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Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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„Natürlich, was denn sonst!“
    „Wenn du meinst, daß ich in diesem Schweinewetter auch nur einen Schritt vor die Tür gehe, dann befindest du dich auf dem Holzweg. Lieber laß ich mich langsam von unten durchfeuchten, als daß ich den Regen eimerweise auf den Pelz kriege.“
    „Wer spricht denn von Pelz?“ sagte Guddel. „Das Zeug bleibt natürlich drin, wir arbeiten in Badehose.“
    Als sie noch hin und her redeten, wie sie mit ihrer Situation am besten fertig würden, hörten sie das Geräusch eines sich nähernden Traktors und wenig später ein lautes ärgerliches Gehupe.
    „Wer hupt denn da so dusselig vor unserm Haus?“ fragte Egon. „Hat der Mensch kein Gefühl dafür, daß er uns aus dem Schlaf reißt?“
    Da der Lärm nicht aufhörte, kam den Jungen der Gedanke, daß sie vielleicht mit dem Hupen gemeint sein könnten. Darum schob Karl sein ungewaschenes Gesicht durch den Eingang.
    Ersah einen nagelneuen roten Traktor unmittelbar vor dem Zelt. Eine Frau saß hinter dem Lenkrad.
    „Hallo“, rief sie, „ihr könnt doch nicht mitten auf dem Weg zelten! Ich muß zu meinen Feldern!“
    „Wo ist denn hier ein Weg?“ fragte Karl. „Ich sehe nur einen Grasstreifen.“
    „Das ist unser Wirtschaftsweg“, rief die Frau. „Ihr müßt euer Zelt abbauen. Nachher kommen noch zwei Traktoren.“
    „Sie haben Nerven“, sagte Karl. „In diesem Regen mag man doch keinen Hund vor die Tür jagen, und da verlangen Sie von uns, daß wir unser Haus abbrechen! Ich glaube, das ist nicht drin. Können Sie nicht einen kleinen Umweg machen und durch den Wald fahren?“
    Die Frau stellte den Motor ab und stieg vom Traktor herunter.
    „Darf ich mal zu euch ‘reinkommen“? fragte sie. „Oder hat sich gerade jemand ausgezogen?“
    „Ausgezogen? Moment, ich seh mal nach!“
    Karl glitt ins Zelt zurück und sagte: „Jungs, bedeckt eure Blößen, wir kriegen Damenbesuch.“ Dann zog er seine eigene Hose ein Stück höher hinauf und steckte den Kopf wieder nach draußen.
    „Kommen Sie man herein, junge Frau“, sagte er, „aber putzen Sie sich die Schuhe gut ab, damit Sie unsern Perserteppich nicht dreckig machen.“
    Die Frau fuhr aus ihren Holzschuhen und kroch ins Zelt. Sie hatte ein buntes Kopftuch auf, das ihrem gesunden braungebrannten Gesicht etwas sommerlich Fröhliches verlieh.
    „Oh“, sagte sie, „es ist ja recht geräumig bei euch. Das erwartet man gar nicht, wenn man das Zelt von außen sieht.“
    „Platz haben wir genug“, sagte Egon. „Davon können wir Ihnen noch was abgeben. Und praktisch ist es bei uns, so etwas haben sie bestimmt noch nicht gesehen!“
    „Ja“, warf Guddel ein, „wir haben sogar eine Wasserleitung im Haus. Sehn Sie, wie das Wasser hier unter der Zeltwand durchläuft? Ich falte gerade ein Papierschiff, das will ich gleich darauf schwimmen lassen.“
    „Um Gottes willen!“ rief die Frau. „Eure Decken werden ja ganz naß!“
    „Da kann man nichts machen“, sagte Karl. „Und weinen hilft nicht, das macht die Sache nur noch feuchter.“
    Die Frau guckte die Jungen prüfend an und fragte: „Wie alt seid ihr eigentlich?“
    Karl, der an der jungen Frau sichtlich Gefallen fand, grinste und sagte: „Dreimal dürfen Sie raten.“
    „Fünfzehn?“
    „Das kommt der Wahrheit sehr nahe.“
    „Vierzehn?“
    „So könnte man sagen.“
    „Hm, wohin wollt ihr denn noch?“
    „Das steht in den Sternen“, sagte Egon. „Wohin der Wind uns weht.“
    „Und der Hunger uns treibt“, ergänzte Karl.
    „Habt ihr Ferien?“
    „Ja, noch drei Wochen.“
    „Ihr geht wohl alle zur höheren Schule, was?“
    „Leider“, antwortete Karl, „aber ziehen Sie daraus bitte keine falschen Schlüsse, wir sind alle ziemlich bekloppt. Das sehn Sie schon an dem Kopf von diesem Langen hier, der ist ringsum platt.“
    Egon tippte sich an die Stirn.
    Die Frau lachte und biß sich nachdenklich auf die Unterlippe.
    „Sagt mal“, begann sie wieder, „hättet ihr nicht Lust, ein paar Tage bei uns auf dem Hof zu bleiben und ein wenig in der Ernte zu helfen? Einer könnte den Traktor fahren und einer den Mähdrescher. Wißt ihr, man kriegt ja heutzutage keine Leute. Und nun ist mein Mann vorige Woche ausgefallen, liegt mit Blinddarm im Krankenhaus. Da weiß ich gar nicht, wie ich den Weizen ‘reinkriegen soll.“
    Die Jungen horchten auf.
    Einen Traktor sollten sie fahren und einen Mähdrescher? Das war ein Angebot, über das es sich nachzudenken lohnte. „Ihr sollt natürlich nicht umsonst

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