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Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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werd’ man nicht persönlich!“ konterte Karl. „Nur weil du einen schwachen Magen hast! Und außerdem sind die frühen Augustäpfel in Tante Tinas Garten bestimmt auch schon reif. Die können wir uns ebenfalls zu Gemüte führen.“
    „Vielen Dank“, rief Egon und schüttelte sich. „Pflaumen und giftgrüne Augustäpfel sind das beste Abführmittel, das ich kenne. Laß uns man lieber Opa Hameln auf die Nerven fallen. Wenn der Meister in den Wesermühlen war, hat er bestimmt noch einige Zentner Haferflocken im Keller. Die sind zwar auch nichts Weltbewegendes, aber immer noch besser als die Obstkulturen deiner Tanta Tina.“
    Während sie sich so angeregt unterhielten, kamen sie zügig voran und waren noch vor Mittag in Minden.
    „Moment“, sagte Egon, „ich frag’ mal einen Einheimischen, wo der vielgerühmte Mittellandkanal die Weser überquert. Da muß man doch gewesen sein.“
    Sie hielten an und sahen sich um. Eben trat ein Junge mit einem Fußball in der Hand durch eine Gartenpforte auf die Straße. Egon winkte und rief: „He, Kleiner, wie finden wir denn die Kanalbrücke?“
    Der Junge prellte den Ball auf, fing ihn wieder, sah Egon abschätzend an und antwortete: „Keine Ahnung, wie ihr sie findet, Langer, mir gefällt sie jedenfalls.“
    Guddel und Karl lachten. Egon aber sagte kopfschüttelnd: „Habt ihr das gehört? Kaum ist so eine Rotznase aus den Windeln, da gibt sie Älteren schon solche Antworten.“ Und dem Jungen rief er nach: „Hau bloß ab, du Giftzwerg, sonst knöpf ich mir mal deinen Lehrer vor!“
    Der Junge tippte sich an den Kopf und lief hinter seinem Ball her, den er vor sich auf den Gehweg gerollt hatte. Inzwischen machte sich Karl die Mühe, vom Fahrrad abzusteigen und zehn Schritte zum nächsten Zeitungsstand zu gehen. Als er zurückkam, sagte er: „Nach dreihundert Metern müssen wir links abbiegen. Wenn wir immer auf dem Pfad bleiben, können wir sie angeblich nicht verfehlen.“ Also saßen sie wieder auf und fuhren weiter.
    Es war sehr heiß geworden. Die Sonne schien grell von einem weißblauen Himmel und zwang sie, die Augen zusammenzukneifen.
    „Wollen wir uns nicht eine Sonnenbrille kaufen?“ rief Guddel plötzlich und wies mit dem Arm auf eine Drogerie. „Ich sehe da gerade welche im Fenster.“
    „Das ist eine Idee!“ stimmte Karl zu. „Ich kann kaum noch was sehen bei diesem elenden Gegenlicht. Los, kommt!“
    „Aber doch wohl nicht hier“, sagte Egon. „So was gibt es im Kaufhaus zum halben Preis.“
    „Nicht diese Qualität, mein Lieber“, antwortete Karl, indem er quer über den Gehweg auf die Drogerie zuradelte. Guddel fuhr sofort hinterher. Schon war Egon im Begriff, den beiden zu folgen, da entdeckte er einen Polizisten, der hinter einer Anschlagsäule hervorkam und entschlossen auf die Verkehrssünder zutrat. Jetzt gibt es Ärger, dachte Egon und überlegte blitzschnell, wie er das Unheil von seinen Freunden abwenden könnte. Die waren ahnungslos bis vor das große Schaufenster gefahren, stützten sich mit einem Fuß auf den Sims und betrachteten vom Sattel aus das Warenangebot.
    Der Schutzmann hatte noch sieben Schritte zu gehen.
    Da wußte Egon, was zu tun war. Mit einem Ruck stellte er sein Rad auf den Ständer, riß mit einem zweiten sein Tonbandgerät und das Umhängeschild aus der Gepäcktasche, nestelte das Mikrophon zurecht, drückte den Aufnahmeknopf und marschierte auf den diensteifrigen Polizisten zu. Der war inzwischen bei Karl und Guddel angelangt und begann seine Diensthandlung mit folgenden Worten: „Sagt mal, ihr seid wohl von allen guten Geistern verlassen, was? Fahrt da mit euren unvorschriftsmäßig vollgepackten Rädern am hellichten Tage mitten über den Fußweg! Meint ihr, daß die Fußgänger beiseite springen müssen, wenn ihr auftaucht? Meine Lieben, das kostet eine Kleinigkeit!“
    Karl und Guddel stiegen von ihren Rädern ab und schauten ziemlich betreten drein. Einige Leute kamen neugierig näher und beobachteten interessiert, wie hier vor aller Augen das Recht gewahrt und das Unrecht gesühnt wurde.
    Egon hatte sich inzwischen das Schild mit der Aufschrift „Jugend aktuell - Wir fragen, Sie antworten“ umgehängt, stand hinter dem Polizisten, ohne bisher von ihm bemerkt worden zu sein, und fing mit dem Mikrophon in der ausgestreckten Hand alles auf, was gesprochen wurde.
    „Wieso kostet das was?“ fragte Karl jetzt. „Nur weil wir drei Schritte über den Fußweg gefahren sind? Das ist doch

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