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Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Menge Pakete in den hinteren Laderaum. Bevor das Gewitter losbrach, war alles in Sicherheit.
    „Vielen Dank, Jungs, vielen Dank“, sagte der Drogist aufatmend. „Wenn das alles naß geworden wäre, hätte ich einen großen Schaden gehabt. Nun guckt euch doch nur an, wie der Regen auf das Pflaster knallt! Was da für Energie verlorengeht! Wenn man die nutzen könnte!“
    Guddel nieste.
    „Oh“, sagte der Drogist, „ihr seid ja naß geworden. Was machen wir denn da? Habt ihr Zeug zum Wechseln dabei?“
    „Ich fürchte“, antwortete Guddel und wies auf die Fahrräder draußen, „das ist jetzt auch nicht mehr trocken!“
    Die beiden Mädchen, die beim Hereintragen der Ware geholfen hatten, kamen aus dem hinteren Raum nach vorne. Sie hatten sich abgetrocknet und umgezogen.
    „Herr Bläuling, Ihre Frau möchte sie gern sprechen“, sagte nun das eine.
    „Ist gut, ich komme“, rief der Drogist und ging hinaus. Er kehrte aber noch einmal um und rief: „Rosi, gib den Jungen ein paar Karamellen und Honigbonbons!’ Dann verschwand er endgültig.
    Rosi und das andere Mädchen, beide nicht älter als sechzehn Jahre, waren nun allein mit den nassen Radwanderern. Rosi ging zu den Bonbongläsern und füllte drei große Tüten mit einer Hustenmischung.
    „So“, sagte sie. „da habt ihr etwas gegen den Husten. Und dazu gebe ich euch noch eine Schachtel Tabletten; die sind gegen das Magenkneifen, das ihr todsicher kriegt, wenn ihr die ganze Mischung weggelutscht habt. Gegen das Sodbrennen, das euch nach dem Genuß der Tabletten quälen wird, lege ich eine Handvoll Pillen bei. Und hier schenke ich euch noch ein Dutzend Tabletten gegen Tablettensucht, die eine unausbleibliche Folge der Einnahme so vieler Tabletten ist.“
    „Danke, es reicht“, sagte Egon. „Was jetzt noch fehlt, wären ein paar erstklassige Sonnenbrillen. Deshalb sind wir nämlich hier hereingekommen.“
    „Oh, damit können wir dienen“, mischte sich das andere Mädchen ein. „In Sonnenbrillen sind wir ganz groß. Wenn ihr bitte näher treten wollt! Hier haben wir schon mal ein Sortiment für die feine Dame. Bitte sehr! In diesen Gläsern spiegelt sich die große weite Welt. Das steht jedenfalls in dem Begleitschreiben der Herstellerfirma. Wenn ihr indessen euer freundliches Auge auf diesen Koffer werft, springt euch eine Auswahl für den extravaganten Herrn in selbiges: geschliffene Gläser, antibakteriell bestrahlt, mottenfest und rostfrei. Außerdem, und das ist das Erstaunliche daran, kann man richtig durchgucken. Jedes Exemplar kostet nur fünfundvierzig Mark, Einführungspreis, versteht sich! Später kosten sie mindestens eine Mark achtunddreißig mehr.“
    „Unsinn!“ rief jetzt Rosi. „Was sollen sie mit mottenfesten Brillen! Zeige ihnen doch mal die Naturburschenkollektion mit Glasschneider, Taschenmesser und eingebautem Feuerzeug, Stück sechsundsiebzig Mark und mehr, Vorzugspreis für Freunde des Hauses!“
    „Wir sind, fürchte ich, weder Naturburschen noch Freunde des Hauses“, sagte Karl grinsend. „Und wir wollten die Brillen eigentlich ganz normal benutzen. Taschenmesser und Feuerzeug haben wir schon. Darum legen wir auch keinen Wert auf einen besonders hohen Preis.“
    „Schon eher auf einen besonders niedrigen“, sagte Guddel. „Ach, ich verstehe schon! Die Herren suchen Markenbrillen mit kleinen Fehlern“, sagte Rosi. „So etwas haben wir natürlich auch. Hol doch mal die Bruchschachtel, Gudrun!“
    „Aber gern, Frau Chefin“, dienerte Gudrun eilfertig, „ich entschwebe.“
    Sie entschwebte aber nicht, sondern stolperte über einen Waschmitteleimer und riß dabei das Sortiment der Brillen für den extravaganten Herrn vom Tresen. Sich aufrappelnd, legte sie es auf den Ladentisch zurück und sagte: „Hier ist schon mal der erste Bruch, bitte sehr. Sucht euch das Passende heraus. Wie wär’s mit diesem Modell?“ Sie legte den Rest einer Brille auf den Tisch. „Sie hat’zwar nur noch ein Glas, aber dafür fehlt ein Bügel. Somit ist sie ein ideales
    Stück für Einäugige und Einohrige. Wie gefällt euch dieses Prachtexemplar?“
    „Schade um die schöne Brille“, sagte Guddel, „die hat doch sicher eine ganze Menge gekostet. Wenn das euer Chef sieht, gibt es bestimmt Ärger.“
    „Kann man das Glas nicht wieder einsetzen?“ fragte Karl und nahm das lädierte Gestell in die Hand.
    „Natürlich kann man das“, entgegnete Gudrun, „aber das erhöht natürlich den Preis.“ Sie nahm das Glas und zwängte es

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