Karl der Dicke & Genossen
so aus“, sagte Guddel.
Aber Egon hörte nicht auf die gemeinen Zungen, er löffelte mit großen Behagen die Pfifferlinge.
Da kam die Bäuerin mit den vollen Milchkannen zurück.
„Na, schmeckt’s?“ fragte sie freundlich.
Weil Egon als einziger aß, mußte er ja wohl antworten. „Nicht besonders“, sagte er, „langweiliger Fraß“, und stellte den leeren Topf auf den Boden.
Die Frau ging vorüber.
„Mensch, Guddel, Egon hat den ganzen Pott leergemacht!“ rief Karl plötzlich. „Da war doch für Guddel auch noch was drin, du Freßsack!“
„Woher soll ich denn das wissen?“ sagte Egon. „Ich dachte, ihr hättet schon gegessen.“
Guddel hatte keine andere Wahl, als seinen Hunger mit zwei Tellern Haferflocken niederzukämpfen. Noch während er den dicken Brei in sich hineinlöffelte, begann er über seinen Fahrtenbericht nachzudenken. Sollte er über den Amerikaner in Bremen schreiben oder über das Interview in der Bäckerei? Auch das Puddingkochen und die erste Nacht im Zelt ließen sich bestimmt zu einer lustigen Geschichte verarbeiten. Natürlich könnte er auch einfach alles der Reihe nach erzählen. Aber würde das nicht zuviel werden? Möglicherweise strich Onkel Eduard die Hälfte, und man hatte umsonst gearbeitet!
Karl unterbrach ihn in seinen Grübeleien.
„Schlaf nicht ein, Guddel“, sagte er. „Sieh zu, daß du den Topf leerkriegst, wir wollen los!“
„Jetzt schon?“ fragte Guddel. „Es ist doch erst halb sieben.“
„Das ist genau die richtige Zeit“, antwortete Karl. „Wenn die Sonne erst höher steht, schwitzen wir beim Fahren wie die Kesselputzer. Guck, Egon dampft jetzt schon, weil er mit dem Zusammenlegen des Zeltes nicht zurechtkommt. Sieh doch nur, wie geschickt er sich anstellt! Mensch, Egon, das ist ein Zelt und kein Waschlappen! Roll den ganzen Krempel noch mal auseinander, so wird das nichts.“
„Ohne mich, meine Lieber“, knurrte Egon. „Wenn es dir so nicht gefällt, kannst du es gerne anders zusammenfalten.“ Karl stand auf und zerrte Egons Zeltknäuel wieder auseinander.
„Mit dem Dach fängt man an“, erklärte er. „Das muß schön glatt ausgelegt werden. Linkes Zipfelchen strammziehen, rechtes Zipfelchen strammziehen. Nun die Mitte glätten und die Schnüre hineinlegen. Kann mein kleiner Egon folgen? Ist doch ganz einfach, nicht? Jetzt den First umklappen und die Traufe. Siehst du, nun besteht das Zelt nur noch aus einer schmalen Bahn, und die kann man bequem aufrollen. Rasch Opas Leibriemen herumgeschnürt, und fertig ist der Lack. Hast du alles mitgekriegt? Morgen darfst du es noch einmal versuchen. Solltest du dich aber immer noch so ungeschickt anstellen, können wir dich nur für das Aufrollen der Decken und andere niedere Arbeiten einsetzen.“ Egon hatte gelangweilt zugesehen und dabei Karls Wolldecken zu einer unansehnlichen langen Wurst aufgewickelt. Er knickte sie in der Mitte zusammen und wollte sie so auf Karls Gepäckträger klemmen.
„Bist du denn noch zu retten!“ rief Karl, als er das sah. „Wenn ich so losfahre, liege ich garantiert nach drei Minuten auf der Nase. Du verstehst auch wohl nur was von Interviews, wie? Was Männliches ist bei dir nicht drin.“ Während dieses unterhaltsamen Geplänkels hatte Guddel sein Gepäck ebenfalls zusammengelegt und auf seinem Fahrrad verteilt. Mit wenigen Griffen hatte er auch den Platz, auf dem sie geschlafen und gekocht hatten, aufgeräumt. Nun stand er abfahrbereit auf dem Weg. Eine knappe Minute später konnten sie starten.
Guddel blieb ein wenig zurück, um noch über den Bericht nachzudenken. Karl und Egon fuhren auf dem Radweg nebeneinander und berieten darüber, ob sie nicht doch über Tante Tina aus Lemgo herfallen sollten.
„Bei Tante Tina gibt es auf alle Fälle zentnerweise Pflaumen“, sagte Karl. „Das ist wenigstens etwas. Was Opa Hameln uns bietet, ist noch in Dunkel gehüllt.“
„Mensch, du kannst doch nicht nur Pflaumen essen“, wandte Egon ein. „Dann bringst du deine gesamte Verdauung ins Schleudern und kommst vom Lokus gar nicht mehr ‘runter.“
„Wieso?“ fragte Karl. „Bist du allergisch gegen Pflaumen? Ich kann die morgens, mittags und abends essen und zwischendurch noch ein paar Stullen mit Pflaumenmus.“
„Das traue ich dir zu“, sagte Egon. „Aber du bist ja mit einem normalen Menschen nicht zu vergleichen. Unsereins braucht was Kräftiges, Herzhaftes. Babynahrung überlassen wir gern den schwabbeligen Dickbäuchen.“
„Nun
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