Karl der Dicke beißt sich durch
grinsend, „damit du den morgigen Tag noch erlebst!“
Teresa kam heraus, und sie radelten los.
Caesar hockte brav vor Karl im Korb und ruhte sich aus. Karl streichelte ihn hin und wieder, um ihn an sich zu gewöhnen und am Hinausspringen zu hindern, und war bald gut Freund mit ihm.
In Ritterhude machten sie die erste Rast.
„Du mußt nicht denken, daß wir schon müde sind“, sagte Karl zu Teresa. „Wir halten hier nur an, weil wir etwas gegen den Durst tun wollen. Und eine Kleinigkeit gegen den Hunger natürlich. Schließlich soll ja die ganze Fahrt ein einziges Vergnügen werden.“
Sie betraten ein modernes Gasthaus an der Hauptstraße und bestellten sich eine Cola und ein großes Eis mit Sahne. Karl überwand sich und steckte Caesar die Waffel, die oben in dem Sahneberg steckte, ins Maul.
Damit brachte er den Hund auf den Geschmack.
Er jaulte und winselte so lange, bis Karl nicht anders konnte, als ihm Löffel für Löffel der süßen Sahne hineinzufüttern. Natürlich mochte er dann nicht mehr von dem Eis darunter essen und stellte darum dem Hund die ganze Schale hin. „Ist es nicht rührend“, sagte Egon, „wie sehr Caesar um Karls schlanke Linie besorgt ist? Lieber opfert das Tier sich und frißt das Eis selbst, bevor es erlaubt, daß Karl sich mit unnötigen Pfunden belastet!“
„Laß meine Pfunde in Ruhe“, knurrte Karl, „die sitzen genau an den richtigen Stellen und belasten mich nicht. Ich möchte keines von ihnen missen.“
Er winkte den Ober heran, drückte ihm den geleerten Eisbecher in die Hand und sagte: „Noch einmal dasselbe, bitte!“
Drei Minuten später stand die Portion auf dem Tisch. Karl leckte sich die Lippen und nahm den Löffel in die Hand.
„Am besten schmeckt es mir“, sagte er, „wenn die andern nichts mehr haben und zugucken müssen.“
Er tauchte den Löffel tief in die Sahne und führte ihn langsam zum Mund. Da legte Guddel ihm die Hand auf den Arm und sagte: „Es tut mir leid, Karl, dich darauf aufmerksam machen zu müssen, daß du dieses Eis auf keinen Fall essen darfst!“
„Höh, laß meinen Arm los!“ rief Karl unwillig. „Warum soll ich das Eis nicht essen dürfen? Hast du dich etwa auf Egons Seite geschlagen und schließt dich seinen Überernährungssprüchen an?“
„Keineswegs“, sagte Guddel, „von mir aus kannst du soviel essen, bis du platzt. Nur von diesem speziellen Eis in diesem speziellen Becher solltest du die Finger lassen!“
„Warum?“ fragte Karl ungeduldig. „Willst du mir das freundlicherweise verraten?“
„Weil der Hund aus der Schale gefressen hat und sie inzwischen bestimmt nicht ausgewaschen wurde!“
Karl ließ den Löffel sinken.
„Du spinnst ja“, sagte er unsicher, „dies hier ist ein sauberes Lokal.“
„Natürlich“, sagte Guddel, „aber wenn ein Gast ein Glas Bier oder eine Schale Eis nachbestellt und dem Ober Glas oder Schale in die Hand gibt, wie du das getan hast, dann werden die selbstverständlich nicht ausgewaschen. Der Ober nimmt doch nicht an, daß der Gast sich vor sich selber ekelt!“
Karl schaute unschlüssig auf das leckere Eis hinab. Alle sahen, wie er mit sich rang. Schließlich hob er langsam den Kopf und sah Egon an.
„Hat dein verfressener Hund irgendeine gefährliche Krankheit?“ fragte er.
„Nee“, antwortete Egon, „soweit mir bekannt ist, erfreut er sich bester Gesundheit. Abgesehen mal von den üblichen Kleinigkeiten, die alle Hunde haben.“
Karl kniff die Augen zusammen.
„Die üblichen Kleinigkeiten?“ fragte er. „Was meinst du damit?“
„Na“, erklärte Egon, „er hat natürlich jede Menge Würmer und Staupe, Krätze und ‘ne leichte Beulenpest, aber sonst fehlt ihm nichts.“
„Du gemeiner Kerl“, zischte Karl, „einen armen Ausgehungerten so um sein karges Mahl zu betrügen!“ Und Caesar, der ihm die Vorderpfoten aufs Knie gelegt hatte und jaulend nach mehr Eis verlangte, rief er zu: „Hier, du widerlicher Nimmersatt!“ Er stellte das Eis auf den Fußboden und tauchte den Hund mit Nase und Schnauze hinein. „Aber wenn du dir den Magen verdirbst, bin ich der Letzte, der dich bedauert!“
Dann saß er da und grollte.
Da schob Teresa, die kaum die Hälfte von ihrer Portion gegessen hatte, Karl ihre Schale zu.
„Hier, Carlo“, sagte sie, „ich hab’ mich schon gemacht satt! Kannst du haben alles.“
„Aber nein, Teresa“, wehrte Karl entrüstet ab, „das kommt ja gar nicht in Frage! Ich werd’ doch von dir kein Eis
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