihr Vergnügen zu suchen.
    Es beschäftigte sie noch länger als eine Viertelstunde, den ungebärdigen Hund einzufangen, der ihnen erst, als er von Guddel am Halsband erwischt worden war und keine Fluchtmöglichkeit mehr hatte, seinen letzten Fang vor die Füße spuckte, einen weißen und einen schwarzen Ball, beide nicht mehr ganz rund und nur noch zum Werfen, aber nicht mehr zum Rollen zu verwenden.
    An der Hamme sitzend, die Füße im Wasser, sammelten sie Kräfte für den Rückweg.

Weitere Kostenlose Bücher