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Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Finger zuzuwinken schien.
    „Man gut, daß es gestern abend so dunkel war“, sagte er. „Ich kann mir denken, daß der bei Mondschein ganz schön schaurig aussieht.“
     

 
    Sie mußten ihre Räder einige Kilometer schieben, weil die Straße anstieg. Das ärgerte sie aber nicht im geringsten, konnten sie dabei doch in aller Ruhe und Eintracht ihr zweites Frühstück einnehmen und sich von der Last der so reichlich eingekauften Lebensmittel befreien. Einige Augustäpfel vom Wegesrand beendeten die üppige Mahlzeit. Dann konnten sie endlich aufsteigen und fahren.
    In Polle kamen sie wieder an die Weser. Am Ortsausgang stießen sie auf einen fliegenden Händler, der von seinem Lieferwagen herunter Obst und Gemüse anbot. Sie kauften zwei Pfund Pflaumen und drei grüne Gurken.
    „Es geht doch nichts über Gurken“, sagte Karl. „Die sind gesund, vitaminreich, blutbildend und leicht verdaulich. Außerdem stillen sie den Durst.“
    An der Straßenböschung hielten sie eine kleine Zwischenmahlzeit. Der Saft der Vollreifen Pflaumen lief Karl an beiden Seiten des Mundes herunter.
    „Ich kenn mich gar nicht wieder“, sagte er schmatzend, „seit wir unterwegs sind, habe ich den ganzen Tag Hunger.“
    „Angeber“, sagte Egon dazu. „Du frißt doch zu Hause auch deine Eltern ins Armenhaus.“
    Karl ärgerte sich.
    „Du bist ja bloß neidisch, daß dein Gerippe kein Fett ansetzt! Wenn ich du wäre, würde ich mich als Bohnenstange vermieten.“
    „Und du wärst eine prima Straßenwalze“, entgegnete Egon. „Wo du hinrollst, ist alles platt.“
    Guddel machte dem Gezanke ein Ende.
    „Ich möchte mal wieder ein anständiges Stück Fleisch essen“, sagte er und spuckte den letzten Pflaumenstein aus. Das konnte selbst der magere Egon verstehen. Und daher beschloß man einmütig, mit den Vorbereitungen zur Herstellung von drei außergewöhnlichen Koteletts sofort zu beginnen.
    Im nächsten Ort kaufte der Fleischkenner Karl drei Riesenkoteletts, sehr mager und fast ohne Knochen. Guddel besorgte indessen Puddingpulver, damit sie sich auch einen leckeren Nachtisch bereiten konnten.
    Und dann verließen sie den Ort und fuhren an die Weser. Da das Gras frisch gemäht war, betraten sie mit dem ruhigsten Gewissen der Welt die Wiesen und legten mit viel Fachverstand eine Feuerstelle an. Trockenes Schilf und angetriebenes Holz lagen reichlich am Ufer, so daß sie das Feuer bequem speisen konnten.
    Karl hatte vergessen, die Koteletts klopfen zu lassen. Er tat es darum selber mit zwei dicken Steinen. Nach dem dritten Schlag vermengte sich das Blut seines linken Zeigefingers fröhlich mit dem des Fleisches.
    „Verdammter Mist!“ rief er. „Was sind denn das für blöde Steine!“
    Guddel verpflasterte die Wunde fachgerecht mit einem Stück Pergamentpapier und Isolierband. Dann machte er sich an die Zubereitung des Vanillepuddings.
    Er stellte sich bis zu den Knien ins Wasser und schlug mit einer Gabel das Eiweiß steif, das er auf einen flachen Teller gegossen hatte. Das Puddingpulver rührte er in einer Tasse an und plazierte die sodann vorsichtig auf dem gelben Ufersand. Der Teller mit dem Eiweiß stand auf einem flachen Stein daneben.
    „Na, wie weit bist du?“ fragte er Karl aus dem Wasser herauf. „Kann ich noch mal über die Weser schwimmen, oder fangen wir schon an mit der Schlemmerei?“
    „Eine Seite ist fertig“, rief Karl zurück. „Wenn du in sieben Minuten zurück bist, kommst du noch rechtzeitig.“ Guddel staunte über die starke Strömung, als er nun langsam über die Weser schwamm.
    Auf der anderen Seite trieb ein Schäfer seine Herde langsam an der hohen Böschung entlang weseraufwärts. Guddel versuchte eines der kleinen Lämmer zu streicheln, aber sie liefen ihm alle davon.
    Er setzte sich ins Gras und sah zu Karl und Egon hinüber, die eifrig um die Koteletts bemüht waren.
    Flußabwärts fuhr ein buntgeschmücktes Motorschiff, die „Weserbergland“. Dicht gedrängt standen die Leute auf dem Oberdeck. Guddel winkte, viele Hände winkten zurück.
    Das Schiff machte recht ansehnliche Wellen. Wie ein großes V liefen sie hinter seinem Heck den Ufern zu. Guddel folgte ihnen eine Zeitlang mit den Augen.
    Plötzlich sprang er auf. Er hatte auf der anderen Seite einen Becher und einen Teller im Wasser schwappen sehen. Der Schnee! Der Pudding!
    Er stürzte sich in die Weser und schwamm mit raschen Zügen zurück. Das angerührte Vanillepuddingpulver in der Tasse hatte sich verdoppelt und war jetzt braun

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