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Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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lächerlich!“
    „Lächerlich?“ rief der Polizist empört. „Du nennst meine Handlungsweise lächerlich?“
    Hörbar nach Luft schnappend, sah er sich um und entdeckte dabei Egon Langfuß. Er begriff nicht gleich, was das Mikrophon bedeutete. Aber als er das Umhängeschild gelesen hatte, wurde es ihm klar.
    „Stellst du mal sofort deinen Kasten ab!“ befahl er. „Wir sind hier doch nicht im Zirkus.“
    Egon trat hinter Karls Fahrrad, so daß der Polizist ihn nicht so leicht fassen konnte, und sprach mit fester Stimme in das Mikrophon: „Meine sehr verehrten Hörer, Sie erleben im Augenblick die Amtshandlung eines Polizisten mit, der zwei junge Radfahrer gestellt hat, die vier Meter über einen Gehweg gefahren sind. Urteilen Sie selbst, ob er das mit der gebotenen Ruhe und Gelassenheit tut!“
    Die Zuschauer hatten mittlerweile einen engen Kreis um die beiden Verkehrssünder, den immer wütender werdenden Polizisten und den Radio-Bremen-Reporter gebildet. „Mann“, rief der Polizist nach Egons Ansage, der er vor Staunen fassungslos zugehört hatte, „ich habe mich wohl nicht deutlich genug ausgedrückt. Ich tue nichts als meine Pflicht und dulde nicht, daß man mich dabei abhört. Also stell dein Tonbandgerät ab, sonst tue ich es selbst!“
    Er beugte sich bei diesen Worten über Karls Fahrrad und tastete nach Egon. Aber der ging nur zwei Schritte zurück und war in Sicherheit, denn die Menschen drängten sich nun so dicht um das Schauspiel, daß dem Polizisten der Weg zu seinem Herausforderer versperrt war. Ruhig und sachlich sprach Egon weiter in das Mikrophon: „Sie merken, meine lieben Hörer, daß es nicht leicht ist, Freund und Helfer zu sein, wie es von Polizisten verlangt wird.“
    Der Beamte wurde krebsrot. „Ich soll doch wohl nicht handgreiflich werden?“ schrie er.
    „Lassen Sie den Jungen doch gewähren!“ mischte sich eine junge Frau ein. „Was tut er denn Unrechtes? Wir sollten uns doch freuen, wenn die Jugend interessiert ist an unserer Arbeit!“
    „Ich lasse mich doch nicht in aller Öffentlichkeit zum Kasper machen!“ brüllte der Polizist nun mit überschnappender Stimme.
    „Zum Kasper machen Sie sich höchstens selbst!“ rief jemand, der weiter hinten stand.
    „Sie, das sagen Sie nicht noch mal, sonst zeige ich Sie an wegen Beamtenbeleidigung!“ heulte der Polizist. „Was wollen Sie überhaupt alle hier? Machen Sie, daß Sie weiterkommen! Sehen Sie denn nicht, daß Sie die Straße versperren?“
    „He, was ist denn das für ein Ton!“ empörte sich ein dicker Herr. „Haben Sie auf der Polizeischule nicht gelernt, wie man mit dem Publikum verkehrt?“
    Da begriff der Polizist, daß es das klügste war, wenn er sich schnellstens entfernte, denn hier standen alle gegen ihn. Er wandte sich ab von Egon und zischte Karl und Guddel zu: „Diesmal sollt ihr noch mit einer Verwarnung davonkommen, aber das nächstemal kostet es eine Kleinigkeit! Und nun verschwindet!“ Ehe die Jungen noch recht merkten, wie ihnen geschah, hatte er sich durch die Menge gezwängt und war weg.
    Die Umstehenden lachten, schüttelten den Kopf und gingen langsam auseinander. Egon aber sagte ins Mikrophon: „Da geht er hin und kommt nicht mehr! Entschuldigen Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, daß ich in Gegenwart Ihrer geöffneten Ohren dem armen Mann so übel mitspielen mußte: es war reine Notwehr! Sie werden sich erinnern, daß er den Streit angefangen hatte und mir keine andere Wahl blieb. Als Polizist sollte man sich wirklich besser in der Gewalt haben. Aber wer weiß, was ihm heute morgen schon alles begegnet sein mag, daß ihn unser Verhalten so auf den Baum bringen konnte.“ Damit schaltete er das Gerät aus.
     

Die Menschenmenge hatte sich nun verlaufen, und die Jungen standen fast allein auf dem Bürgersteig. Da zuckte ein Blitz auf. In der Aufregung der letzten Minuten war ihnen gar nicht aufgefallen, daß der Himmel sich bezogen hatte und die Sonne hinter dunklen Wolken verschwunden war. Rasch stellten sie die Räder ab und flüchteten in die Drogerie. Schon fielen erste schwere Tropfen. Im Laden war es angenehm kühl und sehr dämmerig. Niemand war da, um sie zu bedienen. Zufällig blickte Karl durch ein rückwärtiges Fenster in den Hof. Da sah er, daß der Drogist und zwei Mädchen sich bemühten, einige Säcke und Pakete noch vor dem Regen ins Haus zu bringen.
    Ohne zu zögern liefen die Jungen ihnen zu Hilfe und schleppten gemeinsam fünf Säcke mit irgendwelchen Samen und eine

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