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Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Namen auf.
    Noch während er schrieb, kam der Drogist in den Laden zurück. Die beiden Mädchen nahmen ihn auf die Seite und erzählten ihm, was sich inzwischen zugetragen hatte. „Großartig!“ rief er, als er im Bilde war. „Großartig, daß ihr Menschen zusammenfuhren wollt, die zueinandergehören! Das ist das einzig Sinnvolle auf dieser Welt. Meine besten Wünsche begleiten euch. Wenn ich meinen Führerschein noch hätte und ein bißchen mehr Zeit und unbeschädigte Bandscheiben, wer weiß, vielleicht wäre ich mitgefahren. Aber so kann ich euch leider nur nachschauen und den Daumen halten. Sonst kann ich ja wohl nichts für das Gelingen eures Unternehmens tun.“
    „Ich glaube doch“, sagte Karl. „Sie könnten uns ein paar Sonnenbrillen billig verkaufen.“
    Herr Bläuling stutzte verwundert. Es schien ihm neu zu sein, daß Sonnenbrillen helfen könnten, Familienmitglieder zusammenzuführen. Darum erklärte Karl: „Wir fahren nämlich nach Süden, immer gegen die Sonne!“
    „Soso“, sagte der Drogist, „nach Süden und immer gegen die Sonne. Aber du befindest dich in einem Irrtum, wenn du meinst, daß ihr die Sonne immer nur von vorn hättet. Die Sache verhält sich nämlich so.“ Und er holte aus zu einem wortreichen Vortrag über die Ekliptik und die Drehung der Erde. Egon unterbrach den verhinderten Professor jedoch unerschrocken, als bei dem die Sonne eben am nördlichen Wendekreis angelangt war.
    „Seien Sie uns nicht böse“, sagte er, „wir haben heute noch keinen warmen Löffel im Leibe gehabt und müssen noch bis nach Hameln. Darum sind wir in Eile.“
    „Ach so, natürlich, jaja“, sagte Herr Bläuling. „Ich wollte euch auch nur erklären, daß man in unseren Breiten die Sonne mal vorn, mal hinten, mal links und mal rechts hat. Das liegt einfach...“
    „Genau!“ rief Karl. „Das meinen wir auch! Einfach, aber solide und mit geschliffenen Gläsern. Wegen der Polarisation. Und vor allen Dingen nicht so teuer!“
    Herr Bläuling nickte ergeben, ohne recht zu merken, daß er schon wieder unterbrochen worden war.
    „Rosi, hol mal die Vorjahreskollektionen“, sagte er, „die werden wir doch nicht mehr los.“
    Das Mädchen schob seinem Chef zwei große Schachteln hinüber. Der sah flüchtig hinein und forderte dann die Jungen auf, sich herauszusuchen, was ihnen gefiele. Die prüften, probierten, betrachteten sich im Spiegel und hatten bald das Passende gefunden. Mit den Brillen auf der Nase glichen sie jungen Araberscheichs bei der Strandpromenade. „Was wollen Sie uns denn für diese veralteten Modelle noch berechnen?“ fragte Karl vorsichtig an.
    „Rechnen will ich lieber nicht dabei“, sagte Herr Bläuling, „sonst müßte ich mich ärgern über das Verlustgeschäft. Ich schenke sie euch. Weil ihr mir geholfen habt. Außerdem spendiere ich euch einen Erste-Hilfe-Kasten mit Pflaster, Binden, Tabletten usw. und dazu noch ein paar Stücke Seife. Los, Gudrun und Rosi, nehmt mal eine von den wasserdichten Tragetaschen und packt die Dinge hinein!“
    Als die Jungen zwei Minuten später die Drogerie verließen, sich mit den extravaganten Brillen aus dem Vorjahr gegenseitig betrachteten und die hübsche Plastiktasche an Egons Lenker hängten, hatten sie Gewißheit, einen sehr preiswerten Einkauf getätigt zu haben. Sehr zufrieden mit dem Stand der Dinge, wollten sie aufsteigen und weiterfahren.
    Aber Frau Klingeberg bat sie noch dringend auf einen Sprung in ihre Wohnung. Die sei gleich in der dritten Querstraße, sagte sie, nur müsse sie eben noch beim Schlachter vorbei.
    Die Jungen gingen bereitwillig mit. Sie glaubten, sie sollten noch etwas für die fortgelaufene Tochter mitnehmen. Darum machten sie große Augen, als ihnen nach kurzer Wartezeit in Frau Klingebergs Wohnzimmer drei knusperige Schnitzel aufgetischt wurden.
    „Eßt nur tüchtig“, forderte die alte Dame sie auf, „in eurem Alter hat man immer Hunger, besonders wenn man den ganzen Tag an der frischen Luft ist.“
    Nach der Hauptmahlzeit gab es noch ein leckeres Eis vom Konditor nebenan, und dann sollte die Fahrt eigentlich weitergehen. Aber da benutzte Guddel die gute Gelegenheit und schrieb in seiner besten Sonntagsschrift den zweiten Zeitungsbericht für Onkel Edu in Wesel. Er hatte keine Schwierigkeiten, die Erlebnisse der beiden Tage zu ordnen, aber fast drei Stunden brauchte er doch für die Niederschrift.
    Inzwischen mähten Karl und Egon der Frau den Rasen und halfen ihr beim Decken des Abendbrottisches.

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